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100 Jahre Oktoberrevolution

Vor 100 Jahren kam es in Russland zum großen Umbruch: Im März stürzte die Zaren-Monarchie - im November ergriff Lenin mit seinen Bolschewiki die Macht und versprach dem Volk "Brot, Frieden und Freiheit". Die Oktoberrevolution mündete jedoch in einem blutigen Bürgerkrieg. 1922 gipfelte sie schließlich in der Gründung der sozialistischen Sowjetunion, die sich unter Lenins Nachfolger Stalin zu einer mächtigen Gewaltdiktatur entwickelte.
DAL, 07.11.2017

Auftakt des Revolutionsjahres 1917: die Februarrevolution führt zur Entmachtung des Zaren.

Gemeinfrei

Im Jahr der Oktoberrevolution steckte Russland mitten im Ersten Weltkrieg - und es lief nicht gut. Deutschland und Osterreich-Ungarn hatten bereits viele Gebiete des Landes erobert. Den Soldaten ging es schlecht, weil sie nicht genügend Nahrungsmittel und Medikamente erhielten. Auch die Bevölkerung litt. Da die Kriegsführung viel Geld verschlang, ging es wirtschaftlich bergab. Viele Arbeiter steckten im sozialen Elend und den Menschen fehlte es an so grundlegenden Dingen wie Brot.

Zar Nikolaus II. dankte am 15. März 1917 ab, nachdem zuvor eine gewaltsame Niederschlagung der in Russland aufflammenden Unruhen gescheitert war.

Gemeinfrei

Mit dem Hunger wuchs auch der Unmut in der Bevölkerung: Hungerrevolten, Streiks und Plünderungen gehörten zur Tagesordnung. Zahlreiche Menschen gingen gegen Zar Nikolaus Alexander II. und seine Regierung auf die Straße. Der zeigte sich hart gegenüber den Demonstranten und ließ die Aufständischen von seinen Soldaten niederschlagen. Doch im Februar - nach unserem heutigen Kalender im März - eskalierte die Situation: Soldaten liefen zu den Demonstranten über und es kam zur sogenannten Februarrevolution. Dabei wurde der Zar entmachtet und ein Parlament, das Duma, übernahm mit einer provisorischen Regierung die politischen Geschäfte.

Problematische Doppelherrschaft

Doch damit kehrte noch lange keine Ruhe in Russland ein - im Gegenteil. Denn mit den Sowjets hatte sich eine große Bewegung entwickelt, die nun ebenfalls Ansprüche auf die Regierung erhob. Schließlich hatten diese Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte einen großen Anteil am Sturz des Zaren gehabt. Dabei gaben vor allem die Bolschewiken unter der Führung von Lenin und Trotzki den Ton an. Schlussendlich kam es zu einer Art Doppelherrschaft zwischen der aus bürgerlichen Politikern und Gutsbesitzern zusammengesetzten Übergangsregierung auf der einen und den Sowjets auf der anderen Seite.

Die beiden Parteien waren sich jedoch in vielen Fragen uneinig. Während Lenin in seinen berühmten Aprilthesen unter anderem den Waffenstillstand, die Enteignung von Großgrundbesitzern und Land für die Bauern sowie eine Verstaatlichung der Produktionsmittel forderte, führte die kapitalistisch orientierte Regierung den Krieg trotz der großen Hungersnot im eigenen Land weiter und schien sich Problemen wie der Nahrungsmittelknappheit oder der Landfrage nur zögerlich anzunehmen.

Lenin gelangte Mitte April 1917 aus seinem Schweizer Exil nach Russland und ging sofort auf Konfrontationskurs mit dem bürgerlichen Teil der Übergangsregierung.

Pavel Semyonovich Zhukov / Gemeinfrei

"Brot, Frieden und Freiheit"

Lenin forderte deshalb den Sturz der Übergangsregierung. Was selbst vielen seiner Anhänger zunächst zu radikal erschien, stieß in der Bevölkerung auf immer mehr Zustimmung. Denn trotz der Entmachtung des Zaren waren die Nöte der "normalen Bürger" noch immer nahezu dieselben wie vor der Februarrevolution. Mit seinem Versprechen von "Brot, Frieden und Freiheit" traf Lenin den Nerv vieler Menschen.

Als sich mit der Zeit immer mehr abzeichnete, dass die provisorische Regierung weder hinsichtlich einer Landreform noch in Bezug auf Friedensverhandlungen mit Deutschland entschlossen handelte, wuchs die Unterstützung für Lenins Parteiprogramm auch bei vielen, die es zunächst für zu drastisch erachtet hatten. So beschloss das Zentralkomitee der bolschewistischen Partei schließlich den bewaffneten Aufstand gegen die Regierung.

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