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Angst vorm Zahnarzt

Die Furcht vor Zahnbehandlungen ist weit verbreitet. Oft sind schlimme Kindheitserinnerungen schuld daran. Doch es gibt viele Möglichkeiten, die Angst zu umgehen oder sogar abzubauen.

Annette Bolz

Der Barbier als "Zahnexperte"

Das Mädchen brüllt, dass es über den ganzen Marktplatz schallt. Der Stadtnarr klingelt derweil mit seinen Glöckchen und macht Radschläge, um Lotte zu beruhigen. Denn die Elfjährige sitzt auf dem Stuhl des Barbiers, mitten auf der Straße. Ihre Wange ist schon ganz dick angeschwollen vom eitrigen Backenzahn. Den soll der Barbier mit seinem großen Haken herausziehen. Doch der Possenreißer müht sich vergebens - das Kind schreit und weint weiter: Die Angst ist einfach zu groß. Jacob, Friseur und Zahnfachmann in einer Person, kennt diese Probleme. Deshalb schickt er den Narr ins nächste Schankhaus, Branntwein holen. Der Schnaps soll nicht nur die Angst betäuben, sondern auch den Schmerz. Anderthalb Stunden später ist das Werk vollbracht: Lotte ist so betrunken, dass sie sich kaum noch halten kann - und der Barbier hat den faulen Backenzahn mit Gewalt herausgerissen.

Noch vor 200 Jahren waren die Methoden der Zahnexperten recht roh. Heutzutage können Dentisten viel mehr als nur Zähne ziehen. Zudem gibt es bessere Betäubungsmittel. Trotzdem haben etwa 90 Prozent aller Menschen ein ungutes Gefühl beim Gang zum Zahnarzt, 50 Prozent sind ängstlich und fünf bis zehn Prozent, so schätzen Experten, sind sogar richtige Phobiker: Sie gehen nie in eine Praxis und lassen ihre Zähne lieber zu Stümpfen verfaulen. Die Angst vor der Zahnbehandlung ist übrigens überall verbreitet: in Europa genauso wie in Russland, in Brasilien oder Japan.

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