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Anti-Aging – vitaler älter werden

Anti-Aging – ein schöner Traum? Zumindest ein hoch gestecktes Ziel, denn gegen das Altern ist (noch) kein Kraut gewachsen. Vielmehr versucht die Anti-Aging-Bewegung jene Prozesse gezielt zu beeinflussen, die Alterungsprozesse des Körpers beschleunigen. Kein Wunder, dass gerade die westliche Welt sich dafür interessiert, in der “die Alten” über kurz oder lang die Bevölkerungsmehrheit stellen werden. Publikationen zum Thema erobern den Markt, TV-Sendungen und Seminare befassen sich mit Anti-Aging – der Kunst, länger zu leben und dabei vital und fit zu bleiben. Ist das wieder einer dieser hippen Trends, der aus den USA zu uns herüberschwappt? Nein, so die Wissenschaft. – Denn je intensiver Mediziner sich mit Anti-Aging befassen, desto mehr kommen sie zu der Überzeugung: Da ist etwas dran!

Anti-Aging: kein Hokuspokus

So findet Anti-Aging auch hierzulande zunehmend Anhänger, obwohl dabei nichts grundlegend Neues propagiert wird. Das Ziel der Bemühungen ist für Menschen jeden Alters erstrebenswert: Wer zu innerer Ausgeglichenheit findet, seinen Hormonhaushalt im Auge behält, sich gesund ernährt und ausreichend bewegt und mit Freude durch's Leben geht, hat gute Chancen, gesund alt zu werden. Der Anti-Ager fühlt sich körperlich wohl, sieht jünger aus, bleibt geistig fit, behält eine vitale Ausstrahlung und schöpft daraus wiederum ein gehöriges Maß Lebensfreude.

Anti-Aging ist weit davon entfernt, Wunder zu versprechen. Das potenziell erreichbare Alter jedes Menschen liegt nach medizinischen Angaben bei mindestens 100 Jahren. Das Lebensprogramm zum Erreichen dieses Alters ist über weite Strecken wissenschaftlich begründet. Es beruht auf der Erkenntnis, dass es lebensverlängernde und -verkürzende Faktoren gibt. Rauchen, falsche Ernährung, Bewegungsmangel, fehlende geistige Aktivität und Lebensfreude sowie hoher Blutdruck verkürzen das Leben. Vermeidet man diese Faktoren, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ein höheres Lebensalter bei besserer Gesundheit erreicht.

 

Ausgeglichenheit durch bewusstes “Nein”

Die wachsenden Anforderungen des Alltags drängen den Körper in die Opposition. Täglich hohe Anforderungen, ständige Erreichbarkeit, wachsende Mobilität und Flexibilität bringen uns an die Grenzen der Belastbarkeit. Stress, Versagens- und Existenzängste sind die Folgen. Der Wunsch nach dem Ausstieg wächst, die Möglichkeit besteht kaum. Die Diskrepanz zwischen Traum und Wirklichkeit birgt körperliche und geistige Probleme.

Um die innere Abneigung gegen den Stress im Alltag abzubauen, gibt es ein einfaches, in der Psychotherapie erprobtes Rezept: Nein sagen. Das bloße Aussprechen des Wortes wirkt wie ein Blitzableiter. Es setzt im Unterbewusstsein Prozesse in Gang, die Widerstände auflösen, neue Energien freisetzen und zu innerer Ausgeglichenheit (Equanimity) führen. Diesem Prozess kann man nachhelfen, indem man sich selbst bestimmte Barrieren oder Hindernisse setzt, also “nein sagt. Wer z.B. als eingefleischter Langschläfer jeden Morgen zwei Stunden eher aufsteht, statt des Autos die Straßenbahn benutzt oder phasenweise ohne Handy und Fernseher lebt, eröffnet sich neue Wege. Die inneren Dissonanzen nehmen ab, die Stressbelastung sinkt, die Wahrnehmung verändert sich man wird ausgeglichener. Wahrsager und Schamanen bedienen sich seit jeher dieser Technik, um Veränderungen im Menschen auszulösen.

 

Hormone – Schlüssel zu ewiger Jugend?

Glückshormone, Schlafhormone, Sexualhormone ohne Hormone ist menschliches Leben nicht denkbar. An nahezu allen Funktionen des Organismus sind sie wesentlich beteiligt. Einen optimalen Hormonspiegel weist der Mensch im Alter von etwa 20 Jahren auf. In diesem Alter fühlt er sich kräftig und gesund und sieht auch entsprechend “gut aus. Mit zunehmendem Alter sinkt der Hormonspiegel. Je nach Lebensumständen nehmen die einzelnen Hormonwerte unterschiedlich stark ab. Dieser Prozess ist laut Experten wesentlich am Auftreten von typischen Alterserscheinungen wie Antriebsschwäche, Faltenbildung, Ergrauen der Haare oder Haarausfall, abnehmende Libido und allgemeine Lustlosigkeit sowie körperliche und geistige Leistungsverminderung beteiligt.

So kann ein Mangel an Melatonin beispielsweise zu Schlafstörungen führen. Eine geringere Konzentration von Sexualhormonen wie Östrogene oder Testosteron vermindert die Lust auf Liebe, aber auch die Straffheit der Haut, die Muskelfestigkeit, also das jugendliche Aussehen. In begrenztem Maß ist der Hormonspiegel durch Lebensführung und Ernährung zu beeinflussen. Positiv auf den Melatoninspiegel wirkt tagsüber viel Licht, nachts dagegen Schlaf in völlig abgedunkelten Räumen und viel melatoninhaltige Nahrungsmittel wie Reis, Mais, Hafer und Bananen.

 

Hilft der Schluck aus der Hormonpulle?

Zum Ausgleich von Hormonmangelerscheinungen propagiert ein Zweig der Medizin Hormonersatztherapien. Während Ärzte in Deutschland überwiegend davon abraten, weil sie nicht abschätzbare Langzeitfolgen durch diesen enormen Eingriff in den Organismus befürchten, stehen viele Kollegen in den USA und im europäischen Ausland einer Hormontherapie aufgeschlossen gegenüber. Weltweit raten seriöse Hormonspezialisten, Hormonersatztherapien ausschließlich unter ärztlicher Aufsicht durchzuführen. Dabei wird anhand mehrerer Untersuchungen festgestellt, ob ein Hormonmangel besteht. Fehlende Hormone werden in der Form verabreicht, die der natürlich im Körper vorkommenden möglichst ähnlich ist.

 

“Der Mensch ist, was er isst”

Diese Volksweisheit bringt es auf den Punkt: Nur ein optimal versorgter Körper kann auch bestmöglich funktionieren. Sorgfältig sollten daher die Bausteine der Nahrung ausgewählt werden. 50 bis 60 Prozent unserer Nahrung sollte aus Kohlenhydraten bestehen, also ca. 250 bis 300 Gramm. Es empfiehlt sich, den Großteil mit Vollkornbrot, Reis, Kartoffeln und Gemüse abzudecken, da Kohlenhydrate aus diesen Nahrungsmitteln langsamer resorbiert werden und damit für den Organismus wertvoller sind.

Proteine, die für den Muskel, Knochen-, Sehnen- und Hautaufbau sowie für zahlreiche Körperfunktionen unabdingbar sind, stammen idealerweise aus fettarmen Milchprodukten, magerem Fleisch, Meeresfisch und Pflanzen wie Reis, Soja und Kartoffeln, da diese Produkte weniger Cholesterin und gesättigte Fettsäuren enthalten.

Bei Fett gilt: Je ungesättigter, desto besser. Empfehlenswert sind Oliven-, Raps-, Distel-, Kern- und Sonnenblumenöl. Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente finden sich reichlich in frischem Obst und Gemüse, kaum dagegen in industriell gefertigter Kost.

Frisches Obst und Gemüse sind zudem Lieferanten für “bioaktive Substanzen, wie bestimmte Farbstoffe (z. B. Carotinoide). Ballaststoffe, wie sie in Obst, Gemüse und Vollkornprodukten enthalten sind, spielen eine wichtige Rolle bei der Magen-Darm-Funktion.

Doch die Zusammensetzung der Nahrung allein ist noch keine Garantie für Gesundheit und Wohlbefinden. Zusätzlich sollte darauf geachtet werden, früher zu essen abends nicht mehr nach 19 Uhr mehrmals am Tag kleine Portionen zu sich zu nehmen, fünfmal etwa eine Hand voll Gemüse oder Obst, in Ruhe zu essen und vor allem zu genießen. Die Freude an einem delikaten Menü ist so gesund für den Organismus, dass man dabei ruhig auch einmal etwas über die Stränge schlagen darf.

 

Wasser – ruhig über den Durst trinken

Wichtig für die dauerhafte körperliche Gesundheit ist die ausreichende und richtige Flüssigkeitsaufnahme. Zur Deckung des Flüssigkeitsbedarfs des Körpers, der bei Erwachsenen zu 60 Prozent aus Wasser besteht, empfehlen Ernährungsfachleute Wasser und ungesüßte Kräutertees. Zwei bis drei Liter sollte der Mensch am Tag zu sich nehmen, bei besonderer Belastung ein Vielfaches davon. Wasser ist an zahllosen Stoffwechselprozessen beteiligt und hilft dem Organismus bei Entgiftung und Entschlackung. Darüber hinaus enthält es eine Vielzahl von Mineralstoffen und Spurenelementen und es macht nicht dick. Wassermangel kann zu einem “welken, älteren Aussehen führen, zu niedrigem Blutdruck verbunden mit Müdigkeit und Antriebsschwäche, sowie zu Krämpfen und Gelenkschmerzen.

Alkohol, in Maßen genossen, ist ebenfalls kein Tabu. Wein hat erwiesenermaßen eine positive Wirkung auf die Gesundheit: Das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, sinkt, wenn der Konsum zwei bis maximal drei Achtel Liter am Tag nicht übersteigt. Mit Genuss getrunken, erhöht der Wein auch die Lebensfreude und damit die positive Ausstrahlung.

 

Bewegung ist das halbe Leben ...

Meist lassen wir uns bewegen: Von Rolltreppen, Autos, Flugzeugen und anderen Transportmitteln. Regelmäßige aktive Bewegung aber ist für unsere Gesundheit unabkömmlich. Körperliche Aktivität ist bestens geeignet, Stress abzubauen, die Leistungsfähigkeit und Flexibilität zu steigern sowie jünger auszusehen und innerlich ausgeglichener zu sein. Bewegung bedeutet nicht nur Sport im engeren Sinn. “Alltagssport lautet die Devise: Treppen steigen statt Rolltreppen oder Lift nutzen, Rad fahren statt Auto, spazieren gehen statt den Bus nehmen. Die sportliche Betätigung sollte auf keinen Fall mit übertriebenem Ehrgeiz ausgeübt werden oder gar in Stress ausarten. Also, nur angemessene Belastung und kein Wettkampfcharakter! Zudem muss auf gleichmäßiges Training von Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit geachtet werden. Wer sich unsicher ist, welche Sportart in welchem Umfang individuell am besten geeignet ist, der sollte unbedingt den Rat eines Sportarztes einholen.

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