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Bei Gewitter rät der Volksmund: Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen

von Iris Hilberth, wissen.de

Es ist Sommer, und es ist heiß. Doch siehe da: was braut sich denn da am Horizont zusammen? Kilometerhoch türmen sich die Wolken. Ein Gewitter ist im Anmarsch, nicht ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Die Wolken wirken wie ein gigantischer Kondensator, ein Ladungsspeicher. Die Ladung entsteht durch die Reibung, die die Wassertropfen im Aufwind erfahren. Oben entsteht positive Ladung, unten negative. Ein Ausgleich muss her: es blitzt. Ungeheure Energiemengen von mehreren Hunderttausend Ampere Stromstärke bei Spannungen von vielen Millionen Volt entladen sich.

Weltweit gibt es jederzeit 2000 bis 3000 Gewitter mit täglich zehn bis 30 Millionen Blitzen. Das bedeutet: 100 Blitze in jeder Sekunde. In Deutschland richten Blitze jährlich Schäden in Höhe von mehreren Millionen Euro an. Elektrische Geräte werden beschädigt, Haus- und Waldbrände verursacht.

Am sichersten ist man während eines Gewitters im Haus. Auch im Auto kann man sich beruhigt aufhalten, denn hier funktioniert das Prinzip des Faradayschen Käfigs, die Blitze werden nach außen abgeleitet. Was aber tun, wenn man während eines Gewitters im Freien ist?  Ein altes Sprichwort rät:

„Vor den Eichen sollst du weichen

Und die Weiden sollst du meiden.

Zu den Fichten flieh mitnichten

Doch die Buchen musst du suchen!“


Besser nicht! Grundsätzlich sollt man bei einem Gewitter jeden Baum meiden. Ebenso wie Holzmasten, Gewässer und Kammlagen. Besser ist, man kauert sich auf den Boden und zieht in der Hocke Arme an den Körper und den Kopf ein. Auch enge Mulden und Höhleneingänge sind kein geeigneter Aufenthaltsort bei einem Gewitter, da ein Blitz häufig den Eingang überspringt.

Wie nun der Volksmund zu einem so zweifelhaften Rat kommt, dafür gibt es unterschiedliche Begründungen. Möglicherweise hielt man sich an die Buchen, weil diese Bäume öfters in Gruppen vorkommen, während die Eichen häufig als Solitärbäume in der Landschaft stehen. Auch die verschiedenartige Rinde könnte eine Begründung sein. An einem glatten Buchenstamm bei durchgängig feuchter Rinde kann der Blitz besser an der Außenseite in den Boden geleitet werden als bei einer Eiche, deren Rinde tiefe Furchen aufweist und so nie durchgängig feucht wird. Demnach erscheint das Risiko größer, dass der Blitz oben in die Eiche einschlägt und weiter unten, wo der schutzsuchende Mensch steht, wieder heraustritt. Zudem lassen die langen Pfahlwurzeln der Eichen, die oft bis ins Grundwasser dringen, diese Bäume häufiger zu Blitzopfern werden als die Buchen mit den flachen Herzwurzeln. Eines allerdings steht fest: auch in Buchen schlagen Blitze ein.

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