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Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit: Entwicklungsphasen der Menschheit

Warum wird die Ur- und Frühgeschichte in Stein-, Bronze- und Eisenzeit eingeteilt?

Das sind die Materialien, die der Mensch im Lauf der Frühgeschichte zu bearbeiten bzw. herzustellen gelernt hat. Hierin spiegelt sich die fortschreitende biologische Evolution, insbesondere die Weiterentwicklung und Ausdifferenzierung des menschlichen Gehirns. Der Mensch war zunehmend in der Lage, seine für ihn überlebenswichtigen Arbeits- und Jagdtechniken zu vervollkommnen. Zunächst bearbeitete er noch Stein, Holz und Knochen, dann lernte er die Vorzüge des Metalls – Bronze und Eisen – als Werkzeug und Waffe kennen. Daher wird die Ur- und Frühgeschichte auch in die drei Perioden Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit eingeteilt. Die zeitlichen Übergänge innerhalb der Steinzeit und zum Metallzeitalter sind von Region zu Region unterschiedlich. Der Nahe Osten war dabei Europa immer einige Schritte voraus. Die im Folgenden angegebenen Daten gelten, wenn nicht anders angegeben, für Mitteleuropa.

Wie und wann lebte der Neandertaler?

Der Neandertaler lebte in der Altsteinzeit (Paläolithikum). Diese entspricht erdgeschichtlich der Eiszeit und umfasst die gesamte Menschheitsgeschichte von vor ca. 2,5 Mio. bis vor etwa 10000 Jahren. Als erstem Menschen gelang dem Neandertaler die Anpassung an das kühle Klima. Vor der Kälte geschützt, lebte er in Höhlen. Seine Nahrung bestand hauptsächlich aus Fleisch; in den wärmeren Zwischenperioden kamen pflanzliche Produkte wie Beeren hinzu. Während sich der Neandertaler noch mit Faustkeilen, Schabern und einfachen Messern begnügte, stellte der Homo sapiens sapiens schon Harpunen und Nadeln her. Für die Jagd benutzte er Pfeil und Bogen. Begleiter auf seinen Beutezügen war der Wolf; ihn machte der Mensch vor etwa 20000 Jahren zu seinem ersten Haustier. Auch Schmuck ist nun deutlich häufiger anzutreffen. Von großer Kunstfertigkeit zeugen Höhlenmalereien und Schnitzereien. Auf einen regen Tauschhandel lässt die Verbreitung von Muschelschalen aus dem Mittelmeer schließen.

Was ist die »Neolithische Revolution«?

Mit diesem Begriff bezeichnet man den Übergang vom Nomadenleben zur Sesshaftigkeit mit Ackerbau und Viehzucht. Mit dem Ende der Eiszeit vor etwa 10000 Jahren veränderten sich die Lebensbedingungen. Die bewaldeten Flächen in Europa nahmen zu, die Tierwelt wandelte sich. In der nun beginnenden Mittelsteinzeit (Mesolithikum) lebten die Menschen zwar weiterhin als Jäger und Sammler, doch gewann der Fischfang zunehmende Bedeutung. Auch sind erste Behausungen aus Schilf und Hölzern nachgewiesen. Die beginnende Sesshaftigkeit stieß weitere Veränderungen in der Lebensweise an. So wurden die Toten aufwändiger bestattet, wie ca. 8000–9000 Jahre alte Hügelgräber in Norddeutschland zeigen. Die Steinwerkzeuge werden filigraner, was der hohe Anteil von Klingen oder Pfeilspitzen bei den archäologischen Funden beweist. Der wichtigste Entwicklungsschritt war aber der Beginn von Ackerbau und Viehzucht – also der Übergang von der aneignenden (Jagen und Sammeln) zur produzierenden Wirtschafts- und Lebensweise: die »Neolithische Revolution«.

Wie war die Entwicklung außerhalb Europas?

In unseren Breiten begann die Jungsteinzeit vor etwa 7500 Jahren. Die Anfänge der bäuerlichen Lebensweise im Vorderen Orient gehen jedoch deutlich weiter zurück. Im so genannten Fruchtbaren Halbmond, einer Region, die sich vom Persischen Golf bis ins heutige Israel erstreckt, begannen die Menschen bereits vor etwa 11000 Jahren mit Ackerbau und Viehzucht – möglicherweise zur gleichen Zeit auch im heutigen China. Zunächst beschränkten sie sich darauf, die vorgefundenen wilden Getreidearten Einkorn, Emmer und Gerste zu säen und zu ernten. Im Lauf der Zeit gelang es, ertragreichere Getreidesorten zu züchten. Auch machte der Pflug, der seinen Weg von Mesopotamien nach Europa fand, die Bodenbearbeitung leichter. Domestiziert wurden Schafe und Ziegen, später auch Rinder und Schweine. Neue Handwerks- und Kulturtechniken wie die Herstellung von Keramik, die Bewässerung von Feldern und die Metallverarbeitung machten Arbeitsteilung und Spezialisierung notwendig, was eine Gesellschaft mit Hierarchien und sozialen Unterschieden entstehen ließ. Durch weit reichende Handelsbeziehungen kam es zu einem Ideenaustausch, der den technischen Fortschritt wiederum beschleunigte. Als Motoren der Entwicklung erwiesen sich die Städte, von denen Jericho in Palästina die wohl älteste ist– vor 10000 Jahren hatte sie etwa 1500 Einwohner.

Was bedeutete der Beginn des Metallzeitalters für die Menschen?

Der Abbau von Metallerzen, ihre Verhüttung und Weiterverarbeitung bildete einen epochalen Schritt, denn landwirtschaftliche Geräte, Werkzeuge und Waffen aus Metall waren jenen aus Stein oder Holz weit überlegen. Mit der Entwicklung neuer Fertigkeiten und Arbeitsmethoden erweiterten die Menschen nicht nur ihr Wissen und ihre organisatorischen Fähigkeiten, sie erwarben zugleich auch wirtschaftlichen Reichtum und gesellschaftliche Macht.

Gab es eine Kupferzeit?

Schon vor etwa 8000 Jahren wurde in Çatal Hüyük (heutige Türkei) Kupfer geschmolzen und verarbeitet. Da die Verarbeitung von Kupfer der von Bronze vorausging, wird auch von Kupferzeit oder vom Kupfer verarbeitenden Neolithikum gesprochen. Diese Bezeichnungen sind aber ungenau, da das Kupfer in vielen Kulturen unbekannt war oder nicht die herausragende Bedeutung besaß wie später Bronze und Eisen.

Was waren die Becherkulturen?

Die Kulturen, die vor allem in Nordosteuropa das Ende des (Kupfer verarbeitenden) Neolithikums markieren, heißen nach ihrer wichtigsten Gemeinsamkeit schnurkeramische Becherkulturen (früher Streitaxtkulturen). Von den heutigen Niederlanden und der Westschweiz über Deutschland und Südskandinavien bis nach Polen und Russland wurden– bei erkennbaren regionalen Eigenarten– gemeinsame Kulturmerkmale entdeckt: becherartige Keramikgefäße mit schnurförmigen Verzierungen und Streitäxte als Grabbeigaben sowie ein deutlicher Trend zur Einzelbestattung– Zeichen für eine stärkere Betonung des Individuums. Die Zeit der schnurkeramischen Becherkulturen begann vor etwa 4500 Jahren und endete mit Beginn der Bronzezeit.

Innerhalb welches Zeitraums ist die Bronzezeit angesiedelt?

In Europa begann die Bronzezeit vor ca. 4000 Jahren und endete vor etwa 3200 Jahren (in Griechenland) bis 2700 Jahren (in Mitteleuropa). Frühe Zentren waren die Erzbergbauregionen in Mitteldeutschland, Böhmen und Niederösterreich (Aunjetitzer Kultur) sowie im Südwesten Englands (Wessexkultur). Bedeutend war das mykenische Griechenland. Bronze, eine Legierung aus Kupfer und Zinn wurde erstmals vor 6500 Jahren in Thailand nachgewiesen. Im Vorderen Orient wurde dieses Metall vor etwa 4500 Jahren benutzt.

In der Bronzezeit gab es bereits Fortbewegungsmittel wie Pferdewagen und hochseetaugliche Schiffe. Geräte aus Bronze waren ein wichtiges Handelsgut. Als Tauschmittel bis hinunter nach Griechenland diente Bernstein aus dem Norden. Änderungen in der Begräbniskultur waren es, denen die mittlere und spätere Bronzezeit Mitteleuropas ihre Bezeichnungen verdankt: Hügelgräberkultur und Urnenfelderkultur.

Wann tauchten die ersten Eisengegenstände auf?

Die ältesten bekannten Eisengegenstände sind etwa 6000 Jahre alte Perlen aus Ägypten. In Gebrauch war Eisen zuerst bei den Hethitern in Anatolien. Eisen besaß gegenüber Bronze den Vorteil, dass es leichter verfügbar war. Allerdings konnten noch keine ausreichend hohen Temperaturen (über 1500°C) erzeugt werden, um Eisen vollständig zu verflüssigen. Weich geschmolzene Eisenstücke mussten daher in die gewünschte Form gehämmert werden. Eisen wurde vor allem für Waffen, schwere Werkzeuge und landwirtschaftliche Geräte benötigt. Kessel und persönliche Gegenstände wurden weiterhin aus Bronze gefertigt, Gold und Silber diente der Herstellung von Schmuck.

Vor etwa 2700 Jahren wurde die Bronzezeit von der Eisenzeit abgelöst. Die frühe Eisenzeit fällt in etwa mit der Hallstattzeit zusammen, die nach einem zweiten wichtigen Wirtschaftszweig, dem Salzbergbau, benannt ist – in Anlehnung an Hallstatt im Salzkammergut (Österreich).

Endet mit der Eisenzeit die Vorgeschichte?

Das kann man nur für den Bereich nördlich der Alpen sagen. Dort endete die Eisenzeit – und damit auch die Vorgeschichte – mit der Ausbreitung des Römischen Reiches vor etwa 2000 Jahren. Mit Beginn der geschichtlichen Zeit rücken von nun an gesellschaftliche Vorgänge wie politische oder religiöse Umwälzungen in den Vordergrund der Betrachtung. Die Menschen hinterlassen schriftliche Zeugnisse ihres Handeln, so dass sich die Epocheneinteilung der Menschheitsgeschichte fortan nicht mehr an Rohstoffen oder Gebrauchsgegenständen orientieren muss.

Wann erscheint der Mensch?

Die Entwicklung des Menschen fällt in die Periode des Eiszeitalters (Pleistozän), dessen Beginn vor etwa 2,5 Mio. Jahren angesetzt wird. Diese Epoche ist geprägt von einem Wechsel von Kalt- und Warmzeiten, der nicht nur geologische Veränderungen, sondern auch einen rapiden Wandel der Lebensbedingungen bewirkt. Über die genaue Datierung der verschiedenen Kalt- und Warmzeiten gibt es unterschiedliche Angaben. Einigkeit besteht darin, dass es in den letzten etwa 900000 Jahren vier Kaltzeiten gab und dass die letzte vor ca. 10000 Jahren endete.

Wussten Sie, dass …

die Wiege der Menschheit nach heutigem Kenntnisstand in Ostafrika liegt? Dort wurden die ältesten bekannten menschlichen Knochen entdeckt.

der Neandertaler seine Toten bestattete und ihnen sogar Grabbeigaben beilegte?

die Höhle von Lascaux mit ihren berühmten Steinzeitmalereien 1940 von Jugendlichen per Zufall entdeckt wurde?

Warum ist »Ötzi« so interessant für die Wissenschaft?

Die Forscher können aus der Mumie des etwa 45 Jahre alten und 1,60 m großen Mannes aus der Jungsteinzeit, nach ihrem Fundort in den Ötztaler Alpen »Ötzi« genannt, Folgerungen auf das Alltagsleben der Steinzeit ziehen. »Ötzi« starb vor 5100 bis 5350 Jahren und wurde im Eis konserviert. Besonders interessant ist »Ötzi« für die Wissenschaft, weil er durch ein Unglück oder – wie man neuerdings annimmt – durch einen Pfeil starb und nicht bestattet wurde. Die bei ihm gefundene Ausrüstung und Bekleidung sind also Alltagsgegenstände, nicht ausgewählte Grabbeigaben. Neben einem Grasmantel bestand die Kleidung des Mannes (Mütze, Obergewand, Lendenschurz, Gürtel, zwei Beinröhren und Schuhe) aus Leder bzw. Fell von Ziege, Kalb, Bär und Hirsch. Er trug u. a. einen Köcher mit Pfeilen, ein Beil und einen Feuersteindolch sowie ein Gefäß zum Transport von Holzkohleglut mit sich. In einer Gürteltasche befanden sich kleinere Werkzeuge. »Ötzi« trägt die ältesten bekannten Tätowierungen.

Wussten Sie, dass …

das Wagenrad vor 5000 bis 5500 Jahren in Mesopotamien erfunden wurde?

die Sumerer vor ungefähr 5000 Jahren die Schrift erfanden?

die Kultanlage Stonehenge in der englischen Grafschaft Wiltshire als bedeutendstes prähistorisches Bauwerk Europas gilt?

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