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Crowdfunding – eine Finanzierungsform erobert den Markt

Crowdfunding ist eine in Deutschland noch relativ junge Form der Projektfinanzierung. Während im englischsprachigen Raum hiermit bereits verrückte Ideen, aber auch sehr gut durchdachte Vorhaben ihre Geldgeber finden, ist sie hier noch in der Entfaltungsphase. Eine Erfolgsgarantie gibt es nicht und so kann es durchaus sein, dass sich die geleistete Investition in Luft auflöst.

Beim Crowdfunding sind die Kapitalgeber eine Vielzahl von Personen, die in der Regel eher kleinere Beträge beisteuern.
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Die Idee zum Crowdfunding ist simpel: Über spezielle Internetplattformen werden Vorhaben präsentiert.  Wer diese mit seinem Kapital unterstützen möchte, und das muss gar nicht viel sein, kann zum Gelingen des Projektes beitragen, indem er ihm Geld spendet. Sollte innerhalb einer festgelegten Zeit die veranschlagte Summe erreicht sein, fließt das Geld an die Initiatoren und die Idee kann umgesetzt werden. Eine Vielzahl kleiner Geldgeber realisiert also das Vorhaben, wobei allerdings der Erfolg nicht garantiert ist.

Mit der Idee zum Crowdfunding (zusammengesetzt aus den englischen Begriffen für Ansammlung oder Menschenmenge und dem Begriff für das Aufbringen von Mitteln bzw. die Finanzierung) wurden in den USA um das Jahr 2000 herum vorwiegend Projekte aus der Musik-, Kunst- oder Filmszene finanziert- als Notlösung. Denn oftmals wurden in diesen Bereichen keine Kreditmittel bewilligt, auch fehlten den Kreditinstituten Sicherheiten oder Erfolgsaussichten.

Mit Crowdfunding ist das anders. Hier können sich Anhänger direkt beteiligen und so das Herausbringen einer CD, eine Ausstellung oder ein Buch direkt unterstützen, gar in vielen Fällen überhaupt erst ermöglichen. Eine Gegenleistung wie Zinsen oder Dividenden gibt es aber für die Spender nicht - lediglich Sachgüter, eine signierte Buchfassung oder eine Namensnennung im Filmabspann. Manchmal ist die versprochene Anerkennung auch gestaffelt nach der Höhe der Einzahlung. Je mehr Geld, desto exklusiver der Dankeszoll. Generell ist diese Art der Unterstützung keine Form der Geldanlage, vielmehr eine Spende. Evtentuell können mit einer Spendenquittung steuerliche Vorteile genutzt werden.

Kartoffelsalat oder neue Technologien

Ideen und Erfindungen wollen finanziert sein. So wird Crowdfunding vor allem für Neugründungen immer wichtiger. Sei es für den Aufbau eines umweltfreundlichen Cafes, dessen Inventar, selbst die Kleidung des Personals zu mindestens 90 Prozent aus up-gecycelten Materialien besteht oder neue Technologien. Wie die Idee der intelligenten Uhr, die eigenständig eine Verbindung zum Smartphone aufbaut, oder Spielkonsolen, die Marktführern Konkurrenz machen könnten. Auch Skurriles findet Unterstützer: So wurden aktuell schon acht Millionen Dollar für eine Multifunktions-Kühltruhe gesammelt und für die Zubereitung eines Kartoffelsalates 55.000 Dollar in die Runde gegeben.

Vom Crowdfunding zum Crowinvesting

Aus dem Ansatz des Crowdfunding hat sich das sogenannte Crowdinvesting entwickelt. Für die monetäre Leistung wird hierbei die Zahlung eines festgelegten Zinses vereinbart. Ebenfalls möglich sind Formen der Unternehmensbeteiligung, etwa Unternehmensanleihen, stille Beteiligungen, Genussrechte oder auch eine Beteiligung als Kommanditist an einer GmbH & Co. KG. Denkbar ist auch, dass ein Großinvestor das Gesamtprojekt nach der ersten Finanzierung übernimmt und die einzelnen Anteile mit einem ordentlichen Aufschlag abkauft. Gelegentlich wenden sich Crowdfunding-Plattformen auch direkt an ambitionierte, neu gegründete Unternehmen, die Start-ups.

2013 wurden laut Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Deutschland 66 Finanzierungen realisiert, von Januar bis Juni dieses Jahres bereits 60. Welche Euphorie die neue Anlagemöglichkeit bei einigen Investoren auslöst, wurde Anfang Juni deutlich: Ein Start-up aus Hamburg bekam innerhalb von nur zehn Stunden und acht Minuten 1,5 Millionen Euro. Allerdings hat die Bundesregierung nach der spektakulären Pleite des Windparkbetreibers Prokon schärfere Regeln für den Verbraucherschutz angekündigt.

Checkliste für spendenwillige Crowd-Investoren

Klicken Sie sich durch!

  1. Ist das Projekt verständlich und die Berechnung zu Energieeinsparungen oder Gewinnprognosen nachvollziehbar?
  2. Werden soziales Engagement oder Klimaschutz eventuell als Werbeargumente missbraucht? Seien Sie kritisch!
  3. Existiert eine Geldrückgabegarantie bei Nichterreichen der Investitionssumme?
  4. Crowdinvesting ist eine alternative Vertriebsform von Anlageprodukten. Hier gelten die allgemeinen Regeln der Geldanlage!
  5. Ist der Verlust des investierten Geldes verkraftbar?
  6. Verlassen Sie sich nicht auf Nutzerberichte des Portals selber.
  7. Sind die Provisionen, die das Portal erhält, erkennbar? Schauen Sie auf die Kalkulation!
  8. Ist das Portal Vermittler oder liegen eigene Interessen an den beworbenen Projekten vor?Ist das Geld im Falle einer Insolvenz des Vermittlungsportals oder gegen Veruntreuung geschützt?
 

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