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Dampfen vs. Rauchen - eine gesundheitliche Betrachtung

E-Zigaretten gehören mittlerweile zum alltäglichen Bild in Deutschland. Wie der Focus berichtet, wächst der Umsatz der Branche schneller, als es der Verband des E-Zigaretten-Handels (VdeH) ursprünglich erwartet hatte. Dagegen ist der klassische Zigarettenverkauf weiter rückläufig. Verantwortlich dafür sind in erster Linie Raucher, die auf das Verdampfen umsteigen.

Ein zentraler Grund dafür ist, dass E-Zigaretten als deutlich weniger ungesund gelten als herkömmliche Glimmstengel. Ob diese weit verbreitete Annahme stimmt, darüber herrschte bei Experten allerdings lange alles andere als Einigkeit. Mittlerweile hat die Zahl der Studien zu den gesundheitlichen Auswirkungen von herkömmlichen und E-Zigaretten zugenommen – eine gute Basis für eine ausführliche Betrachtung des Themas.

Ist das Dampfen letztlich die "gesündere" Alternative? Noch ist sich die Forschung dabei nicht so sicher.

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Krebserregende Stoffe im Vergleich

Dass Rauchen schädlich ist, ist eine Binsenweisheit, deren Wahrheitsgehalt auch leidenschaftliche Raucher kaum bestreiten. Wie viele gesundheitsschädliche Stoffe sie dabei zu sich nehmen, ist allerdings vielen Menschen kaum bewusst. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, befinden sich in Zigarettenrauch 4.800 Chemikalien. Bei rund 90 davon ist nachgewiesen, dass sie krebserregend sind. Dazu gehören:

  • Cadmium
  • Blei
  • Formaldehyd
  • Nitrosamine
  • Benzol

Hinzu kommen Inhaltsstoffe wie Acetaldehyd, die Abwehrsysteme schwächen und die Voraussetzungen dafür schaffen, dass krebserregende Stoffe längere Zeit einwirken können. Dabei sorgt das Abbrennen von Zigaretten dafür, dass sich teilweise harmlose Zusatzstoffe in gesundheitsschädliche Substanzen verwandeln – Substanzen, die auch umstehende Personen in Mitleidenschaft ziehen.

Doch wie sieht es nun mit der E-Zigarette aus? Diese ist aufgrund ihres vergleichsweise jungen Alters noch deutlich weniger erforscht als herkömmliche Zigaretten. Doch ist es relativ unstrittig, dass es sich auch beim sogenannten „Dampfen“ nicht um eine vollkommen unbedenkliche Betätigung handelt. Als besonders schädlich angesehen werden nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen vor allem Stoffe wie:

  • Glyzerin
  • Nitrosamine
  • Adetaldehyd
  • Formaldehyd
  • Nickel

Neue Studien bekräftigen den Verdacht, dass E-Zigaretten krebserregend sein können. So erbrachte eine amerikanische Untersuchung, die das Ärzteblatt zitiert, jüngst folgende Ergebnisse:

  • Beim Verdampfen liegt sogenanntes „verborgenes Formaldehyd vor“.
  • Die Konzentration dieser Substanz ist abhängig von der gewählten elektrischen Spannung.
  • Bei einer hohen Spannung nehmen „Dampfer“ fünf bis fünfzehn Mal mehr Formaldehyd zu sich als Raucher herkömmlicher Zigaretten.

Formaldehyd gilt als potenziell krebserzeugend. Deshalb kommen auch die Forscher der erwähnten Studie zu dem Schluss, dass E-Zigaretten das Krebsrisiko erhöhen. Davon abgesehen enthalten E-Zigaretten Propylenglykol, einen Stoff, der Atemwegsreizungen verursachen kann, und Aromastoffe, die allergische Reaktionen auslösen können.

Mögliche Erkrankungen

Das Rauchen herkömmlicher Zigaretten wird mit einer ganzen Reihe möglicher Erkrankungen in Verbindung gebracht. Dazu gehören die Folgenden:

  • Krebserkrankungen: Rauchen ist unbestritten die Hauptursache für Lungenkrebs, eine Erkrankung, die meist tödlich verläuft. Außerdem verursacht die schädliche Angewohnheit zahlreiche weitere Krebserkrankungen wie Nieren- und Blasenkrebs, Kehlkopf-, Speiseröhren- und Mundhöhlenkrebs.
  • Vorzeitige Alterung: Rauchen beschleunigt den Altersprozess. Dies macht sich zum Beispiel an einer faltigen Haut bemerkbar.
  • Schäden an den Zähnen: Sowohl die Zähne selbst als auch das Zahnfleisch leiden bei Rauchern. Auch dies zeigt sich früh nach außen, vor allem durch unschöne gelbe Zähne.
  • Schwächung des Herz-Kreislaufsystems: Neben der Gefahr, dass irgendwann einzelne Gliedmaße absterben (Raucherbein), erhöht das Rauchen auch das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.
  • Schädigung der Knochen: Raucher sind mit einem erheblich höheren Risiko als Nichtraucher konfrontiert, an Osteoporose zu erkranken.

Dazu kommen viele andere Beeinträchtigungen, auch psychischer Art. Wer länger Raucher war und sich irgendwann von dem Laster losgesagt hat, fühlt sich danach meist fitter und ausgeglichener. Zusätzlich schwächt das Rauchen die psychische und körperliche Leistungsfähigkeit. So nimmt die Muskelkraft unmittelbar nach dem Rauchen einer Zigarette um etwa 10 Prozent ab.

Und E-Zigaretten? Die Liste an möglichen Erkrankungen, die auf das Verdampfen zurückgeführt wird, ist derzeit deutlich kleiner als bei herkömmlichen Glimmstengeln. Zudem ist die Zahl der Studien noch zu gering, um definitive Aussagen zum Gesundheitsrisiko von E-Zigaretten zu machen. Allerdings mehren sich die Anzeichen dafür, dass auch das Verdampfen zu Krebs führen kann. Besonders die Lunge steht hier im Fokus. Die Gefahren für das Herz sind dagegen beim Gebrauch von E-Zigaretten wohl erheblich geringer als beim Rauchen nach traditioneller Art.

Lohnt sich ein Umstieg?

Bei Menschen, die zur E-Zigarette greifen, handelt es sich in aller Regel um Raucher, die auf eine weniger schädliche Alternative umsteigen oder auf diesem Weg komplett mit dem Rauchen aufhören möchten.

Dass dies sinnvoll sein kann, darauf deutet ein Bericht von Public Health England (PHE) hin, der auf elekcig.de zitiert wird. Zu seinen Kernaussagen gehören die folgenden:

  • Dampfen ist deutlich weniger gesundheitsschädlich als Rauchen (um etwa 95 Prozent).
  • Beweise dafür, dass E-Zigaretten den Rückgang des Konsums von Zigaretten behindern, gibt es nicht.
  • Es ist sinnvoll, Raucher, die mit ihrer Angewohnheit aufhören möchten, bei dem Umstieg auf die E-Zigarette zu unterstützen, falls die betreffenden Personen mit diesem liebäugeln.

Eine andere Ansicht vertreten Gesundheitsorganisationen und Ärzte, die darauf hinweisen, dass die Gefahren von E-Zigaretten nicht ausreichend erforscht sind, und dass Studien dazu fehlen, wie hilfreich E-Zigaretten tatsächlich bei der Rauchentwöhnung sind. Eng mit dem Thema verbunden ist die Frage, inwiefern es sinnvoll ist, das Dampfen an öffentlichen Orten wie Restaurants oder in Gesundheitseinrichtungen zu verbieten.

Das Rauchen aufzugeben ist ein schwierigeres Ziel. Ob es letztlich durch die E-Zigarette einfacher wird, lässt sich bisher nicht endgültig bestätigen.

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Nichtrauchen bleibt am gesündesten

Wie unbedenklich E-Zigaretten sind, wird wohl auch die nächsten Jahre ein Streitthema bleiben. Dasselbe gilt für die Frage, inwiefern das Verdampfen tatsächlich dabei helfen kann, mit dem Rauchen aufzuhören. Einig sind sich dagegen alle Experten, dass es am gesündesten ist, gar nicht zu rauchen. Rauchern, denen der Ausstieg nicht gelingt, können nach derzeitigem Stand davon ausgehen, dass E-Zigaretten weniger Schaden an ihrem Körper anrichten als herkömmliche Glimmstängel. Dabei sollten sie allerdings beachten, dass eine hohe Betriebstemperatur durch eine hohe Spannung die Krebsgefahr beim Verdampfen erhöht. Es kommt also nicht nur auf das Was, sondern auch auf das Wie an. Für eindeutige Aussagen wird die Forschung jedoch noch einige Zeit brauchen.

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