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Das Attentat vom 20. Juli 1944

Es sollte ein Befreiungsschlag werden und das Ende von Hitlers Herrschaft. Für den 20. Juli 1944 plante eine Gruppe Wehrmachtsoffiziere um Claus Schenk Graf von Stauffenberg nichts Geringeres als die Ermordung Adolf Hitlers und dem Umsturz der nationalsozialistischen Herrschaft. Doch das Attentat schlug fehl – mit fatalen Folgen für die Beteiligten.
NPO

Claus Graf Schenk von Stauffenberg auf einer Gedenkbriefmarke.
Gemeinfrei

Schon ab 1942 schmieden einige Adelige und Offiziere der Wehrmacht Pläne, den damaligen Reichskanzler Adolf Hitler zu ermorden und die nationalsozialistische Regierung mit Hilfe des Militärs zu stürzen.  Angewidert von Berichten über Gräueltaten an Juden und Massaker an Zivilisten während des Krieges an der Ostfront fühlen sie sich dazu verpflichtet, etwas zu unternehmen – obwohl sie teilweise als Soldaten auf die Regierung eingeschworen sind. Stauffenberg, einer der  Anführer dieser Widerstandsbewegung, erklärte das Dilemma so: „Es ist Zeit, dass jetzt etwas getan wird. Derjenige allerdings, der etwas zu tun wagt, muss sich bewusst sein, dass er wohl als Verräter in die deutsche Geschichte eingehen wird. Unterlässt er jedoch die Tat, dann wäre er ein Verräter vor seinem Gewissen.“

Doch ein erster Attentatsversuch im Jahr 1943 schlägt fehl, ein in das Flugzeug von Hitler eingeschmuggelte Bombe zündet nicht. Weitere Versuche, die teilweise von Selbstmordattentätern ausgeführt werden sollen, scheitern ebenfalls. Im Dezember 1943 entschließt sich Stauffenberg daher, selbst einen weiteren Versuch zu unternehmen, Hitler zu töten.  Sein großer Vorteil: Als Chef des Stabes beim Befehlshaber eines Ersatzheeres hat er Zugang zu den Lagebesprechungen Hitlers in dessen Hauptquartier, der Wolfsschanze in Ostpreußen.

"Nur schnell das Hemd wechseln"

Am 20. Juli 1944 ist für 13:00 Uhr eine Sitzung in der Besprechungsbaracke geplant. Stauffenberg reist morgens aus Berlin an, mit sich führt er zwei Kilo Plastiksprengstoff, getarnt in einer Aktentasche. Die beiden Sprengsätze sind allerdings noch nicht scharf, sie müssen erst mit chemischen Zündern versehen werden, die Stauffenberg getrennt mit sich führt. In der Wolfsschanze angekommen, erfährt er, dass die Besprechung um eine halbe Stunden vorverlegt wird, weil Hitler später noch ein Treffen mit Italiens Diktator Mussolini hat.

Jetzt gerät Stauffenberg in Zugzwang: Er muss die Bomben schnell scharf machen. Das Wetter liefert ihm eine Ausrede: Er bittet die Anwesenden, noch kurz sein durchgeschwitztes Hemd in einem Nebenraum wechseln zu dürfen, bevor er Hitler Bericht erstattet. Im Nebenraum hilft ihm sein Adjutant Werner von Haeften das Hemd zu wechseln und eines der beiden Sprengstoffpakete mit dem Zünder zu aktivieren. Doch plötzlich heißt es draußen: "Der Führer kommt". Stauffenberg legt den aktivierten Sprengsatz in die Aktentasche, doch für den zweiten bleibt keine Zeit mehr. Vor lauter Eile begeht er nun einen folgenschweren Fehler: Er drückt seinem Adjutanten den noch nicht aktivierten zweiten Sprengsatz in die Hand, statt ihn ebenfalls mit in die Aktentasche zu legen.

Die Explosion

12:30 Uhr: Stauffenberg eilt in den Besprechungsraum und schiebt die Aktentasche unter den Eichentisch. Eigentlich soll die Tasche in Hitlers Nähe deponiert werden, doch das lässt sich im Gedränge nicht unauffällig machen. Einige Minuten später verlässt er unter dem Vorwand, einen wichtigen Anruf aus Berlin annehmen zu müssen, den Raum wieder. Er weiß: Die Bombe wird in wenigen Minuten hochgehen. Was Stauffenberg jedoch nicht weiß: Während seiner Abwesenheit  stößt ein anderer Offizier an die Aktentasche und schiebt sie in eine Ecke – weiter von Hitler entfernt.

12:42 Uhr: Der Sprengsatz explodiert – doch die Explosion fällt geringer aus als erwartet. Hätte Stauffenberg auch den zweiten Sprengsatz in der Tasche gelassen, wäre dies vermutlich anders gewesen. Statt Hitler und seine engsten Umstehenden zu töten, werden die meisten Anwesenden nur leicht oder gar nicht verletzt. Nur die vier der Tasche Nächststehenden sterben. Stauffenberg erfährt zunächst nichts von dem Fehlschlag seines Attentats, er ist bereits wieder auf dem Rückweg nach Berlin, in dem Glauben, die Umsturzpläne könnten jetzt wie vorgesehen starten.

Verwirrung und Scheitern

Einige Stunden lang herrscht Verwirrung unter den Verschwörern – mit fatalen Folgen. Die Umsturzpläne der "Operation Walküre" laufen nur in Teilen an, in einem falsch versandten Telegramm verraten sie sich zudem. Wenig später dann die Gewissheit: Hitler den Anschlag überlebt, er wurde nur leicht verletzt: "Auf den Führer wurde heute ein Sprengstoffanschlag verübt. Der Führer selbst hat außer leichten Verbrennungen und Prellungen keine Verletzungen erlitten", heißt es in einer Radioverlautbarung.

Für den Widerstand ist dies das Ende: Noch am gleichen Abend umstellen hitlertreue Truppen ihre Zentrale im Bendlerblock in Berlin. Die Verschwörer werden zu Hochverrätern erklärt und vier von ihnen noch vor Ort erschossen, darunter auch Claus Graf Schenk von Stauffenberg. Andere, wie Henning von Tresckow, Chef des Stabes der Heeresgruppe Mitte, begehen Selbstmord oder werden später gefangen und hingerichtet. Insgesamt werden im Rahmen der  Ermittlungen und Vergeltungsaktionen gut 700 Menschen inhaftiert und 110 hingerichtet, darunter nicht nur Mitglieder der Widerstandsgruppe um Stauffenberg, sondern auch andere Regimegegner.

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