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Das Ende des Zweiten Weltkriegs und eine doppelte Kapitulation

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Am 8. Mai 1945 endete eine Ära: Der Zweite Weltkrieg war offiziell zu Ende, Deutschland hatte kapituliert. Es gab dabei sogar zwei offizielle Kapitulationserklärungen: Die erste wurde am 7. Mai 1945 im französischen Reims unterzeichnet, die zweite in der Nacht zum 9. Mai in Berlin.

Eigentlich war der Zweite Weltkrieg schon viel früher vorbei: Die meisten Gebiete des ehemaligen Deutschen Reichs waren schon seit Herbst 1944 von alliierten Truppen besetzt. Kämpfe gab es nur noch in Berlin und einigen Gebieten im Zentrum des Landes. Nach dem Selbstmord Hitlers am 30. April 1945 hatten viele Teile der deutschen Armee bereits aufgehört zu kämpfen und Teilkapitulationen für ihr Gebiet unterzeichnet. Auch Berlin kapitulierte am 2. Mai 1945.

Der von Hitler testamentarisch zu seinem Nachfolger ernannte Großadmiral Karl Dönitz suchte nun einen Weg, möglichst große Teile Deutschlands an die Westalliierten zu übergeben – aus Angst vor dem "bolschewistischen Feind". Er beauftragte Generaloberst Alfred Jodl, mit den Westalliierten unter US-General Dwight Eisenhower in deren französischem Hauptquartier in Reims zu verhandeln. Eigentlich wollte er zunächst eine weitere Teilkapitulation erreichen, mit der Option auf eine Gesamtkapitulation einige Tage später. Doch Eisenhower ließ sich darauf nicht ein: Er forderte eine sofortige Gesamtkapitulation Deutschlands.

Reims: Die erste Kapitulation

Kapitulation in Reims
US National Archives and Records Administration

Am 7. Mai 1945 war es soweit: Jodl unterzeichnete im Namen des deutschen Oberkommandos die bedingungslose Kapitulation aller Streitkräfte. Doch den Alliierten und insbesondere den Sowjets unter Josef Stalin war dies nicht ausreichend: Sie forderten eine persönliche Unterschrift aller Inhaber der Kommandogewalt auf deutscher Seite. Sie wollten nicht riskieren, dass im Nachhinein womöglich irgendein Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Kapitulation aufkam. Zudem bestand Stalin darauf, dass der Oberkommandierende der Roten Armee, Marschall Georgij Schukow, bei der Zeremonie anwesend ist. Für Admiral Dönitz ist die Kapitulation jedoch damit vollzogen: Er übermittelt der Bevölkerung und den Truppen die Nachricht mit den Worten: "Am 8.Mai um 23 Uhr schweigen die Waffen."

Berlin: Kapitulation mit Verzögerungen

Kapitulaition in Berlin
US National Archives and Records Administration

Dennoch wird das Ganze noch einmal wiederholt – diesmal im Offizierskasino Berlin-Karlshorst, einem der wenigen noch intakten Gebäude der Stadt. Am 8. Mai spät abends sollte die deutsche Delegation um Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel die Kapitulationsurkunde eigentlich unterzeichnet haben. Im Dokument ist daher auch zu lesen: "Der Krieg endete um 23:01 mitteleuropäischer Zeit am 8. Mai 1945."

Doch es gab eine Panne: Vom russischen Text der Urkunde fehlten einige Zeilen. Da die englische und die russische Fassung als maßgeblich gelten sollten, mussten diese noch beschafft werden, doch bis dahin vergeht einige Zeit. Erst kurz vor Mitternacht konnten daher die Zeremonie und feierliche Unterzeichnung  beginnen. Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, Chef des Oberkommandos der deutschen Wehrmacht, unterschrieb die Urkunde erst um 00:16 Uhr – also streng genommen erst am 9. Mai und 75 Minuten nach der in der Urkunde erwähnten Zeit.

Ein Auszug aus dem Text: "Wir Endesunterzeichneten, die wir im Namen des deutschen Oberkommandos handeln, erklären die bedingungslose Kapitulation aller unserer Streitkräfte zu Lande, zu Wasser und in der Luft sowie aller übrigen Streitkräfte, die zur Zeit unter deutschem Befehl stehen vor dem Oberkommando der Roten Armee und gleichzeitig vor dem Oberkommando der alliierten Expeditionsstreitkräfte."

Der Krieg ist vorbei

Damit war es nun amtlich: Der Zweite Weltkrieg war vorbei. Das Deutsche Reich existierte nicht mehr, Deutschland stand von nun an unter dem Viermächte-Status. Jetzt verkünden auch die Staats- und Regierungschefs der Alliierten - Charles de Gaulle, Josef Stalin, Winston Churchill und Harry Truman – ihren Völkern die Nachricht vom Frieden. Für viele Menschen im weitgehend zerstörten und vom Krieg zermürbten Deutschland ist dies eine Nachricht, die zwiespältige Gefühle auslöst: Erleichterung über das Ende der Kämpfe mischen sich mit Sorge um die Zukunft und – vor allem in den von Sowjets besetzten Gebieten - Angst vor Vergeltungsaktionen der Besatzer.

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