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Das Wort des Monats Februar 2005

Dietmar Hefendehl

Viele von Ihnen hielten den “Schiedsrichter-Skandal“ für das den Februar prägende Ereignis und damit für das Wort des Monats. Sicher, die Spielmanipulationen haben die Medien einige Wochen in Atem gehalten und so großartige Wortkonstrukte wie “Doppelspitze“ wieder in die Diskussion gebracht. Der Jury erschien der Begriff jedoch sprachlich zu belanglos, beklagte man sich doch seit jeher über skandalöse Schiedsrichterleistungen. Interessanter erschien uns da der “parteiische Unparteiische“, der uns allerdings mit der Begründung eingereicht wurde, dass eine Begründung dafür wohl nicht nötig wäre. Weit gefehlt. Aber vermutlich haben Sie, lieber Einsender, auch gar keinen Wahrig nötig, sonst hätten Sie mit Ihren weisen, erklärenden Worten wohl nicht so bescheiden hinter dem Berg gehalten. Um nicht ein weiteres mal in wüste Publikumsbeschimpfungen abgleiten zu müssen, möchten wir Sie nur auf die ermahnenden Worte verweisen, die sich eigentlich bei der Lektüre des Textes zum Wort des Monats Januar bereits in Ihr Hirn gefressen haben sollten.

Und so kam es, dass wir tatsächlich mal wieder im weiten Feld der Politik fündig wurden.
Josef Ackermann kündigte an, 6400 Mitarbeiter der Deutschen Bank entlassen zu wollen - und das, obwohl die Bank gerade einen Jahresüberschuss von 2,5 Milliarden Euro erwirtschaftet hatte. Das brachte IG-Metall-Chef Jürgen Peters in Rage, der wetterte: "Einige Manager sind zu sozialen Autisten mutiert, die emotional völlig von ihren Belegschaften entfremdet sind und die Menschen nur noch als Kostenfaktor betrachten." Womit er im Kern vielleicht Recht hat, doch befremdet seine sprachliche Konstruktion "soziale Autisten" ein wenig. Aber halten wir uns dieses Mal zurück und überlassen wir das Wort unserem Gewinner Herrn Alexander Ließ, der seine Einsendung wie folgt begründete: “Genau genommen handelt es sich dabei aus meiner Sicht um das "Un-wort des Monats", denn durch diesen Gebrauch werden alle Autisten in Deutschland beleidigt, rückt doch die Bemerkung eine seelische Behinderung (die sicherlich alles andere als willkürlich passiert) in die Nähe einer offensichtlich vollkommen willkürlichen Entscheidung; in diesem Fall der Freisetzung von über 6000 Arbeitnehmern weltweit und das alles bei einem Rekord-Jahresergebnis für 2004 des Konzerns Deutsche Bank. Somit hat der Gewerkschaftsführer gezeigt, dass es ihm kein Problem bereitet, die eine verbale Ungeheuerlichkeit mit einer weiteren wortlichen Entgleisung zu unterstreichen und damit auch der Öffentlichkeit in Deutschland zu zeigen, dass - vor allem was die Rhetorik anbelangt - auf diesen Funktionärsebenen nur sehr marginale Unterschiede zwischen den politischen Farben vorhanden sind.“

Vielen Dank den Teilnehmern an unserer Aktion “Wort des Monats“. Senden Sie uns auch im kommenden Monat wieder Ihren Vorschlag mit einer Begründung an die bekannte E-Mail-Adresse:wortdesmonats@wissen.de. Wie üblich gibt es auch im kommenden Monat einen Wahrig: Deutsche Rechtschreibung zu gewinnen (dafür aber nicht die Begründung vergessen!) wir freuen uns auf Ihre Einsendung und wünschen viel Erfolg!

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