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Der Club der frühen Schwimmer

In aller Herrgottsfrühe aufstehen, zum nächsten Schwimmbad fahren und noch vor der Arbeit eine halbe Stunde Bahnen ziehen. Was sich für manchen Menschen eher nach einer Strafe anhört, ist für die Mitglieder von Frühschwimmclubs längst zur erholsamen Routine geworden.
von wissen.de-Autorin Sandra Hermes

 „Inzwischen ist das Schwimmen für mich wie Zähneputzen“, beschreibt Stefanie Fuleda den Frühschwimm-Effekt. „Ich denke nicht darüber nach, ob ich gehe oder nicht. Eher ist es so, dass sich der Start in den Tag ohne Schwimmen ‚unvollständig‘ anfühlt. Ich fühle mich einfach frisch und guter Dinge.“ Die Hamburgerin nutzt das Angebot des Simrock-Bads in Hamburg-Blankenese täglich um sieben Uhr. Andere Schwimmer haben sich vorgenommen, ein-, zwei- oder dreimal in der Woche etwas für ihre Gesundheit zu tun. Denn Schwimmen gilt als eine der gesündesten Sportarten, besonders für Menschen mit Gelenkproblemen.

Viele Bäder in Deutschland öffnen schon zwischen halb sechs und sieben für ausgeschlafene Schwimmer. In Hamburg gibt es seit 2000 einen Frühschwimmclub. Zwölf Jahre später nutzen das Angebot bereits 5.000 Mitglieder in 15 Bädern der Hansestadt. Auch in Bremen steigt die Zahl der Frühschwimmer seit der Gründung des Frühschwimmclubs 2005 stetig. Im Bremer Südbad schwimmen früh morgens täglich 45 bis 50 Gäste, so Bastienne Ehl von den Bremer Bädern.

Bahnenziehen ohne Störfaktoren

Die Vorteile eines zeitigen Schwimmbadbesuchs liegen auf der Hand: Wer sich noch vor dem Job zum Sport aufrafft, wird in der Regel auf gleichgesinnte Schwimmer treffen: Bahnen schwimmen lautet die Devise. Planschende Kinder, Turmspringer und Pärchenschwimmer, denen es eher um einen netten Plausch als um sportliche Betätigung geht, wird man zu diesen Zeiten kaum antreffen. Das sieht auch Stefanie Fuleda so: „Wer gerne zur Unterhaltung ins Becken geht, sollte lieber Warmbadetage oder Pools im Fitnessclub nutzen. In den Bädern des Frühschwimmclubs steht man den Schwimmern sonst eher im Weg.“

 

Brustschwimmen
thinkstockphotos.de/Getty Images/iStockphoto

Alltagstaugliches Fitnessprogramm für alle

In den ersten Jahren waren die meisten  Mitglieder des Hamburger Frühschwimmclubs noch Senioren, berichtet Kirsten Morisse vom Hamburger Bäderland. Mittlerweile sei das Publikum aber sehr ausgeglichen. „Heute sind auch viele jüngere Berufstätige dabei“, so Morisse. „Sie nutzen das Angebot gern, damit sie ihr Fitnessprogramm verlässlich in den Berufsalltag integrieren und damit den Abend für andere Freizeitaktivitäten nutzen können.“

Nicht in allen öffentlichen Bädern gibt es einen speziellen Frühschwimmclub. In München oder Frankfurt locken jedoch günstige Eintrittspreise die frühen Bahnenschwimmer ins Hallenbad. Die Olympiaschwimmhalle sowie das Nord- und Südbad können die Münchner Frühschwimmer beispielsweise für 2,80 statt für 4,20 nutzen. In den Berliner Hallenbädern können Frühaufsteher bis 8 Uhr für 2,50 statt sonst für 4 Euro schwimmen.

Günstig fitt werden

Sparfüchse errechnen den Preis für ihren Schwimmsport vielleicht mit noch spitzerer Feder: Denn wer sich nach dem Frühschwimmen entspannt unter die Schwimmbadbrause stellen kann, muss zu Hause kein Wasser verbrauchen. Je nach Duschkopf und der Art der Warmwasserbereitung können vom Eintrittspreis zwischen 1,10 und 1,50 Euro für eine zehnminütige warme Dusche abgezogen werden. Also, raus aus den Federn und rein ins kühle Nass. Gesundheit, Fitness und Spaß für weniger als 2 Euro. Wer da den inneren Schweinehund nicht überwindet, ist selbst schuld.

 

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