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Der Trinity-Test: Die Explosion, mit der das Atomzeitalter begann

Heute vor 70 Jahren fand der Trinity-Test statt – die erste Explosion einer Atombombe. Am 16. Juli 1945 um 05:30 Uhr Ortszeit begann damit das Atomzeitalter. Die Wucht der Explosion gefolgt von der unsichtbaren, aber nicht minder tödlichen Energie der radioaktiven Strahlung überraschte damals selbst die Konstrukteure der Bombe.
NPO, 16.07.2015

"Ich bin der Tod, der Zerstörer der Welten" - mit diesem Zitat machte Robert Oppenheimer nach dem ersten Test einer Atombombe am 16. Juli 1945 seiner Erschütterung Luft.  Für ihn und die anderen Physiker des Manhattan Projects war dieser Tag lang ersehnt und gefürchtet zugleich. Einerseits hatten sie Jahre an der Entwicklung der Atombombe geforscht – jetzt würde der erste Test entscheiden, ob sie erfolgreich waren. Andererseits aber war den Physikern - zumindest in der Theorie - klar, dass mit dieser Waffe eine ganz neue Ära begann. Eine so gewaltige Energie hatte die Menschheit noch nie kontrolliert und freigesetzt.

Vor dem Test

Für den Test wurde das Alamogordo Testgelände in New Mexico ausgewählt, ein Wüstengebiet knapp 340 Kilometer von Los Alamos entfernt. Die "Gadget" getaufte Plutoniumbombe war bereits am Tag vorher zusammengebaut und auf einen rund 30 Meter hohen Turm gebracht worden. Kurz vor dem Test, im Morgengrauen des 16. Juli, versammelten sich die Physiker des Manhattan Projects an einem der Kontrollbunker, die gut neun Kilometer vom Bombenturm entfernt errichtet worden waren.

"Gadget" – die Bombe für den Trinity-Test kurz nach ihrer Fertigstellung.

Los Alamos National Laboratory

Wie wenig sie trotz all ihres theoretischen Wissens den Ausgang des Test einschätzen konnten, zeigt dies: Der Physiker Enrico Fermi bot denn Umstehenden ein Wette darüber an, ob die Bombe die Atmosphäre entzünden würde und ob dann nur ganz New Mexico zerstört würde oder doch die gesamte Erde. Oppenheimer wettete pragmatischer, dass die Atombombe gar nicht erst explodieren würde. Und Edward Teller ging herum und bot allen Sonnencreme gegen die Strahlung an.

"Heller als tausend Sonnen"

Am 16. Juli 1945 um 05:30 Uhr war es dann soweit. Die erste Atombombe wurde gezündet. Die Explosion verdampfte in Sekundenbruchteilen den Sprengturm und verwandelte den Asphalt darunter in grünes Glas. Ein blendendes Licht überstrahlte alles, es war so hell, dass die kilometerweit entfernten Beobachter selbst mit Schweißerbrillen vor den Augen kurze Zeit lang erblindeten. Der Brigadegeneral Thomas Farrell beschrieb seinen Eindruck so: "Der Blitz lässt sich kaum beschreiben. Die gesamte Landschaft war von einem sengenden Licht erhellt, das um ein Vielfaches heller war als die Mittagssonne."

Der Feuerball der ersten Atombomben-Explosion am 16. Juli 1945

DOE

Dann folgte eine gewaltige Druck- und Hitzewelle. Ihre Wucht stürzte noch in einem halben Kilometer Entfernung einen mehr als 200 Tonnen schweren Stahlcontainer um. Am Explosionsort selbst riss die Bombe einen gut 2300 Meter großen und drei Meter tiefen Krater in den Wüstenboden. Noch während sich der orangeglühende Feuerball ausdehnte, stieg aus seinem Zentrum eine pilzförmige Wolke auf – sie ist bis heute Sinnbild für die zerstörerische Macht einer Atomexplosion.

Der Fallout

Später ergaben die Auswertungen, dass die Atombombe die Energie von 21 Kilotonnen TNT freigesetzt hatte. Die Explosion war damit stärker als es selbst die Physiker erwartet hatten. Auch in puncto Radioaktivität hatte man sich deutlich verschätzt. Soldaten in zwei bleigepanzerten Panzern, die nach dem Test auf dem Testgelände umherfuhren, erhielten Strahlendosen von bis zu 15 Röntgen. Der radioaktive Fallout reichte weit über das abgesperrte Testgelände hinaus. Noch knapp 50 Kilometern Entfernung ging ein Regen aus strahlenden Partikeln auf Rinderherden nieder und verursachte schwere Verbrennungen.

Atompilz des Trinity-Tests 0,016 Sekunden nach der Explosion. Der Scheitelpunkt der Wolke ist bereits 200 Meter hoch.

Berlyn Brixner / Los Alamos National Laboratory

Welche Folgen dieser Test für die Einwohner der Region hatte, ist dagegen bis heute unbekannt – es fehlt an Daten. Erst 2014 hat das US-National Cancer Institute damit begonnen, die damalige Strahlendosis zu rekonstruieren und die Spätfolgen abzuschätzen – ein Ergebnis gibt es aber noch nicht. Auch was den hellen Lichtblitz am 16. Juli 1945 ausgelöst hatte, erfuhren die Bewohner der umliegenden Ortschaften nicht. Erst nach Abwurf der Atombombe auf Hiroshima am 6. August 1945 wurde erstmals auch öffentlich über den Trinity-Test berichtet.

"Die Welt wird nie mehr die Gleiche sein"

Die Zündung der ersten Atombombe markierte nicht nur den Beginn des Atomzeitalters und des atomaren Wettrüstens. Sie war auch der Beginn einer völlig neuen Ära in der Geschichte: Zum ersten Mal war der Mensch imstande, seine gesamte Spezies auszurotten und die Erde zu vernichten. Diese erschreckende Erkenntnis ging auch den Physikern des Manhattan Projects auf, nachdem ihre erste Euphorie über den erfolgreichen Test ihrer Arbeit abgeklungen war.

Oppenheimer schildert den Moment nach der Explosion so: "Wir wussten, dass die Welt nun nicht mehr die Gleiche sein würde. Ein paar von uns lachten, andere weinten. Die meisten aber waren einfach stumm." Der Schrecken hielt die Physiker allerdings nicht davon ab, auf Basis des Trinity Tests die "optimalen" Abwurf-Parameter für die Bomben von Hiroshima und Nagasaki auszurechnen. Sie empfahlen dem Militär, die Bomben in 560 Metern Höhe über den Städten zu zünden – damit die Schockwelle ihre volle Zerstörungskraft entfalten konnte.

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