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Deutschland - Land der Nichtschwimmer

Die Badesaison läuft und bei vielen Familien steht der Sommerurlaub an. Doch mehr als die Hälfte der Zehnjährigen in Deutschland kann nicht richtig schwimmen, wie eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft zeigt. Deutschland entwickelt sich immer mehr zum Nichtschwimmer-Land - ein gefährlicher Trend. Doch woran liegt das?

Eigentlich können Kinder spätestens im Alter von fünf oder sechs Jahren problemlos mit dem Schwimmenlernen beginnen.

thinkstock.com, romrodinka

Früher war schwimmen einmal so selbstverständlich wie laufen, sprechen und lesen lernen. Noch in den 1960er und 1970er Jahren bauten selbst kleine Städte und Gemeinden Hallenbäder. Hier lernte fast jedes Kind das Schwimmen - sei es beim Schwimmkurs im Verein oder während des Schulunterrichts. Der Bäderboom dieser Zeit war einer der Gründe, warum Ende der 1980er Jahre knapp 90 Prozent der Bevölkerung schwimmen konnte.

Heute ist Deutschland dagegen längst keine Schwimmer-Nation mehr. Bereits seit einigen Jahren stellt die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) regelmäßig fest, dass immer weniger Kinder richtig schwimmen lernen. Eine repräsentative Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Forsa jüngst im Auftrag der DLRG durchgeführt hat, zeigt, welches Ausmaß diese Entwicklung inzwischen angenommen hat: 60 Prozent der Zehnjährigen sind demnach keine sicheren Schwimmer oder sogar Nichtschwimmer.

Schwimmfähigkeit: ungenügend

"Die Schwimmfähigkeit der Kinder im Grundschulalter ist ungenügend", sagt DLRG-Vizepräsident Achim Haag. "Im Durchschnitt besitzen nur 40 Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen ein Jugendschwimmabzeichen." Das "Seepferdchen" haben nach Angaben der befragten Eltern zwar immerhin noch 77 Prozent der Grundschüler absolviert. Das jedoch ist lediglich eine Bescheinigung dafür, dass sich ein Kind auf einer Strecke von 25 Metern über Wasser halten kann. Als sicherer Schwimmer gilt man mit diesem Abzeichen nicht - da sind sich DLRG, Schwimmverbände und Kultusministerkonferenz einig.

Eigentlich können Jungen und Mädchen spätestens im Alter von fünf oder sechs Jahren problemlos mit dem Schwimmenlernen beginnen. Grundschulen haben sogar den gesetzlich vorgeschriebenen Auftrag, ihren Schülern Schwimmunterricht zu erteilen. Warum also ist ein Großteil der Grundschüler dennoch nicht dazu in der Lage, sicher zu schwimmen?

Immer mehr Bäder schließen

Ein wesentlicher Teil des Problems ist, dass immer mehr Schwimmbäder aus Kostengründen geschlossen werden. Städten und Gemeinden fehlt oft das Geld, um in die Jahre gekommene, marode Bäder zu sanieren. Nicht selten müssen sie fünf bis zehn Euro pro Besucher draufzahlen, um nur den laufenden Betrieb aufrechterhalten zu können. Eine Schließung erscheint da oft die einzige verbleibende Option.

Zwar gibt es an vielen Orten durchaus privat finanzierte Alternativen. Bei diesen Bädern handelt es sich jedoch häufig um ausgesprochene Spaßbäder: mit Wasserrutsche, Whirlpool und Wellenbad, aber ohne Becken, in dem man richtig schwimmen kann. Hinzu kommt, dass der Eintritt in diese Spaßparadiese oftmals sehr teuer ist.

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