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Erholung für Körper und Sinne

Als Reaktion auf die globale Waldvernichtung hat die Welternährungsorganisation FAO Ende der 70er Jahre den 21. März zum „Internationalen Tag des Waldes“ ausgerufen. Seitdem wird an diesem Tag mit zahlreichen Aktionen an den Schutz der Wälder appelliert.

Iris Hilberth, wissen.de

357.050 Quadratkilometer sind in Deutschland bewaldet. Das entspricht etwa dreißig Prozent der Gesamtfläche des Landes. Die aktuelle Auswertung des amtlichen Liegenschaftskatasters von Ende 2004 hat ergeben: unter den Flächenländern der Bundesrepublik liegen Rheinland-Pfalz (41 Prozent) und Hessen (40) vorn, Schleswig Holstein bildet mit nur zehn Prozent das Schlusslicht. Deutschlands Waldfläche allerdings wächst. Zwischen 1992 und 2004 ist sie pro Jahr durchschnittlich um 160 Quadratkilometer größer geworden, teilt das Statistische Bundesamt mit. Das entspricht etwa der Fläche der Stadt Aachen. Oder anders ausgedrückt: in den vergangenen 45 Jahren hat die bewaldete Fläche um etwa 500.000 Fußballfelder zugenommen. In Europa liegt Deutschland damit dennoch nur im unteren Mittelfeld. Die Liste führt Finnland mit 72 Prozent an. Malta besitzt gar keinen Wald.

Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) nutzt den diesjährigen Internationalen Tag des Waldes zum Start für ihre Kampagne „Treffpunkt Wald“. Sie will damit auf die Bedeutung der Wälder für die Gesundheit und Erholungsaktivität der Menschen hinweisen und dazu aufrufen, „sich im und mit dem Wald fit zu halten“. Immerhin: Rund 30 Millionen Bürger erholen sich jede Woche in Deutschland im Wald. Die SDW begründet diese hohe Zahl mit den wohltuenden Geräuschen der Natur. Die Stille stelle einen Ausgleich zum Geräuschpegel der Zivilisation dar. Außerdem werde die Luft im Wald durch die Blätter und Nadeln von Staubpartikeln gefiltert und die Pflanzen verströmten angenehm ätherische Düfte.

Das Waldsterben ist in der Öffentlichkeit nicht mehr so präsent wie es in den 80er Jahren einmal der Fall war. Dennoch warnt das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: “Der Gesundheitszustand des Waldes bleibt besorgniserregend.“ Von einer Trendwende könne noch nicht gesprochen werden. Vor allem das extreme Trocken- und Hitzejahr 2003 hatte dem Wald schwer zugesetzt. Seit 1984 wird der Kronenzustand der Bäume jährlich erfasst und noch nie hat die Verlichtung so stark zugenommen wie in der Folge des Rekordsommers. Die Untersuchung von 13.630 Probebäumen, insbesondere Fichte, Kiefer, Buche und Eiche, bei der Waldzustandserhebung 2005 ergab: Der Wald hat sich leicht erholt. Das hatte er zwischen 1993 und 2003 bereits, bis ihn das Trockenjahr wieder auf den Höchststand der Kronenverlichtung von 29 Prozent zurückwarf.

Als Ursachen für eine Beeinträchtigung der Waldökosysteme und der Vitalität der Bäume gelten vor allem vier Faktoren: die Witterung, die Fruchtbildung der Bäume, Schadorganismen wie Pilze und Insekten sowie die vom Menschen verantworteten Stoffeinträge in den Wald. Die Witterung war im Jahr 2005 zur Erholung des Waldes überwiegend günstig. Mit blattfressenden Insekten hatte vor allem die Eiche zu kämpfen. Eichenwickler, Großer und Kleiner Frostspanner, aber auch Schwammspinner und Eichenprozessionsspinner machten ihr das Leben schwer. Ein großes Problem für den Wald stellen trotz Erfolgen in der Luftreinhaltung weiterhin die durch Luftverschmutzung verursachten Stoffeinträge dar. Insbesondere Stickstoff- und Ozonbelastung überschreiten laut Ministerium nach wie vor auf nahezu allen Messflächen die kritischen Werte.

Obwohl der Wald „leidet“, werben sowohl Ministerium als auch die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald für eine vermehrte Nutzung des Holzes. Seit mehr als 200 Jahren nämlich werde in Deutschland nicht mehr Holz verbraucht als gleichzeitig nachwachse, zur Zeit sogar nur 60 Prozent der nutzbaren Menge. Aus Umweltgründen sei es sogar sinnvoll, heimische Bäume zu fällen, anstatt Holz über lange Transportwege vom Ausland zu importieren, betont die SDW. Das Ministerium erinnert daran, dass der Holzverkauf Haupteinnahmequelle der Forstbetriebe sei und somit eine nachhaltige Holznutzung der Waldpflege diene.

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