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Familie, ein Kind, Mann übergewichtig...

In Deutschland gibt es weniger traditionelle Familien. Zugleich werden die Bundesbürger dicker, jeder Zweite hat Übergewicht. Ein Fünftel der Bevölkerung hat einen Migrationshintergrund. Das sind einige der Ergebnisse des "Mikrozensus 2005", der so genannten kleinen Volkszählung.

Financial Times Deutschland

Ein Prozent der Bevölkerung - rund 390.000 Haushalte mit 830.000 Menschen - wurde für den Mikrozensus nach ihren Lebensumständen befragt. Die Daten werden jährlich erhoben. Die nach dem Zufallsprinzip ausgewählten Haushalte müssen sich vier Jahre lang an der Datensammlung beteiligen. Mit Ausnahme der Fragen zum Gesundheitszustand sind sie zur Auskunft verpflichtet. Die Daten sind für Politik und Verwaltung von großer Bedeutung. Sie dienen unter anderem als Grundlage für den Rentenversicherungsbericht und den Jahreswirtschaftsbericht.

 

Mehr Haushalte mit weniger Personen

Rund 82,7 Millionen Menschen in Deutschland lebten 2005 in 39,2 Millionen Haushalten zusammen. Die Zahl der Haushalte ist seit 1991 um elf Prozent gestiegen, zugleich näherte sich jedoch die durchschnittliche Haushaltsgröße der Ziffer zwei an. 2005 betrug die Durchschnittsgröße eines deutschen Haushaltes nur noch 2,11 Personen. In Ostdeutschland sank die Haushaltsgröße sogar auf 1,98 Personen.

 

Haushalte altern

Der Alterungsprozess der deutschen Gesellschaft findet auch in der Altersstruktur der Haushalte seinen Niederschlag. 2005 wohnten in 22 Prozent der Haushalte ausschließlich Menschen, die älter als 65 Jahre waren. In sieben Prozent wohnten Rentner und Pensionäre mit jüngeren Haushaltsmitgliedern unter einem Dach. In 29 Prozent der Haushalte lebte damit eine Person im Seniorenalter, das waren drei Prozentpunkte mehr als 1991. Insgesamt sank jedoch der Anteil der Haushalte mit zwei Generationen unter einem Dach seit 1991 um sieben Prozentpunkte, die Zahl der Single-Haushalte nahm um vier Prozentpunkte zu.

 

Zahl der Familien wächst wieder

Die Familie bleibt die dominierende Lebensform in Deutschland. 53 Prozent der Deutschen lebten in einer Familie entweder als Paar oder als allein erziehendes Elternteil mit einem Kind zusammen. Paare ohne Kinder machten 28 Prozent der Bevölkerung aus. Die Zahl der Familien ist erstmals seit 1996 wieder leicht gestiegen auf 12,6 Millionen, ein Plus von 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Das Wachstum führen die Statistiker vor allem auf die Entwicklung in Westdeutschland zurück. Dort gab es 2005 mit rund 10 Millionen Familien einen Anstieg zu verzeichnen. In Ostdeutschland sank die Zahl der Familien dagegen kontinuierlich. Über 2,5 Millionen Familien zählten die Statistiker in den neuen Ländern, das waren 16 Prozent weniger als vor neun Jahren.

 

Alternative Familien nehmen zu

Bei fast drei Vierteln der Familien handelt es sich um Ehepaare. Jedoch hat ihr Anteil an den Familien seit 1996 um sechs Prozentpunkte abgenommen. Dagegen stieg der Anteil der Alleinerziehenden und der Lebensgemeinschaften auf 21 bzw. sechs Prozent. Vor allem in Ostdeutschland entschieden sich viele Familien für ein Leben ohne Trauschein. Mit 12 Prozent lag deren Anteil mehr als doppelt so hoch wie in Westdeutschland (fünf Prozent).

 

Trend zur Ein-Kind-Familie in Ostdeutschland

In Ostdeutschland registrieren die Statistiker einen Trend zur Ein-Kind-Familie. Mit 52 Prozent lag deren Anteil deutlich höher als in den alten Ländern mit nur 39 Prozent. Seit 1996 ist der Anteil der Ein-Kind-Familien in den neuen Bundesländern um sieben Prozentpunkte gestiegen. In etwa dem gleichen Umfang nahm der Prozentsatz der Familien mit zwei Kindern ab.

 

Kinderlose Akademikerinnen

Die Kinderlosigkeit von Akademikerinnen wird nach Ansicht der Statistiker überschätzt. Die Zahl von 40 Prozent, die häufig genannt werde, sei zu hoch gegriffen, sagte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Johann Hahlen. Aber auch das Bundesamt kann nur einen Schätzwert nennen, da bei der Erarbeitung des Mikrozensus die Kinderzahl von Akademikerinnen nicht gesondert abgefragt worden sei. Von den 1951 bis 1962 geborenen Frauen in Deutschland mit Universitäts- oder Fachhochschulabschluss werden nach den Ergebnissen des Mikrozensus rund 30 Prozent dauerhaft kinderlos bleiben. Hahlen hält diese Zahl für "belastbar".

 

Nicht größer, aber dicker

"Die Deutschen sind nicht größer geworden", sagte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Johann Hahlen. Dafür haben sie aber an Gewicht zugelegt. Der erwachsene deutsche Mann war 2005 im Durchschnitt 1,78 Meter groß und 82,4 Kilogramm schwer. Bei Frauen betrug die Durchschnittsgröße 1,65 Meter und das Durchschnittsgewicht 67,5 Kilogramm. Das Durchschnittsgewicht bei Männern stieg seit 1999 um 1,6 Kilogramm, bei Frauen um 0,8 Kilogramm.

 

Übergewichtige Männer

Gemessen am so genannten Body-Mass-Index galten 50 Prozent der Erwachsenen 2005 als übergewichtig. Vor allem Männer sind zu dick: 52 Prozent von ihnen fallen in die Kategorie übergewichtig, aber nur 42 Prozent der Frauen. Untergewicht ist dagegen eher ein Problem der Frauen. Allerdings ist dieses Phänomen weit weniger verbreitet als Übergewicht. Lediglich vier Prozent der Frauen und nur ein Prozent der Männer waren untergewichtig. In der Altersgruppe der 18- bis 19-jährigen Frauen galten aber bereits 14 Prozent als untergewichtig.

 

Trotz Praxisgebühr, wer krank ist, geht zum Arzt

Als krank bezeichneten sich 13 Prozent der befragten Deutschen. 89 Prozent der Kranken suchten wegen ihrer Beschwerden einen Arzt auf. Trotz Praxisgebühr und höheren Zuzahlungen ist dieser Anteil seit der letzten Erhebung zum Gesundheitszustand im Jahr 2003 um drei Prozentpunkte angestiegen.

 

Mehr Deutsche mit Migrationshintergrund als Ausländer

Um die Zuwanderung in Deutschland besser zu erfassen, benutzt das Statistikamt den Begriff Migrationshintergrund. Darunter fallen zugewanderte Ausländer, in Deutschland geborene Ausländer, eingebürgerte Ausländer sowie Spätaussiedler und deren Kinder. Fast ein Fünftel der Bevölkerung verfügt danach über einen Migrationshintergrund. Von den 15,3 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund stellen Deutsche mit 8 Millionen gegenüber den Ausländern die knappe Mehrheit. Allerdings verfügen 5,6 Millionen Ausländer über eigene Erfahrungen mit der Migration.

 

"Deutschland ist ein Zuwanderungsland", sagte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Johann Hahlen. Im vergangenen Jahr sei der Zuwanderungssaldo mit plus 100.000 positiv gewesen. Ohne die Menschen mit Migrationshintergrund wäre der Alterungsprozess in Deutschland noch weitaus ausgeprägter.

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