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Fangfieber und Treibnetze

Wale und Delfine gehören heute zu den am stärksten bedrohten Säugetieren unserer Erde. Verantwortlich für diese Situation ist der Mensch, der die Meeresriesen lange Zeit nur unter dem Gesichtspunkt einer schier unerschöpflichen Einnahmequelle betrachtet hat, die er hemmungslos ausbeuten konnte.

Geschichte des Walfangs

Weißwal
Il mondo degli animali - Mondadori, Mailand

Die Geschichte des Walfangs hat eine Jahrtausende alte Tradition. Schon früh erkannten Naturvölker den unschätzbaren Wert der Meeresriesen, indem sie zunächst vermutlich nur gestrandete Tiere erbeuteten, dann aber auch von kleinen Booten aus Jagd auf Wale machten, die in Küstennähe auftauchten. Schon vor 5000 Jahren lebten die Eskimos vom Walfang, der sie mit den nötigen Mengen Fleisch, Fett und Tran versorgte. Darüber hinaus nutzten sie Knochen, Barten und Sehnen für den Bau von Häusern, Schlitten, Booten und Werkzeugen, und ihre Lampen betrieben sie mit Walfett. Eskimos verstanden es, den Wal praktisch vollständig zu verwerten.

In Europa waren es im 9. Jahrhundert die Basken, die in der Biskaya Jagd auf den 15-18 m langen Nordkaper machten. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war der Walfang über alle Meere verbreitet. Erbeutet wurden nun auch Südkaper, Buckelwale und vor allem Pottwale.

Nichts vom Wal blieb ungenutzt
Fangreisen konnten damals mehrere Jahre dauern und waren für die Schiffsbesatzungen außerordentlich strapaziös und entbehrungsreich. Die Waljagd war noch immer mit beträchtlichen Gefahren verbunden, denn sie erfolgte nach wie vor vom Boot aus mit der Handharpune. Dennoch lohnte die Beute den hohen Einsatz - besonders für die Schiffseigner. Wichtigstes Walprodukt war das Walöl, das durch Kochen des zerstückelten Specks gewonnen wurde. Bis 1860 war es als Lampenöl unentbehrlich, denn Petroleum kannte man noch nicht. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde es als wichtiger Rohstoff in der Margarineherstellung genutzt. Daneben diente es zur Seifenherstellung und als Salbengrundlage für Kosmetika und Pharmazeutika. Die Barten der Bartenwale waren als "Fischbein" geschätzt zur Versteifung von Korsetts und anderem. Die Knochen wurden zu Gelatine und Leim verarbeitet oder zu Dünger zermahlen.

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