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Fasten nach dem Intervallprinzip

Beim Training ist es schon lange Trend - jetzt hält das Intervallprinzip auch in die Welt des Fastens Einzug. Statt wochenlang zu hungern, verzichten Fastende dabei nur stundenweise oder für einzelne Tage aufs Essen. Dazwischen darf ganz normal geschlemmt werden. Studien legen nahe, dass schon solche kurzen Hungerphasen positive Effekte haben. Und: Sie sind viel besser durchzuhalten als Radikalkuren.
DAL, 15.03.2017

In Zeiten des Mangels mobilisiert der Körper seine Reserven.

thinkstock.com, itakdalee

Der menschliche Stoffwechsel ist schon seit Urzeiten auf Fastenphasen gepolt: Vor dem Zeitalter der Supermärkte mussten sich unsere Vorfahren ihre Nahrung mühsam selbst organisieren. Hatten sie beim Jagen kein Glück oder fiel eine Ernte aus, blieb ihr Magen schon mal für einige Tage leer. Regelmäßige Hungerperioden gehörten zum Alltag.

Dank dieses evolutionären Erbes übersteht unser Körper auch heute noch problemlos Zeiten des Mangels. Denn in verschiedenen Organen und Geweben speichert er kontinuierlich überschüssige Energiereserven, die er bei Bedarf mobilisieren kann. Das allerdings ist in der modernen Überflussgesellschaft so gut wie nie nötig. Weil die meisten Menschen ständig und viel essen, speichert der Körper nur - ist aber nie gefordert, seine Reserven zu mobilisieren.

Zurück in die Steinzeit

Ernährungsmediziner glauben, dass genau das uns jedoch guttun würde. Predigten sie früher noch die fünf bis sieben gleichmäßig über den Tag verteilten, kleinen Portionen, raten sie heute vermehrt zu etwas anderem: längere Essenspausen. Auf eine Zeit der Nahrungsaufnahme soll dabei jeweils eine Zeit des Fastens folgen. Experten sprechen passenderweise vom Intervallfasten.

Der Körper wird dabei sozusagen zurück in die Steinzeit versetzt. Er erlebt wieder Mangel, den er aus dem Alltag kaum noch kennt. Das trainiert den Stoffwechsel: Während der Organismus seine Energie im Normalfall hauptsächlich aus Kohlenhydraten gewinnt, die er in Zucker umwandelt, muss er beim Fasten schon bald von den Fettreserven zehren. Denn die Kohlenhydratspeicher sind nach kurzer Zeit aufgebraucht.

Einen Tag lecker futtern, einen Tag fasten: Diese Methode schützte Mäuse in einer Studie vor Diabetes.

thinkstock.com, David De Lossy

Schutz vor Diabetes und Co?

Studien mit Mäusen belegen, dass schon kurze Fasteneinheiten im Wechsel mit normalen Essensphasen die Fettverbrennung ankurbeln, den Insulinspiegel sinken lassen und dadurch sogar die Entstehung von Diabetes Typ 2 verhindern können. Auch krankhafte Fettlebern bilden sich nach und nach zurück, erhöhte Blutdruckwerte sinken.

Forscher wissen zudem, dass sich der Zellstoffwechsel verändert, wenn die Zellen ohne Nahrung sind: Sie greifen dann auf eigene Reserven zurück und zersetzen altes, geschädigtes Material, um daraus Energie zu gewinnen. Dabei entsorgen sie zum Beispiel Bestandteile, die Krebs oder Neurodegeneration auslösen können. Diesen Prozess nennen Experten Autophagie. Er ist gewissermaßen die Müllabfuhr der Zellen und hält sie gesund.

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