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Feeding the Planet - die EXPO 2015 in Mailand

Seit dem 1. Mai läuft in Mailand die Expo 2015. Unter dem Motto „Feeding the Planet, Energy for Life“ - „Den Planeten ernähren, Energie für das Leben“ stehen bei der Weltausstellung Themen rund um die Ernährung im Mittelpunkt. Schwerpunkt ist die Versorgung der Menschheit mit Nahrung – und was das für die Zukunft bedeutet.
RPA

Austeller aus 145 Ländern nehmen an der Weltausstellung in Mailand teil, außerdem fünf internationale Organisation, von der FAO - der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen - bis hin zum CERN. In den 184 Ausstellungstagen bis zum 31. Oktober werden insgesamt 20 Millionen Besucher erwartet, 100.000 pro Tag. 10 Millionen Tickets sind bereits verkauft. Bewusst soll die EXPO 2015 keine internationale Leistungsschau sein, sondern eher zu Diskussionen anregen und Fragen aufwerfen, so jedenfalls wollen es die Veranstalter.

Weltausstellungen seit 1851

Die Weltausstellung, auch als Exposition Internationale, Exposition Modiale oder World Fair bekannt, gibt es seit 164 Jahren. Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, Ehemann der britischen Königin Victoria, organisierte die erste weltweite Industriemesse 1851 im Londoner Hyde Park. Aussteller aus 28 Ländern präsentierten damals Güter und handwerkliche Produkte aller Art, Produktionsmethoden und Kunstwerke. Die ‚Great Exhibition‘ war ein so großer Erfolg, dass schon zwei Jahre später die nächste Weltausstellung stattfand, diesmal in New York.

Seitdem hat es mehr als 100 Weltausstellungen gegeben, von San Francisco bis Melbourne, von Hannover bis Osaka. Für die ersten Expos hat noch ein einziges Gebäude für alle Aussteller ausgereicht. Doch schon 16 Jahre später, bei der EXPO 1867 in Paris, wurde der Platzbedarf so groß, dass separate Pavillons für die verschiedenen Länder gebaut wurden. Das Konzept der Länderpavillons hat sich bis heute gehalten.

Vom Eiffelturm bis zur Atomuhr

Die Weltausstellungen boten ihren Besuchern nicht nur technische Neuheiten, sondern auch Unterhaltung und aufsehenerregende Bauten . Oft wurden Erlebnisparks und Schauarchitekturen eingerichtet, die den Ausstellungen den Charakter von großen Jahrmärkten gaben. So wurden berühmte Wahrzeichen wie der Eiffelturm, das Atomium in Brüssel oder die Space Needle in Seattle anlässlich von Weltausstellungen gebaut.

Auch viele technische Neuheiten wurden erstmals auf Expos vorgestellt, unter anderem die Nähmaschine (London 1862), das Telefon (Philadelphia 1876), der Lippenstift (Amsterdam 1883), der Reißverschluss (Chicago 1893), der Tonfilm (Philadelphia 1926) und die Atomuhr (Montreal 1967).

Blick über das Gelände der EXPO 2015 in Mailand

EXPO 2015: Schwerpunkt Ernährung

Doch seit einigen Jahren dienen die Weltausstellungen nicht mehr allein der Unterhaltung und Zurschaustellung von technischen Neuerungen. So wurde zum Beispiel bei der Expo 2008 in Saragossa mit dem Thema „Wasser und nachhaltige Entwicklung“ auf wichtige Umwelt- und Versorgungsprobleme eingegangen. In Mailands zweiter Weltausstellung - die erste war 1906 zum Thema Verkehr - liegt der Schwerpunkt auf dem Recht aller Menschen auf gesunde und ausreichende Ernährung. Bei seiner Grußbotschaft zur Eröffnung mahnte Papst Franziskus, die Menschen in wohlhabenden Ländern müssten sich von der Vorstellung verabschieden, ihr alltägliches Handeln habe keinen Einfluss auf das Leben der Notleidenden weltweit.

Auf einem speziell dafür eingerichteten Blog haben die Veranstalter in den letzten Monaten einige für das Thema relevante Zahlen veröffentlicht, wie die Menge von Treibhausgas, das bei der Herstellung von für die Mülltonne bestimmten Lebensmitteln entsteht (3,3 Milliarden Tonnen), die Anzahl der unterernährten Kinder in Entwicklungsländern (eines von sechs), der Anteil der überfischten oder kollabierten Fischgründe (32 Prozent) oder wie viele Menschen keinem Zugang zu sauberem Trinkwasser haben (1 Milliarde).

Die Themen: Von Biodiversität bis Zukunfts-Supermarkt

Die EXPO 2015 teilt sich in fünf verschiedene Themenbereiche auf, in denen Lebensmittel und Zukunft, Ernährung und Kindheit sowie das Verhältnis von Lebensmitteln und Kunst thematisiert werden.

Im „Pavillon Null“ geht es um natürliche Ressourcen, die Qualität und Verbesserung von Landwirtschaftsprodukten, globale Märkte und Ernährungsverhalten. Der Pavillon ist wie ein Teil der Erdkruste mit Tälern, Hügeln und Bergen geformt, und zeigt die Transformation der Landschaft im Wandel der Zeiten, und die Auswirkungen des menschlichen Verhaltens auf die Erde.

Der „Pavilion Zero“ am Haupteingang der Expo

Cesco 82 (CC BY-SA 4.0)

Der 14.000 Quadratmeter große „Park der Biodiversität“ umfasst eine Reihe von Gärten und Gewächshäusern, in denen die Lebensvielfalt reproduziert wird. Besucher können sich hier entspannen, und die Bedeutung der Vielfalt im Gegensatz zur Standardisierung von Pflanzenkulturen lernen/sehen.

Durch eine Reihe von interaktiven Geräten und Möglichkeiten wird im „Future Food District“ - einem futuristischen Supermarkt - dargestellt, wie wir in der Zukunft Nahrung konsumieren werden, und welche Auswirkungen unsere Essgewohnheite auf die Technologien der Lebensmittelindustrie haben.

Die Ausstellung „Art & Food“ ist dem Verhältnis von Mensch und Lebensmitteln gewidmet, und zeigt dieses in der Form von Malerei, Skulptur, Fotografie und anderen Kunstformen. Für Kinder jeden Alters bietet der ‚Kinderpark‘ zudem die Möglichkeit zum Entspannen und Spielen, und informiert gleichzeitig auf kindergerechte Art über Nachhaltigkeit, Vielfalt und andere wichtige Werte für die Zukunft unseres Planeten.

Deutscher Pavillon „Field of Ideas“

Deutscher Pavillon Expo Milano 2015/ B. Handke

Der deutsche Pavillon: Feld der Ideen

Deutschland präsentiert sich mit einem der größten Pavillons, für den die Bundesregierung 48 Millionen Euro ausgegeben hat. Knapp 5.000 Quadratmeter groß ist das deutsche Expo-Grundstück, 2680 Quadratmeter die Ausstellungsfläche. Sie ist für bis zu 16.000 Besucher pro Tag ausgelegt – das sind bei 184 Tagen EXPO-Laufzeit drei Millionen Besucher insgesamt.

„Field of Ideas“ - Feld der Ideen - ist eines der außergewöhnlichsten Gebäude auf dem EXPO-Gelände. Seine frei begehbare, erhöhte Außenfläche lehnt sich an typisch deutsche Feld- und Flurlandschaften an. „Die kleinen Parzellen, die man sieht, wenn man von oben auf eine deutsche Feld- und Flurlandschaft schaut, stehen für die vielen Ideen aus Deutschland“ erklärt der leitende Architekt Lennart Wiechell. Hier haben Besucher die Möglichkeit zu picknicken und den Ausblick auf das EXPO-Gelände zu genießen.

Eine der im Pavillon verwirklichten Innovationen sind die Solar Trees. Sie tanken tagsüber Sonnenenergie und beleuchten das Gebäude nachts mit dem gespeicherten Strom. Dazu verwenden sie keine herkömmlichen Solarzellen, sondern extrem dünne Folien, die aus absorbierenden Polymermaterialien bestehen. Der Stromfluss wird mithilfe von Leuchtdioden angezeigt, und ist so für die Besucher sichtbar.

Zu den weiteren Hauptattraktionen des deutschen Pavillons gehört ein zwölfminütiger Film der Besuchern eine überraschende und interessante Perspektive eröffnet: Sie sehen Deutschland durch die Augen von Bienen, die sie bei einem Flug über das Land begleiten. Im Zentrum des Raumes führen zwei Musiker, die „BeeJs“, live durch diese Show.

 

 

RPA, 27.05.2015

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