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Garten und Balkon: Warum wir lieber auf Torf verzichten sollten

So langsam beginnt die Pflanzsaison für Garten und Balkon. Die ersten Töpfe und Beete bekommen neue Bewohner der grünen Art – und dafür brauchen wir Blumenerde. Aber was viele nicht wissen: Die meisten Blumenerden bestehen zum großen Teil aus Torf – dem Stoff, aus dem die Moore sind. Wir erklären, warum das ein Problem ist und wie man auch ohne Torf gärtnert.
NPO

Torf ist zum Gärtnern eigentlich ideal:  Das leichte, faserige Material wirkt wie ein Wasserpuffer, er kann Wasser in großen Mengen über einen längeren Zeitraum speichern und gibt es dann langsam wieder an die Pflanze ab. Gleichzeitig ist Torf sehr locker und enthält noch so viel Luft, dass die Wurzeln gut atmen können.  Außerdem lässt sich Torf durch Zusatz von Kalk und Dünger perfekt auf die jeweiligen Bedürfnisse bestimmter Pflanzen anpassen.

Das leichte Fasergewebe im Torf wirkt als Wasserpuffer.

Gerade für die Aufzucht von Pflanzen in der Gärtnerei werden daher besonders gerne torfhaltige Substrate oder sogar reiner Torf verwendet. Soweit, so bekannt. Aber leider hat dieses Wundersubstrat auch eine Schattenseite – und die ist inzwischen nicht mehr zu übersehen.

Einzigartige Ökosysteme werden zerstört

Das erste Problem: Der Torf-Abbau schadet der Natur. Denn um ihn zu gewinnen, müssen Hochmoore entwässert werden, dann wird die Moosschicht entfernt und der Torf Schicht für Schicht abgegraben. Zurück bleiben kahle, zerstörte Flächen. Mit den Mooren aber verschwinden auch die letzten Refugien für zahlreiche seltene oder sogar vom Aussterben bedrohte Tier und Pflanzenarten. Schon jetzt sind dadurch gerade in Norddeutschland große Moorflächen verschwunden.

Hinzu kommt: Durch die Zerstörung der Moorflächen gehen unserer Landschaft wichtige Puffer im Klimasystem verloren. Denn im Torf sind große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid gebunden – und bleiben so der Atmosphäre fern, solange der Torf im Moor bleibt. Wird der Torf jedoch abgebaut und das Moor entwässert, zersetzt sich dieser Speicher und das CO2 wird frei.

Torfabstich in Neulandermoor an der Niederelbe
Torf wächst kaum nach

Das zweite Problem: Torf ist ein nicht nachwachsender Rohstoff. Denn der Torf bildet sich nur langsam, indem die moortypische Vegetation aus Torfmoosen, Wollgras, Binsen, Heidekrautgewächsen und Sonnentau langsam absinkt und dabei abstirbt. Nur rund ein Millimeter pro Jahr wächst die Torfschicht in unseren Mooren. Bis aus der Moosschicht eines Hochmoores Torf wird, dauert es daher Jahrhunderte.

Im Gegensatz dazu werden allein aus den Mooren in Norddeutschland jährlich 8,3 Millionen Kubikmeter Torf abgebaut – und das ist bei weitem zu wenig, um den jetzigen Bedarf von Gärtnereien und Hobbygärtnern zu decken. Hinzu kommt, dass ein einmal trockengelegtes und enttorftes Moor auch kaum wieder zu renaturieren ist. Folglich wächst hier auch kein neuer Torf nach. Der größte Teil des heute bei uns verkauften Torfs wird deshalb aus Hochmoorgebieten in Russland und im Baltikum importiert. Unser Torfhunger trägt damit dazu bei, das auch dort diese wertvollen Naturrefugien zerstört werden.

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