wissen.de Spezialseite - Gebärden – Sprache mit vollem Körpereinsatz
Special

Gebärden – Sprache mit vollem Körpereinsatz

Wissenswertes zur Gebärdensprache

Einführung

Gebärden – Sprache mit vollem Körpereinsatz

Jedes Jahr am letzten Septembersonntag findet der Tag der Gehörlosen statt – schon seit über 60 Jahren. Auch bei uns hat der Gedenktag längst Tradition. Er ist eine willkommene Chance, um auf die Situation der 80.000 Gehörlosen in Deutschland aufmerksam zu machen – sowie auf ihre ganz besondere Kommunikationsform, die Gebärdensprache. Was Hörende mit Tonfall und Sprachtempo erreichen, legen Gehörlose in Mimik und Gestik.

Viele Hörende können sich kaum vorstellen, dass man sich ohne gesprochene Worte genau so anregend, abwechslungsreich und individuell unterhalten kann. Wie in der gesprochenen Sprache gibt es auch in der Gebärdensprache Dialekte, Sprachwitze und Wortspiele. Es gibt sogar Theaterstücke mit gehörlosen Schauspielern, die komplett in Gebärdensprache gespielt werden.
 
Noch bis in die achtziger Jahre hinein war die Sprachsituation der Gehörlosen ganz anders: Ihre Gesten waren in Pädagogenkreisen verpönt, stattdessen sollten Gehörlose lernen, Wörter zu artikulieren – obwohl sie sich selbst nicht hören konnten. Man argwöhnte, dass sie das Artikulieren nur dann mit Nachdruck lernten, wenn sie sich nicht an die „bequemere“ Gebärdensprache gewöhnten. Heute sind diese Vorstellungen zum Glück überholt: Die Gebärdensprache ist allgemein als vollwertige Sprache anerkannt.
 
Wenn Stephan Straßer vom Gehörlosenverband München und Umland nach seiner Muttersprache gefragt wird, dann ist seine Antwort ganz klar: Die Gebärdensprache. Im Interview erzählt er, wie diese besondere Art der Kommunikation abläuft. Außerdem erfahren wir viel über die Situation der Gehörlosen in Deutschland. Wer selbst ein paar Sätze in Gebärdensprache lernen möchte, sollte sich unsere Videos ansehen: Da zeigt Stephan Straßer, wie seine Muttersprache funktioniert: Mit Gesten und mit viel Körpereinsatz.