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Google Street View - nein Danke!

Muss alles, was möglich ist, auch in die Tat umgesetzt werden? Sind wir von der Pflicht entbunden, nach dem Wozu zu fragen, nur weil wir die Frage nach dem Wie bravourös gelöst haben? Ich denke, nein. Und ich denke, Street View ist ein technisch äußerst beeindruckendes Tool, auf das ich dennoch gerne verzichten würde - zumal mir die Satellitenbilder, die Google Maps und Google Earth bereits heute in oft erstaunlicher Qualität liefern, wirklich ausreichend Aufschluss darüber geben, ob mein Hotel wirklich idyllisch in Strandnähe gelegen ist - oder direkt an der Autobahn. Damit wäre das am häufigsten bemühte Argument für den Nutzen von Street View in meinen Augen bereits widerlegt.
Susanne Böllert, wissen.de

Vielleicht wäre mein Widerstand gegen Googles neuestes Wunderwerk deutlich schwächer, wenn ich zuvor gefragt worden wäre, ob ich mitmachen möchte. Denn hier liegt bereits der Fehler im System. Natürlich verraten all die Blogger und Forenschreiber, all die Facebooker und Lokalisten häufig viel mehr, als man von ihnen wissen wollte - oder sollte. Doch Fakt ist: Sie haben zu irgendeinem Zeitpunkt aktiv die Entscheidung getroffen, ins Netz zu gehen, dort Kontakte zu knüpfen, Bilder zu veröffentlichen und Berufliches sowie Privates preiszugeben. Wie bewusst diese Entscheidung in Einzelfall getroffen wurde, als wie mündig sich der Otto-Normal-User im noch immer jungen Medium Internet bereits erweist - das sei einmal dahingestellt.

Viel entscheidender ist, dass der Internetmogul Google bei der Einführung seines neuen "Dienstes" diesen wichtigen Schritt, bei dem der User selbst über seine Teilnahme in der World Wide Parallelwelt entscheidet, kaltschnäuzig übersprungen hat. Google hat ins Gegenteil verkehrt, was bislang noch immer Usus war im Netz: Jetzt muss, wer bei Street View nicht mitspielen will, aktiv nein sagen, statt ja. Und das ist in höchstem Maße unhöflich, um nicht zu sagen, eine Zumutung. Übertragen auf die reale Welt hieße das, Sie müssten Besuch aktiv ausladen, wenn Sie keinen haben wollen. Sie müssten Ihren Briefträger zwingen, eine eidesstattliche Versicherung zu unterschreiben, dass er Ihre Briefe auch wirklich nicht lesen wird.

Wieso Michael Fischer Street View gar nicht so schlimm findet

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