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Joyn: die Zukunft der SMS?

Küsse senden, Geld überweisen, Parkschein kaufen: Das alles und noch viel mehr lässt sich mit einer SMS machen. Die 160-Zeichen-Nachricht wird 20 Jahre alt. „Merry Christmas“ lautete die weltweit erste Botschaft, die in Großbritannien am 3. Dezember 1992 verschickt wurde. Damals geschah das noch von einem PC an ein Handy. Zwei Jahrzehnte später machen neue Kommunikationsdienste der SMS Konkurrenz.
wissen.de-Autorin Julia Räsch, Nov. 2012

SMS Nachricht lesen
shutterstock.com/Yuri Arcurs
Goldgrube SMS

SMS steht für Short Message Service, zu deutsch „Kurznachrichtendienst“. Handybesitzer tippen die Texte auf ihrer Tastatur und nutzen das Mobilnetz zum Übertragen der Botschaft. Ursprünglich war „Simsen“ kostenlos, bis die Netzanbieter die Textchen als Goldgrube entdeckten. Dass die SMS kostenpflichtig wurde, hat ihren Siegeszug aber nicht aufgehalten. 157 Millionen Kurznachrichten werden allein in Deutschland täglich versendet. Die Kurznachrichten lassen sich an jedes Handy verschicken – egal welches Netz oder welches Modell. Kein Handy-Service ist beliebter. Dabei hatten die Erfinder anfangs Bedenken, ob der Dienst überhaupt auf Interesse stoßen werde.

 

LOL oder gr8?

Wie sehr die SMS-Technik fester Teil des Alltags geworden ist, zeigt schon, dass es inzwischen im Wörterbuch den Eintrag „Simsen“ gibt. In kürzester Zeit hat sich ein eigener Sprach-Jargon entwickelt. Forscher bemängeln den starken Einfluss der Kurznachrichten auf die Sprache. Jugendliche, die in ihren SMS häufig Abkürzungen nutzten wie etwa LOL („Laughing out Loud“) oder gr8 („great“, zu deutsch: großartig), schnitten bei Grammatik-Tests schlechter ab, lautet das Ergebnis einer aktuellen Studie der Northwestern University in Illinois. Auch Ärzte schlagen Alarm: Sie haben bei Jugendlichen schon vor Jahren den sogenannten „SMS-Daumen“ als neue Modekrankheit ausgemacht. Er entsteht durch zu fleißiges Tippen.

In der Regel ist das Versenden von SMS aber ungefährlich. Jedoch kann es hier leicht zu Stilblüten kommen. Auf der Webseite smsvongesternnacht.de sammeln Anna Koch und Axel Lilienblum lustige – und manchmal peinliche – SMS, die es wert sind, in Erinnerung zu bleiben. User können anonym ihre schönsten SMS-Konversationen einschicken. Ein Beispiel:

"Er ist über meinem Niveau... Er kann den Genitiv richtig benutzen und sagt nie wie statt als... Da kann ich nicht mithalten :-("

 

Ist Joyn die Zukunft der SMS?

Ging es anfangs nur um Botschaften unter zwei Handynutzern, haben SMS-Nachrichten heute häufig mit Dienstleistungen zu tun oder steuern Technik. Sie liefern sichere Codes bei Online-Überweisungen oder ersetzen Parkscheine. Auch Sprachlosen verleihen SMS eine Stimme: Manche Pflanzen schicken Hilfe-SMS an ihre Besitzer, wenn sie wieder Wasser brauchen. Einige Schafherden können per Kurznachricht den Schäfer rufen, wenn Wölfe sie bedrohen. Und Kühe simsen ihrem Bauer, dass sie brünftig sind. Sensoren, die zum Beispiel am Halsband sitzen, lösen das Signal aus.

Dennoch steht die SMS vor einer schwierigen Zukunft: Die Kurznachricht bekommt Konkurrenz. Der Nachfolgedienst Joyn steht schon in den Startlöchern. Über Joyn lassen sich nicht nur Textnachrichten verschicken. Auch Chatten, Bilder versenden und Videotelefonie sollen möglich sein. Bisher wird der Dienst erst von wenigen Netzbetreibern angeboten. Um Joyn zu nutzen, braucht man ein Handy mit Internetverbindung. Auch der Messenger-Dienst „WhatsApp“ wird immer beliebter, da das Verschicken der Nachrichten keine zusätzlichen Kosten verursacht. Allerdings ist die Applikation schon des öfteren durch Sicherheitsprobleme negativ aufgefallen.

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