Lexikon

ameriknische Literatur

die amerikanische Literatur umfasst die auf dem Gebiet der heutigen USA in englischer Sprache entstandene Literatur. Sie ist infolge der regionalen, sozialen u. religiösen Kontraste vielgestaltig.
Während der Kolonialzeit (17./18. Jahrhundert) dominierten landeskundliche Beschreibungen u. Schilderungen des Kolonialistenlebens; daneben erschienen vom neuenglischen Puritanismus bestimmte religiöse Lyrik (E. Taylor) und Erbauungsschriften. Im frühen 19. Jahrhundert begann die Literatur der USA in Europa Anerkennung zu finden, während sie selbst starke Anregungen von europäischen literarischen Strömungen (besonders der Romantik) empfing. Lyriker: P. M. Freneau, W. C. Bryant; Prosa: J. F. Cooper, dessen „Lederstrumpf“ ein Bild amerikanischen Lebens im indianischen Grenzgebiet vermittelt. E. A. Poes ausdrucksstarke Lyrik und konsequent ästhetisch ausgerichtete Literaturtheorie war im eigenen Land umstritten, wirkte aber stark auf die französischen Symbolisten. Mit seinen psychologisch ausgerichteten Schauergeschichten und Detektiverzählungen schuf er eine neue Prosaform. Die erste Blüte der Shortstory fiel in die Mitte des 19. Jahrhunderts. W. Irvings Satiren begründeten eine spezifisch amerikanische Tradition humoristischen Erzählens; weitere bedeutende Vertreter der klassischen amerikanischen Kurzgeschichte waren T. B. Aldrich, A. G. Bierce und K. A. Porter.
Nach 1830 empfing die Literatur der USA entscheidende Antriebe von der idealistischen Lebensphilosophie des Transzendentalismus, der sich in Neuengland entfaltete und im Werk von R. W. Emerson, H. D. Thoreau und H. Beecher-Stowe (gegen Sklaventum) weltweite Wirkung ausstrahlte. Die Romandichter dieser Zeit, N. Hawthorne und H. Melville, setzten sich schöpferisch mit dem Transzendentalismus auseinander, indem sie dessen optimistische Weltanschauung in Frage stellten. Mark Twain gilt mit seinen humoristisch-didaktischen Romanen und Kurzgeschichten als bedeutendster Erzähler des Realismus. H. James wurde wegweisend für den psychologischen Roman.
Der wirkmächtigste Lyriker des 19. Jahrhunderts war W. Whitman, der sein demokratisches Engagement in freien Versen umsetzte. Ebenso unkonventionell, doch zu knappster Konzentration drängend, war die Lyrik E. E. Dickinsons.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelten sich neue populäre Gattungen wie Sciencefiction (I. Asimov, R. Bradbury) und Kriminalliteratur (R. Chandler, D. Hammett), die Massenauflagen erzielten. Die Weltwirtschaftskrise und damit verbunden das aufkommende Bewusstsein für die Krise der modernen Welt spiegelte sich in den Romanen von F. S. Fitzgerald, J. Dos Passos und J. Steinbeck und führte bei einigen Autoren zum Aufbrechen von Tabus (H. Miller, A. Nin). Initiator der modernen Kurzgeschiche war S. Anderson, der auf W. Faulkner und E. Hemingway (Nobelpreis 1954) großen Einfluss hatte. Dem realistischen Erzählen stellten sich die lyrischen und oft autobiografischen Werke von Autoren wie W. Cather, K. A. Porter oder T. C. Wolfe entgegegen.
Das Drama entwickelte radikale Innovationen: E. ONeill (Nobelpreis 1936) gilt mit seinen naturalistischen und expressionistischen Tendenzen als Begründer des modernen amerikanischen Theaters; T. Wilder schuf ein politisch engagiertes Theater und T. Williams zeigte mit seinen Südstaatendramen den Untergang der alten Kultur. Experimentierfreude offenbarte sich auch in der Lyrik bei M. Moore, C. Aiken, E. E. Cummings und bei den Imaginisten A. Lowell, E. Pound und E. L. Masters. Weitere bedeutende Dichter waren W. H. Auden, K. Shapiro und R. Lowell. Den größten Einfluss auf die Lyrik zwischen den Weltkriegen hatten E. Pound und T. S. Eliot.
Die afroamerikanische Literatur des USA wurde in den 1920er Jahren durch „Harlem Renaissance“ in das öffentliche Bewusstsein gebracht. Milieuskizzen von L. Hughes, C. Cullen, C. McKay u. a. wurden weltberühmt (Bluesstil). Autoren wie R. Wright und Z. N. Hurston schilderten den Rassismus, der in den 1950er Jahren durch R. Ellison und J. Baldwin weiter thematisiert wurde. In den 1980er Jahren setzen Erfolgsautoren wie T. Morrison (Nobelpreis 1993) und A. Walker diese Entwicklung fort.
Der von Hemingway vorgezeichnete Stil des nüchternen Realismus diente noch weit in die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein als Mittel der kritischen Gesellschaftsanalyse, so bei J. Salinger, H. Selby, C. Bukowski, R. P. Warren oder N. Mailer, der die Schrecken des Weltkrieges und die Bedrohungen des Kalten Krieges eindrücklich beschrieb. Sowohl realistische wie traumhaft-symbolische Elemente finden sich in der Prosa von V. Nabokov und W. S. Burroughs, während Autoren wie M. T. McCarthy, C. McCullers und S. Jackson die Satire betonten. Beide Aspekte flossen in den Werken der Beat-Generation zusammen, die sich gegen den gesellschaftlichen Konformismus zur Wehr setzte. Hauptvertreter waren neben Burroughs vor allem J. Kerouac sowie die Lyriker L. Ferlinghetti und A. Ginsberg.
Die zunehmende politische Desillusionierung der 1960er Jahre formte den Postmodernismus durch Werke von T. Pynchon und K. Vonnegut. Weitere Werke schufen J. Barth, J. Hawkes, W. Gaddis, D. DeLillo und D. Barthelme. Parallel dazu versuchte der New Journalism durch betonte Subjektivierung der Ereignisse den Zeitgeist zu spiegeln (neben N. Mailer vor allem H. S. Thompson, T. Wolfe, T. Capote, J. Hersey). Während im Drama A. Miller die McCarty-Ära thematisierte, entwickelte E. Albee, das absurde Theater weiter. In der Lyrik entwickelten R. Lowell und S. Plath die sog. Bekenntnisdichtung. In den 1970er Jahren fand der französische Surrealismus ein Echo in den lyrischen Werken von F. OHara; eine Dekade später konnten sich vermehrt afroamerikanische Stimmen in der Lyrik Gehör verschaffen (A. Shapiro, R. Dove). Wichtige Dichter der jüngeren Vergangenheit sind J. Brodsky (Nobelpreis 1987), R. Bly oder J. Merrill. Auch konnten sich vermehrt Schriftststellerinnen etablieren (J. Didion, J. C. Oates, J. A. Philipps).
Albee, Edward
Edward Albee
Mit der jüdischen Kultur in den USA befassten sich in der Prosa E. L. Doctorow, B. Malamud, S. Bellow (Nobelpreis 1976), I. B. Singer (Nobelpreis 1978) und P. Roth. Die Prosa am Ende des 20. und am Beginn des 21. Jahrhunderts zeigt eine satirisch-kritische Schilderung des Arbeiter- oder Großstadtlebens (R. Ford, T. Wolfe), aber auch eine Wiederbelebung des Gesellschaftsromans (J. Franzen); daneben erreichen Autoren der Unterhaltungsliteratur (S. King, J. Grisham) ein breites Publikum.
Bellow, Saul
Saul Bellow
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