Lexikon
Biografie
[
griechisch, „Lebensbeschreibung“
]die Aufzeichnung des Lebenswegs einer Person, den sie beeinflussenden sozialen und historischen Rahmenbedingungen sowie der individuellen Persönlichkeitsentwicklung. Biografien schließen Werke, Leistungen und die Beziehungen zu Zeitgenossen mit ein und versuchen, die Stellung der beschriebenen Persönlichkeit innerhalb des Geschichtverlaufs aufzuzeigen; Biografien können daher der Geschichtswissenschaft als Quelle dienen. Die Darstellung des eigenen Lebens heißt Autobiografie. Im Umfang variieren Biografien zwischen ein- oder mehrbändigen Einzelbiografien und Kurzbiografien in Lexika oder speziellen biografischen Nachschlagewerken.
Die Forschung geht davon aus, dass sich die Biografie aus der Tradition der Grabrede entwickelt hat. Die ältesten überlieferten biografischen Schriften geben Zeugnis von ägyptischen, assyrischen und babylonischen Herrschern. Biografische Sammelwerke und Fragmente sind sowohl von den griechischen Autoren Xenophon und Plutarch überliefert wie auch von den römischen Geschichtsschreibern Livius, Nepos, Tacitus und Sueton. Im weiteren Sinne können die Evangelien des NT als biografische Quellen zum Leben von Jesus Christus angesehen werden. Im Mittelalter entstanden Heiligenviten (Hagiographie), die durch die Beschreibung von deren Wirken und Martyrium den christlichen Glauben verbreiten sollten. Ein bekanntes Beispiel für eine frühe weltliche Biografie ist der Bericht des Mönches Einhard über Karl den Großen (9. Jahrhundert). Später erlangte die Biografie Dantes von G. Boccaccio große Bekanntheit (1360). Eine Sammelbiografie über berühmte zeitgenössische Künstler verfasste 1550 G. Vasari. Bis ins 18. Jahrhundert stellten Biografien hauptsächlich Künstler und Herrscher dar (u. a. Voltaires Biografie über König Karl XII., J. Boswells Lebensbeschreibung des Schriftstellers S. Johnson). Erste historisch-kritische Biografien wurden im 19. Jahrhundert verfasst (u. a. W. Diltheys Darstellung des Lebens F. D. E. Schleiermachers, 1870); im 20. Jahrhundert wurde der biografische Roman populär (S. Zweig, L. Feuchtwanger, P. Härtling).Memoiren
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