Lexikon

englische Philosophie

die philosophischen Lehren der Briten, im engeren Sinne der englische Empirismus des 17. und 18. Jahrhunderts und seine Nachwirkungen.
Am Anfang der englischen Philosophie steht Johannes Scotus Eriugena, der einen pantheistischen Neuplatonismus vertrat. Die englische Scholastik setzt ein mit Adelard von Bath (um 1100), der noch der platonistischen Richtung angehörte. Johann von Salisbury griff als Erster auf die aristotelische Logik zurück, ebenso Alexander von Hales und R. Grosseteste. Adam von Marsh ist der Begründer der Oxforder Franziskanerschule, der in der Folge fast alle bedeutenden englischen Scholastiker angehörten: Thomas von York, R. Bacon, R. Marston und Richard von Middletown. J. Duns Scotus setzte den Augustinismus gegen Thomas von Aquin fort. Ebenfalls aus der Oxforder Franziskanerschule hervorgegangen ist Wilhelm von Ockham, Hauptvertreter des spätscholastischen Nominalismus.
Bacon, Francis
Francis Bacon
Im 16. Jahrhundert löste die Renaissancephilosophie die Scholastik ab. Zu dieser Epoche gehörten u. a. die Staatsdenker T. More, bekannt durch sein Werk „Utopia“, und R. Hooker. Der bekannteste englische Renaissancedenker ist F. Bacon, der zum ersten Mal die Bedeutung des Experiments und der induktiven Methode hervorhob.
Das 17. und 18. Jahrhundert war von der englischen Aufklärungsphilosophie beherrscht. Am Anfang der neuen Epoche steht T. Hobbes, der in seinem „Leviathan“ (1651) eine bedeutende Staatslehre entwickelte; R. Cudworth und H. More gründeten die platonistisch und neuplatonistisch orientierte Schule von Cambridge, die u. a. Einfluss auf A. A. C. Shaftesbury, F. Hutcheson, J. Butler, G. Berkeley, A. Smith und E. Burke hatte. Die englische Aufklärung wurde vor allem getragen durch Shaftesburys und Hutchesons Moral und Ästhetik auf der Grundlage des Gefühls, durch den englischen Deismus und den Empirismus. Der Deismus wurde durch E. Herbert von Cherbury begründet; seine Hauptvertreter waren J. Toland, J. A. Collins und H. Saint John Bolingbroke.
Der Empirismus, die nachhaltigste Epoche der englischen Philosophie, die sich gegen den metaphysischen Rationalismus Descartes und Leibniz richtete, wurde durch J. Locke begründet und durch G. Berkeley und D. Hume selbständig weiterentwickelt. T. Reid begründete die Schottische Schule und die in ihr entwickelte Common-Sense-Philosophie, die neben ihm J. Beatti, D. Stewart, T. Brown und W. Hamilton vertraten. Eine andere bedeutende Richtung bildete die Assoziationsphilosophie, hauptsächlich vertreten durch den Erkenntnistheoretiker J. Mill, die Logiker J. S. Mill und A. Bain und auf dem Gebiet der Ethik durch J. Bentham, den Begründer des Utilitarismus, zusammen mit J. S. Mill und H. Sidgwick.
Auf der Darwinschen Evolutionslehre fußt die Richtung der Evolutionsphilosophie, deren Hauptvertreter H. Spencer war. Die Richtung des kritischen Idealismus, beeinflusst vom deutschen Idealismus, entwickelte sich im Gegensatz zum Empirismus: u. a. S. T. Coleridge, T. Carlyle, F. H. Bradley, R. B. Haldane.
Der kritische Idealismus wird zu Beginn des 20. Jahrhunderts abgelöst durch den Neurealismus, dessen Hauptvertreter G. E. Moore, S. Alexander, A. N. Whitehead, B. Russell und C. D. Broad waren. Bedeutenden Einfluss auf die englische Philosophie des 20. Jahrhunderts übte der Österreicher L. Wittgenstein aus, sein „Tractatus logico-philosophicus“ (1921) begründete die auch vom Wiener Kreis propagierte logische Sprachanalyse und Wissenschaftstheorie. In seiner Nachfolge stehen u. a. Russell, der früher sein Lehrer war, A. J. Ayer, F. P. Ramsey, Sir K. Popper, der Begründer des wissenschaftstheoretischen kritischen Rationalismus, sowie P. F. Strawson. Mit seinen „Philosophischen Untersuchungen“ (postum 1952) wandte sich der späte Wittgenstein von der logischen Sprachanalyse ab und begründete die sog. Philosophie der normalen Sprache, die vor allem in Oxford von J. L. Austin u. G. Ryle vertreten wurde. Beide Richtungen zeigen noch heute eine weit über Großbritannien hinausgehende Wirkung.
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