Lexikon

Fassbinder

Rainer Werner, deutscher Filmregisseur, -autor, -produzent, Theaterleiter, Schauspieler und Schriftsteller, * 31. 5. 1945 Bad Wörishofen,  10. 6. 1982 München; 1967/68 Mitgl. der Münchener „action-theater“-Gruppe, 1968 Mitbegründer des „antiteaters“; 1974/75 Leiter des „Theaters am Turm“ (TAT) in Frankfurt a. M.; bis 1977 Gesellschafter des Filmverlags der Autoren (1971 von Fassbinder mitbegründet). Seit 1971 hatte Fassbinder eine eigene Filmproduktionsfirma (Tango-Film).
Fassbinder schrieb und inszenierte eigene Dramen und avancierte zwischen 19691982 mit über 40 Kino- und Fernsehfilmen zum bedeutendsten Regisseur des Neuen Deutschen Films. Sein Werk beleuchtet kritisch die Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland nach dem 2. Weltkrieg.
Filme u. a.: „Katzelmacher“ 1969; „Warum läuft Herr R. Amok?“ 1970; „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ 1972; „Acht Stunden sind kein Tag“ 1972/73 (TV-Serie); „Angst essen Seele auf“ 1974; „Fontane Effi Briest“ 1974; „Eine Reise ans Licht Despair“ 1978; „Die Ehe der Maria Braun“ 1979; „Berlin Alexanderplatz“ 1980 (TV-Serie); „Lili Marleen“ 1981; „Lola“ 1981; „Die Sehnsucht der Veronika Voss“ 1982.
  • Deutscher Titel: Angst essen Seele auf
  • Original-Titel: ANGST ESSEN SEELE AUF
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 1974
  • Regie: Rainer Werner Fassbinder
  • Drehbuch: Rainer Werner Fassbinder
  • Kamera: Jürgen Jürges
  • Schauspieler: Brigitte Mira,
    El
    Hedi Ben Salem, Barbara Valentin
  • Auszeichnungen: Bundesfilmpreis 1974 für Darstellerin (B. Mira), Preis der Internationalen Filmpresse Filmfestspiele Cannes 1974 für Film
Douglas Sirk, der 1955 einen Film über eine »unmögliche« Liebe drehte (»Was der Himmel erlaubt«), animierte Rainer Werner Fassbinder, ein Thema aufzugreifen, das von der Gesellschaft noch immer tabuisiert wird. Der Regisseur thematisiert nicht nur die Liebe zwischen einem jungen Mann und einer wesentlich älteren Frau, sondern integriert zudem noch die Ausländerproblematik in Deutschland. Die internationale Fachpresse zeigt sich dann auch voll des Lobes über den neuen Fassbinder-Film.
Die 60-jährige Emmi Kurowski (Brigitte Mira) ist Witwe und bessert als Putzfrau ihre Rente auf. In einer Kneipe lernt sie den 20 Jahre jüngeren marokkanischen Gastarbeiter Ali
(El
Hedi Ben Salem) kennen und verliebt sich in ihn. Als die beiden sich zur Heirat entschließen, reagiert ihre Umwelt mit Unverständnis und Hass. Doch dann entdecken die Verwandten, dass das Paar auch gut auszunutzen ist; die Abneigung weicht einer, wenn auch nur vordergründigen, Freundlichkeit. Doch gerade der äußere Druck, der von dem ungleichen Paar genommen wird, bringt die Probleme zwischen Emmi und Ali ans Licht. Ihre Beziehung ist zum Scheitern verurteilt.
  • Deutscher Titel: Die Ehe der Maria Braun
  • Original-Titel: DIE EHE DER MARIA BRAUN
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 1979
  • Regie: Rainer Werner Fassbinder
  • Drehbuch: Peter Märthesheimer, Pea Fröhlich
  • Kamera: Michael Ballhaus
  • Schauspieler: Hanna Schygulla, Klaus Löwitsch, Ivan Desny, Gottfried John
  • Auszeichnungen: Siberner Bär Filmfestspiele Berlin 1979 für Darstellerin (Hanna Schygulla)
Rainer Werner Fassbinder inszeniert die Geschichte einer Frau (Hanna Schygulla), die nach dem Krieg ihr Leben selbst in die Hand nimmt. Im Bombenhagel heiratet Maria ihren Hermann (Klaus Löwitsch), der schon bald darauf an die Front gerufen wird. Nach dem Krieg erlebt sie ihren beruflichen Aufstieg in einem Club für US-amerikanische Militärangehörige. Sie glaubt, dass ihr Mann gefallen ist und wendet sich dem Schwarzen Bill zu. Als Hermann nach Jahren doch noch aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrt und Maria mit ihrem Geliebten überrascht, erschlägt sie den Amerikaner. Hermann geht für sie ins Gefängnis.
Fassbinders Film, der die Atmosphäre der Zeit authentisch auf die Leinwand bringt, findet international Beachtung.
  • Deutscher Titel: Lili Marleen
  • Original-Titel: LILI MARLEEN
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 1981
  • Regie: Rainer Werner Fassbinder
  • Drehbuch: Manfred Purzer, Rainer Werner Fassbinder, nach der Biografie von Lale Andersen
  • Kamera: Xaver Schwarzenberger
  • Schauspieler: Hanna Schygulla, Giancarlo Giannini, Mel Ferrer
Rainer Werner Fassbinders erfolgreicher, aber auch als oberflächliches Melodram kritisierter 10-Mio.-DM-Film »Lili Marleen« erzählt die authentische Geschichte einer Sängerin, die bei den Soldaten im Zweiten Weltkrieg zum umschwärmten Idol avanciert: Die Sängerin Wilkie (Hanna Schygulla) verliebt sich in den Juden Robert. Die beiden werden jedoch durch dramatische Umstände getrennt. Während der NS-Zeit schafft Wilkie es, mit ihrem Lied »Lili Marleen« berühmt zu werden.
  • Deutscher Titel: Lola
  • Original-Titel: LOLA
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 1981
  • Regie: Rainer Werner Fassbinder
  • Drehbuch: Peter Märthesheimer
  • Kamera: Xaver Schwarzenberger
  • Schauspieler: Barbara Sukowa, Armin Mueller-Stahl, Mario Adorf, Ivan Desny
Die Geschichte spielt in einer deutschen Kleinstadt in den 50er Jahren. Der neureiche Bauunternehmer Schuckert (Mario Adorf) verschafft sich seine Bauaufträge durch Intrigen und Bestechung. Der Moralist und korrekte Beamte von Bohm (Armin Mueller-Stahl) kommt als neuer Baudezernent in die Stadt und verliebt sich ahnungslos in die Prostituierte Lola (Barbara Sukowa), die auch mit dem Baulöwen liiert ist. Im Laufe der Handlung wird der anfangs unbestechliche von Bohm ebenfalls zum Mitspieler bei Schuckerts korrupten Machenschaften.
Rainer Werner Fassbinder gelingt es, Lebensgefühl und Atmosphäre der »Wirtschaftswunderzeit« präzise einzufangen und gleichzeitig Heuchelei und fragwürdige Moral dieser Zeit zu entlarven. Der DDR-Darsteller Armin Mueller-Stahl gibt mit »Lola« sein erfolgreiches Debüt in den bundesdeutschen Kinos.

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