Lexikon
finnische Kunst
Baukunst
Die finnische Baukunst des Mittelalters ist eine verhältnismäßig schlichte Feld- und Backsteinarchitektur, die sich im 14. und 15. Jahrhundert stilistisch eng den gleichzeitig im übrigen Ostseegebiet, besonders in Schweden und Norddeutschland, herrschenden Formen anschloss. Bemerkenswerte Beispiele frühen finnischen Bauschaffens sind neben dem im Stil der Backsteingotik ausgeführten Dom in Turku (13. Jahrhundert) Kirchen in Rauma und Lohja sowie die Burgen von Wyborg, Turku, Olavinlinna und Savonlinna. In der Architektur des 17. Jahrhunderts dominierte der Holzbau; die damals zahlreich entstandenen Herrenhäuser sind weitgehend von französischen und deutschen Vorbildern abhängig. Eine rege Bautätigkeit setzte zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit dem Eindringen des Klassizismus ein, der besonders in Helsinki (Universität, Nationalbibliothek, Dom) das Stadtbild entscheidend veränderte und von mehreren ausländischen Baumeistern, u. a. von dem Deutschen C. L. Engel, zu einem lange vorherrschenden Stil entwickelt wurde.
Neben ähnlich historisierende, aus dem Geist der Romantik entstandene Baustile trat um 1900 der sog. finnische Stil (Nationalromantik), der einheimische Holzbautradition mit Jugendstilelementen verband. Der von Herman Gesellius, Armas Lindgren und Eliel Saarinen entworfene finnische Pavillon der Weltausstellung in Paris (1900) und Saarinens 1904 geplanter, 1910–1914 erbauter Hauptbahnhof in Helsinki bezeichnen einen Wendepunkt in der finnischen Architektur.
Einer vorübergehenden Rückkehr zum klassizistischen Gestalten folgte um 1930 die von A. Aalto und E. Bryggman vollzogene Hinwendung zum Funktionalismus. Nach dem 2. Weltkrieg wurden Einflüsse moderner amerikanischer Architektur aufgenommen und mit der finnischen Bautradition der 1930er Jahre verschmolzen. Weit über die Grenzen Finnlands bekannt wurde Aalto, der durch Anpassen der Architektur an die Landschaft und das Verwenden natürlicher Materialien ein „humanes“ Bauen anstrebt. Die Architektur Aaltos und die Vorbilder des Funktionalismus bilden auch heute noch den Rahmen für die finnische Architektur. Daneben gab es im Zuge der Internationalisierung der Architektur in den 1980er Jahren postmoderne Tendenzen und in den 1990er Jahren dekonstruktivistische Ansätze.
Plastik und Malerei
Plastik und Malerei Finnlands trugen bereits im Mittelalter stark volkstümliche Züge, die zumindest thematisch bis in das 20. Jahrhundert hinein bestimmend blieben. Früheste erhaltene Zeugnisse von Wandmalereien finden sich in den Kirchen von Hattula und Lohja. Im 17. und 18. Jahrhundert orientierte sich die finnische Malerei überwiegend an schwedischen Vorbildern. Landschaft, Bildnis und Genre (mit idealisierenden Darstellungen aus dem finnischen Volksleben) waren im 19. Jahrhundert die bevorzugten Gattungen der Malerei, zu deren wichtigsten Vertretern R. W. Ekman und A. G. A. Edelfelt gehörten. A. Gallén-Kallela war mit seinen nationalromantischen Tendenzen um die Jahrhundertwende der populärste Maler Finnlands (Kalevala-Zyklus). Im 20. Jahrhundert wurden die internationalen Kunstrichtungen in verschiedenen Gruppierungen adaptiert. Als Bildhauer trat u. a. W. Aaltonen mit figürlichen Bronzeplastiken hervor. In den 1960er Jahren folgten Informel, später konstruktivistische Tendenzen. Raum- und Videoinstallationen haben heute ihren festen Platz in der finnischen Gegenwartskunst.
Kunsthandwerk
International anerkannt ist das finnische Kunsthandwerk, dessen ansprechende Formgestaltung besonders in Holz und Glas verarbeitenden Werkstätten zu vorbildlicher Qualität entwickelt wurde.
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