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Hnnibal

Hannibal
Hannibal
Würdigung des Hannibal
Würdigung des Hannibal
Der Grieche Polybios zeigt noch Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. Bewunderung für den karthagischen Feldherrn Hannibal und stellt besonders seine Führungsqualitäten in dem außerordentlich gemischten Heer heraus:

"Wer sollte nicht die Feldherrnkunst des Mannes, seine Tapferkeit und Tüchtigkeit im Felde anerkennen, wenn er auf die Länge der Zeit blickt und die großen wie die kleinen Schlachten und Belagerungen bedenkt, die schwankende Haltung der Städte, die wechselnde Gunst der Lage, den Umfang des ganzen Unternehmens, bei dem Hannibal, obwohl er 16 Jahre lang die Römer in Italien bekriegte, doch niemals seine Truppen aus dem Felde entließ, sondern gleich einem guten Steuermann sie fest in der Hand behielt und bei dieser Menge von Völkern doch jeden Aufruhr, gegen ihn selbst wie gegeneinander, zu verhüten wusste, wo doch seine Truppen weder eines Stammes noch auch nur einer Rasse waren; denn er hatte Libyer, Iberer, Ligurer, Kelten, Phöniker, Italiker und Griechen unter sich, die weder Gesetz noch Sitte noch Sprache noch sonst etwas anderes von Natur aus gemeinsam hatten. Dennoch brachte das Geschick des Führers solch verschiedene Menschenmengen dazu, auf einen Befehl zu hören und einem Willen zu gehorchen,
obgleich ihre Lage nicht gleich blieb, sondern starkem Wechsel unterworfen war und ihnen das Glück öfter hold war, zu anderen Zeiten aber auch gegen sie stand."
Feldherr und Staatsmann Karthagos, * 247/246 v. Chr.,  183 v. Chr. Libyssa (Selbstmord); Sohn des Hamilkar Barkas; Widersacher Roms.
221 v. Chr. wurde Hannibal vom karthagischen Heer in Spanien zum Oberbefehlshaber ausgerufen. Er griff in erfolgreichen Feldzügen rasch nach Norden aus, eroberte 218 v. Chr. Sagunt, das im karthagischen Interessensgebiet lag, aber mit Rom verbündet war. Als sich Hannibal den Gebieten nördlich des Ebro zuwandte und seine von Rom in Karthago geforderte Auslieferung scheiterte, erklärte Rom den Krieg. Daraufhin überquerte Hannibal mit seinem Heer in einem verlustreichen Zug die Pyrenäen und Alpen. Im Herbst 218 v. Chr. stand er völlig überraschend in Norditalien. Die ihm von den Römern eilig entgegengeworfenen Heere wurden 218/217 v. Chr. geschlagen. Hannibal krönte seine militärischen Erfolge 216 v. Chr. in der großen Umfassungsschlacht bei Cannae. Da Rom Verhandlungen ablehnte, Hannibal eine Belagerung Roms nicht wagte und sein Appell zum Abfall an die römischen Bundesgenossen nur z. T. Widerhall fand, sicherte sich Hannibal in Capua und anderen süditalienischen Orten Stützpunkte. Doch die Verzögerungstaktik des römischen Feldherrn Q. Fabius Maximus Cunctator gab Hannibal keine Gelegenheit zu großen Schlachten mehr. Um die Römer von der Eroberung Capuas abzuhalten, marschierte Hannibal 211 v. Chr. gegen Rom (Hannibal ad portas), musste aber angesichts der Verteidigungsmaßnahmen der Stadt die Vergeblichkeit seines Vorhabens erkennen. Nach dem Fall Capuas 211 v. Chr. räumte Hannibal seine Positionen in Kampanien, Apulien und Lukanien. Eine Wende schien sich 208/207 v. Chr. noch einmal anzubahnen, als Hannibals Bruder Hasdrubal mit einem Ersatzheer die Pyrenäen und Alpen überschritt; er wurde jedoch von den Römern geschlagen und fiel.
Hannibals Zug über die Alpen
Hannibals Zug über die Alpen
Polybios schildert die Schwierigkeiten Hannibals bei der Überquerung der Alpen:

Den größten Dienst [gegen die Überfälle von Bergstämmen] leisteten ihm die Elefanten. Denn dort, wo diese sich in der Marschkolonne befanden, wagten sich die Feinde nicht nahe heran, aus Angst vor der ungewohnten Erscheinung dieser Tiere...

[Nach Erreichen der Passhöhe] brach er auf und begann mit dem Abstieg, bei dem er zwar nicht mehr auf Feinde stieß, von einigen hinterhältigen Überfällen abgesehen, durch Geländeschwierigkeiten und den Schnee aber nicht viel weniger Leute verlor, als beim Aufstieg umgekommen waren. Denn da der Weg eng und steil hinabführte und der Schnee den Boden, auf den sie zu treten hatten, verdeckte, stürzte alles, was den Weg verfehlte und abglitt, in die Tiefe. Indessen ertrugen sie diese Strapazen, da sie schon an dergleichen Übel gewöhnt waren. Als sie aber an eine Stelle kamen, wo der Weg so eng war, dass weder die Elefanten noch die Lasttieren ihn passieren konnten, da sank ihnen aus neue der Mut, und die Menge begann zu verzagen...
Hannibal... setzte seine Leute dazu an, am Abhang entlang einen Weg zu mauern, eine überaus mühevolle Arbeit.. Für die Lasttiere und Pferde gelang es ihm, an einem Tag eine hinreichend breite Straße zu bauen. Daher führte er diese sogleich hinüber, ließ sie unterhalb der Schneegrenze ein Lager beziehen und die Tiere auf die Weide treiben. Die Numider aber kommandierte er... zum Wegebau, und am dritten Tage endlich, nach schwerer Mühsal, vermochte er die Elefanten hinüberzuführen, die durch den Hunger arg mitgenommen waren...
Als Hannibal sämtliche Streitkräfte wieder beisammen hatte, stieg er abwärts und erreichte von jener unpassierbaren Stelle aus am dritten Tage das Flachland, nachdem er auf seinem ganzen Marsch viele Soldaten durch den Feind und die Flüsse verloren hatte, viele auch durch durch die Abgründe und Engpässe der Alpen... Von seinem Heer hatte er glücklich durchgebracht an Fußtruppen 12 000 Libyer [Nordafrikaner] und gegen 8000 Iberer [Spanier], Reiter aber im ganzen nicht mehr als 6000.
Als P. Cornelius Scipio 203 v. Chr. Karthago bedrohte, wurde Hannibal nach Afrika zurückgerufen. 202 v. Chr. bei Zama von Scipio geschlagen, riet er zum Frieden, verlor aber bald darauf auf Drängen Roms den Oberbefehl. Als Sufet 196 v. Chr. versuchte Hannibal den Staatsaufbau Karthagos zu reformieren, wurde von politischen Gegnern bei den Römern der Konspiration mit dem Seleukiden Antiochos III. bezichtigt, floh 195 v. Chr. zu diesem, gewann dort aber wenig Einfluss u. musste nach der Niederlage des Antiochos bei Magnesia 190 v. Chr. erneut fliehen, da die Römer seine Auslieferung verlangten. Auf verschlungenen Wegen gelangte er nach Bithynien zu König Prusias I., den er im Krieg gegen Pergamon unterstützte. Als auch dort römische Gesandte seine Auslieferung verlangten, nahm sich Hannibal 183 v. Chr. das Leben.
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