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Hesse

Hermann, Pseudonym: Emil Sinclair, deutscher Schriftsteller, * 2. 7. 1877 Calw, Württemberg,  9. 8. 1962 Montagnola, Tessin; Sohn eines deutsch-baltischen Missionspredigers; zur theologischen Laufbahn bestimmt, floh Hesse aus dem evangelisch-theologischen Seminar in Maulbronn und wurde nach einer Mechanikerlehre 1899 Buchhändler in Basel. Nach ersten erzählerischen und lyrischen Arbeiten ermöglichte ihm der Erfolg von „Peter Camenzind“ (Entwicklungsroman, 1904) das Leben als freier Schriftsteller. 1911 Reise nach Indien, danach in der Schweiz lebend und seit 1923 schweizerischer Staatsbürger.
Hesse, Hermann
Hermann Hesse
  • Erscheinungsjahr: 1904
  • Veröffentlicht: Deutsches Reich
  • Verfasser: Hesse, Hermann
  • Deutscher Titel: Peter Camenzind
  • Genre: Roman
Der Roman »Peter Camenzind« von Hermann Hesse (* 1877,  1962), der im Verlag Fischer in Berlin erscheint, zählt zu den programmatischen Äußerungen der Neuromantik. Der Kulturverfall in der modernen Gesellschaft wird heftiger Kritik unterzogen. Der in der Ich-Form geschriebene, autobiografisch gefärbte Bildungsroman erzählt die Geschichte des Häuslersohns Peter Camenzind, der in der herben Bergwelt der Schweizer Alpen seine Kindheit als Geißbub verbringt. Durch die Vermittlung eines Paters kann er das Gymnasium besuchen und lernt danach alle Höhen und Tiefen des zeitgenössischen Kulturbetriebs kennen. Von diesem Leben angewidert, kehrt er zurück in die Heimat.
Das erzählerische Frühwerk ist stark autobiografisch geprägt und von der Romantik beeinflusst, so „Unterm Rad“ 1906; „Gertrud“ 1910; „Roßhalde“ 1914. Eine Epoche innerer Krisen spiegeln die Erzählungen und Romane „Demian“ 1919, „Klingsors letzter Sommer“ 1920; „Siddharta“ 1922; „Der Steppenwolf“ 1927. Sein Werk wird in dieser Schaffensphase auch von der ostasiatischen Philosophie beeinflusst, in der Hesse ein Modell zur Überwindung der abendländischen Krise sah. Das Spätwerk versucht den Gegensatz zwischen Geist und Sinnlichkeit, zwischen östlicher und westlicher Lebensweisheit auszugleichen: „Narziss und Goldmund“ 1930; „Die Morgenlandfahrt“ 1932; „Das Glasperlenspiel“ 1943. Hesse trat auch als Lyriker, Essayist, Kritiker und Maler hervor. 1946 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.
  • Erscheinungsjahr: 1906
  • Veröffentlicht: Deutsches Reich
  • Verfasser: Hesse, Hermann
  • Deutscher Titel: Unterm Rad
  • Genre: Roman
In dem Roman »Unterm Rad«, der beim Fischer Verlag in Berlin erscheint, konfrontiert Hermann Hesse (* 1877,  1962) das inhumane Wesen des Schulbetriebs und das bildungsbeflissene Kleinbürgerstreben nach gesellschaftlichem Ansehen mit den Lebenshoffnungen eines Schülers, der an den menschenfeindlichen Methoden seiner Umwelt zugrunde geht. Hans Giebenrath gilt in seinem Heimatort als Wunderkind. Er wird so lange auf Strebertum gedrillt, bis er durch den »barbarischen Ehrgeiz eines Vaters und einiger Lehrer« psychisch und physisch dermaßen geschädigt ist, dass er sich nur noch nach dem Tod sehnt. Er wird ertrunken im Fluss gefunden.
  • Erscheinungsjahr: 1922
  • Veröffentlicht: Deutsches Reich
  • Verfasser: Hesse, Hermann
  • Deutscher Titel: Siddharta. Eine indische Dichtung
  • Genre: Roman
Dem zu einem großen Teil legendären Lebensweg des indischen Religionsstifters Siddharta Gautama Buddha nachgezeichnet ist die Geschichte der Titelgestalt von Hermann Hesses (* 1877,  1962) Roman »Siddharta. Eine indische Dichtung«, der beim Verlag Fischer in Berlin erscheint. Auf der Suche nach dem Atman, dem Ich, dem Welt-Ich, durchläuft Siddharta die Stufen des Schülers, des Liebenden und des Ansehen und Reichtum Genießenden, ohne dass er Erfüllung findet. Alles ist für ihn »Sansara«, ein ewiger Kreislauf, der ihn im Inneren nicht berührt. Als einsamer Fährmann gelangt er in die Welt neuen geistigen Seins, nach der er gestrebt hat. Kein Lehrbuch, keine Meditationsübung konnte ihn dorthin bringen, sondern erst die »Lehre« des Flusses, an dem er den Fährdienst verrichtet. Hesse demonstriert konsequent den »Weg nach innen« bei völliger sozialer Indifferenz.
  • Erscheinungsjahr: 1927
  • Veröffentlicht: Deutsches Reich
  • Verfasser: Hesse, Hermann
  • Deutscher Titel: Der Steppenwolf
  • Genre: Roman
Der in der Schweiz lebende Erzähler und Lyriker Hermann Hesse (* 1877,  1962), Literaturnobelpreisträger , veröffentlicht im Rahmen seiner bei Fischer in Berlin erscheinenden »Gesammelten Werke« den Roman »Der Steppenwolf«, den er ein »Dokument der Zeit« nennt, einen »Versuch, die große Zeitkrankheit nach dem Ersten Weltkrieg nicht durch Umgehen und Beschönigen zu überwinden, sondern durch den Versuch, die Krankheit selbst zum Gegenstand der Erklärung zu machen«. Konfrontiert erscheinen in dem Roman »die geschiedenen Welten des Humanisten und Bürgers, der Wahrheit und Verlogenheit, der Menschlichkeit und Unmenschlichkeit«, die menschliche Natur wird dargestellt als zerfallen in eine gute, d. h. menschlich-humane, und in eine böse, d. h. wölfisch-barbarische Komponente. Der Hauptteil des Romans besteht aus den Aufzeichnungen des Schriftstellers Harry Haller, der sich selbst als »Steppenwolf« bezeichnet, um seine gesellschaftliche Außenseiterposition zu charakterisieren. Die Harmonisierung der inneren Disharmonie, die Hesse als existenziell und zeitlos begreift, will Haller durch Ausbildung einer neuen geistigen Haltung und nicht etwa durch Bemühen um Veränderung der gesellschaftlichen Realität innerlich zu Stande bringen. Haller hofft, das Dasein als »Lebensspiel« leicht nehmen zu lernen.
  • Erscheinungsjahr: 1930
  • Veröffentlicht: Deutsches Reich
  • Verfasser: Hesse, Hermann
  • Deutscher Titel: Narziss und Goldmund
  • Genre: Erzählung
Die Erzählung »Narziss und Goldmund«, die beim Verlag Fischer in Berlin erscheint, zählt zu den erfolgreichsten Büchern von Hermann Hesse (* 1877,  1962). In diesem in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts spielenden Entwicklungsroman personifiziert Hesse in dem Freundespaar Narziss und Goldmund zwei grundsätzlich verschiedene Lebenshaltungen. Goldmund verkörpert die sinnliche Leidenschaftlichkeit (Eros) und Narziss die asketische Geistigkeit (Logos). Dem einen droht »Ertrinken in der Sinnenwelt«, dem anderen »Ersticken im luftleeren Raum«. In zahlreichen Liebesabenteuern sucht Goldmund das Urbild der Mutter, die Frau als Eva und Madonna. Er findet zu seiner wahren Bestimmung aber erst, als er in dem Kloster Bildhauer wird, in dem er und Narziss sich als Schüler kennen gelernt haben und das nun von Narziss als Abt geleitet wird. In dem Zusammenleben beider zeichnet sich schließlich die Harmonie von Eros und Logos ab.
  • Erscheinungsjahr: 1943
  • Veröffentlicht: Deutsches Reich
  • Verfasser: Hesse, Hermann
  • Deutscher Titel: Das Glasperlenspiel
  • Genre: Roman
Nach über zehnjähriger Arbeit legt Hermann Hesse (* 1877,  1962), schweizerischer Staatsbürger seit 1923, Literaturnobelpreisträger 1946, das Werk vor, das er als Ziel und Summe seiner Arbeit ansieht: »Das Glasperlenspiel. Versuch einer Lebensbeschreibung des Magister Ludi Josef Knecht samt Knechts hinterlassenen Schriften. Herausgegeben von Hermann Hesse«, erschienen in zwei Bänden beim Verlag Fretz & Wasmuth in Zürich. Beschrieben wird die Utopie einer von der gesellschaftlichen Wirklichkeit weit gehend isolierten Ordnung, die im Roman »Kastalien« genannt wird. Begründet wird diese Utopie in einem ins 22. Jahrhundert datierten einleitenden Essay über das »feuilletonistische Zeitalter«, in dem die Kunst nicht Wahrheit, Belehrung und Erlebnistiefe vermittelt, sondern nur der Unterhaltung, der Ablenkung und dem Rausch dient, einem Zeitalter, in dem es den Künstlern und Gelehrten »auf raschen und leichten Gelderwerb, auf Ruhm und Ehrungen in der Öffentlichkeit« ankommt, »auf Ehen mit Töchtern der Bankiers und Fabrikanten, auf Verwöhnung und Luxus im materiellen Leben«. Die Menschen, »von den Kirchen nicht mehr tröstbar, vom Geist unberaten«, »lebten zuckend dahin und glaubten an kein Morgen«. Das Glasperlenspiel stellt eine Möglichkeit dar, mit Hilfe einer »hoch entwickelten Geheimsprache« alle Erkenntnisse und geistigen Schöpfungen der Menschheit zu speichern und wie auf einer Orgel »mit sämtlichen Inhalten und Werten unserer Kultur« zu spielen. Die in das Spiel Eingeweihten gehören einer geistigen Elite an, die sich in Kastalien niedergelassen hat und sich freiwillig den asketischen Regeln eines Ordens fügt. Josef Knecht schafft den Aufstieg zum Magister Ludi, zum Spielmeister, der fast wie eine Gottheit verehrt wird. Nach langer Amtszeit befallen ihn jedoch Zweifel am Sinn des Spiels und Kastaliens überhaupt: »Wir essen unser Brot, benutzen unsere Bibliotheken, bauen unsere Schulen und Archive aus aber wenn das Volk keine Lust mehr hat, uns dies zu ermöglichen... dann ist es im selben Augenblick mit unserem Leben und Studieren aus.« Knecht reicht seinen Abschied ein, um als einfacher Lehrer den »reinen Geist« in die »geistferne« Wirklichkeit zurückzutragen. Bei der Erziehung seines Zöglings Tito ertrinkt er in einem Bergsee.
Hermann-Hesse-Preis
Hermann-Hesse-Preis
Name des Preises: Hermann-Hesse-Preis
Gründungsjahr: 1956/57
Vergabegremium: Stadt Karlsruhe und die Gemeinschaft zur Förderung der Kunst e.V.
Vergaberhythmus: alle 3 Jahre, seit 1997 alle 2 Jahre
Preisgeld: 15 000 DM, seit 2003 15 000 Euro
Zweck: Der Preis wird zu Ehren von Hermann Hesse für ein deutschsprachiges erzählendes, lyrisches oder essayistisches Werk verliehen
1957Martin Walser
1962Ernst Augustin
1965Hubert Fichte
1968Hans Saner
1971Mario Szenessy
1974Adolf Muschg
1977Dieter Kühn
1980Ernst-Jürgen Dreyer
1984Natascha Wodin
1988Uwe Pörksen
1991Gerhard Meier
1994Rafik Schami
1997Klaus Merz
1999Markus Werner
2001Marlene Streeruwitz
2003Klaus Böldl
2005Hans-Ulrich Treichel
2007Antja Rávic Strubel
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