Lexikon

Hitchcock

[
ˈhitʃ-
]
Sir (1979) Alfred Joseph, englischer Filmregisseur, Autor und Produktionsleiter, * 13. 8. 1899 London,  29. 4. 1980 Los Angeles; ging 1939 nach Hollywood; gilt als Meister des Spannungsfilms; Hauptwerke: „39 Stufen“ 1935; „Eine Dame verschwindet“ 1938; „Rebecca“ 1940; „Das Fenster zum Hof“ 1954; „Psycho“ 1960; „Die Vögel“ 1963; „Frenzy“ 1971; „Familiengrab“ 1975.
  • Deutscher Titel: 39 Stufen
  • Original-Titel: THE THIRTY-NINE STEPS
  • Land: Großbritannien
  • Jahr: 1935
  • Regie: Alfred Hitchcock
  • Drehbuch: Charles Bennett, Alma Reville, nach einem Roman von John Buchan
  • Kamera: Bernard Knowles
  • Schauspieler: Robert Donat, Madeleine Carroll, Lucie Mannheim, Godfrey Tearle
»39 Stufen« nennt der britische Regisseur Alfred Hitchcock einen Kriminalfilm, in dem er eines seiner beliebtesten Motive realisiert: Ein Einzelgänger gerät aus Versehen in einen Kriminal- bzw. Spionagefall und wird gejagt, weil alle oder zumindest eine der rivalisierenden Gruppen ihn für jemanden hält, der er nicht ist. Dieses Motiv taucht u.a. wieder in »Der Mann, der zu viel wusste« auf (1934/1955) und »Der unsichtbare Dritte« (1959).
Die Story des Films: Der Kanadier Richard Hannay (Robert Donat) sieht in einem Londoner Varieté eine Vorführung des Gedächtniskünstlers Mr. Memory (Wylie Watson) und lernt dort eine Frau kennen (Lucie Mannheim). In seiner Wohnung erzählt sie ihm von einer Spionageorganisation, deren Chef Professor Jordan (Godfrey Tearle) in einem schottischen Dorf lebt. Die Frau wird ermordet, Hannay fährt von der Polizei als Täter verdächtigt im Zug nach Schottland, um den wahren Mörder zu finden. Nun entfaltet sich eine aufregende Verfolgungsjagd durch Schottland, in deren Verlauf Hannay ein attraktives Mädchen (Madeleine Carroll) kennen lernt und von seiner Unschuld zu überzeugen versucht. Schließlich kann er, nachdem er seinen Gegnern mehrmals nur knapp entkommen ist, den Fall klären die Fäden laufen in jenem Londoner Varieté zusammen, in dem für Hannay und die ermordete Frau seinerzeit alles begonnen hatte.
  • Deutscher Titel: Rebecca
  • Original-Titel: REBECCA
  • Land: USA
  • Jahr: 1940
  • Regie: Alfred Hitchcock
  • Drehbuch: Robert E. Sherwood, Joan Harrison, nach einem Roman von Daphne du Maurier
  • Kamera: George Barnes
  • Schauspieler: Laurence Olivier, Joan Fontaine, Judith Anderson
  • Auszeichnungen: Oscar 1941 für Film
Mit »Rebecca« stellt Alfred Hitchcock seinen ersten Hollywoodfilm vor. Der Thriller zeichnet sich weniger durch reißerische und dramatische Effekte, als durch psychologische Kalkulation und eine dichte Atmosphäre der Unberechenbarkeit aus. Damit ist er für die weitere Entwicklung Hitchcocks wegweisend.
Eine junge Frau (Joan Fontaine) lernt den Lord Maxim de Winter (Laurence Olivier) kennen, dessen Frau Rebecca auf rätselhafte Weise ums Leben gekommen ist. Sie wird zur zweiten Mrs. de Winter und zieht mit ihrem Ehemann auf seinen Landsitz Manderley. Sowohl Mr. de Winter als vor allem die Hausbedienstete Mrs. Danvers (Judith Anderson) hängen in Gedanken der schönen Rebecca nach. Die neue Hausherrin sieht sich von Mrs. Danvers verfolgt und spürt ihr ständiges Misstrauen. Mrs. de Winter nimmt gegenüber der Bediensteten eine unterwürfige, schuldbewußte Haltung ein, wodurch die Dominanz von Mrs. Danvers noch erhöht wird. Die Situation verschärft sich, als Rebeccas Tod durch einen Leichenfund Gegenstand einer Untersuchung wird. Maxim de Winter gerät in Mordverdacht die neue Ehe ist schwer belastet. Die scheinbar ausweglose Lage löst sich jedoch am Ende: Mrs. Danvers stirbt bei dem Brand von Schloss Manderley, und Rebeccas Tod stellt sich als Selbstmord wegen einer Krebserkrankung heraus.
»Rebecca« fesselt den Zuschauer durch eine unterschwellige Atmosphäre der Ungewissheit. Das völlig isoliert in der Landschaft stehende riesige Schloss Manderley erscheint als ein Ort, an dem alles möglich ist. Die Person von Maxim de Winter bleibt unscharf und zerrissen, so dass er als Mörder in Frage kommt. Einen besonderen Akzent setzt Hitchcock mit der Hausdame Mrs. Danvers. Sie taucht in vielen Szenen scheinbar aus dem Nichts auf, erweckt den Eindruck von Omnipräsenz. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass der Zuschauer sie fast nie gehend sieht. Ihre Gestalt wird durch einen Schnitt oder Schwenk eingefangen immer hoch aufgerichtet, düster und unbeweglich. Mrs. Danvers erscheint als die eigentliche »Dame des Hauses«. Die zweite Mrs. de Winter scheint an der Bediensteten zu zerbrechen.
»Es ist ein britischer Film, vollkommen britisch«, charakterisiert Hitchcock sein Werk. Obwohl in Hollywood produziert, sind die meisten Darsteller des Films Briten, auch die Romanvorlage stammt von der britischen Schriftstellerin Daphne du Maurier. Der Regisseur schätzt an Hollywood vor allem die Möglichkeit, in großen Studios zu arbeiten. »Rebecca« ist durch und durch ein Studiofilm, der mit mehr Außenaufnahmen völlig anders gewirkt hätte.
Joan Fontaine hat mit der Rolle als Mrs. de Winter großen Erfolg. Hitchcock hält an ihr fest und dreht 1941 »Verdacht«, für den Joan Fontaine den Oscar erhält.
  • Deutscher Titel: Psycho
  • Original-Titel: PSYCHO
  • Land: USA
  • Jahr: 1960
  • Regie: Alfred Hitchcock
  • Drehbuch: Joseph Stefano
  • Kamera: John L. Russell
  • Schauspieler: Anthony Perkins, Janet Leigh, Vera Miles
Nach seiner Uraufführung im März 1960 in New York entwickelt sich »Psycho«, der neue Thriller von Alfred Hitchcock, zum meistdiskutierten Film des Jahres.
Im Mittelpunkt der Handlung steht ein einsam gelegenes Motel und sein geheimnisvoller Besitzer Norman Bates (Anthony Perkins). Dorthin flüchtet sich die junge Angestellte Marion (Janet Leigh), die 40 000 Dollar unterschlagen hat, um mit ihrem Geliebten Sam zusammenleben zu können. In einer spektakulären Mordszene unter der Dusche zeigt Hitchcock, wie sie von einer älteren Frau erstochen wird. Auch ein mit ihrer Verfolgung beauftragter Detektiv wird umgebracht. Einen dritten Mord kann Sam verhindern, ehe das Geheimnis um Norman Bates aufgedeckt wird: Seit dem Tod seiner dominanten Mutter nimmt er im Wahnsinn ihre Persönlichkeit an und bringt alle Frauen um, die ihn sexuell anziehen.
Für Thriller-Fans stellt der Film, den Hitchcock mit einem Fernsehteam und äußerst bescheidenem Budget dreht, den Beginn einer neuen Ära dar: Bereits der Vorspann des Grafikers Saul Bass mit der reduzierten Musik von Bernard Herrman kündigt an, dass es dem Regisseur hier um eine stilisierte Auseinandersetzung mit den Abgründen der Gewalt geht, die nicht durch romantisierende Motive gemildert wird. Anders als in den meisten Hitchcock-Thrillern gibt es in »Psycho« keine verlässlichen Identifikationsfiguren, und die überraschende Auflösung am Schluss des Films erscheint kaum weniger erschreckend als die Mordszenen selbst. Seine brutale Wirkung erzielt der Film ohne abstoßende Effekte, sie entsteht allein aus der Inszenierung und der perfekten Montage, die dem Zuschauer Assoziationen nahe legt, die Hitchcock nicht mehr zeigen muss; so gibt es in der Szene unter der Dusche keine Einzeleinstellung, in der die Mordwaffe die Haut des Opfers berührt.
Mit »Psycho« wendet sich Hitchcock einem jüngeren und aufgeschlosseneren Publikum zu. Die Darstellung des alltagsbelasteten Liebeslebens von Marion und Sam zu Beginn des Films weist auf eine Umorientierung Hollywoods hin, die sich auch bei anderen Filmen des Jahres in freizügigeren Darstellungen als bislang zeigt.
  • Deutscher Titel: Die Vögel
  • Original-Titel: THE BIRDS
  • Land: USA
  • Jahr: 1963
  • Regie: Alfred Hitchcock
  • Drehbuch: Evan Hunter, nach einer Erzählung von Daphne du Maurier
  • Kamera: Robert Burks
  • Schauspieler: Tippi Hedren, Rod Taylor, Suzanne Pleshette, Jessica Tandy
Einmal mehr gelingt es Meisterregisseur Alfred Hitchcock, Kinogänger in aller Welt auf die Folter zu spannen. Nach einer großen Werbekampagne kommt der Thriller »Die Vögel« am 29. 3. 1963 in die Kinos.
In einem Geschäft für täuschend harmlose Ziervögel begegnen sich der Anwalt Mitch Brenner (Rod Taylor) und Melanie Daniels (Tippi Hedren), eine hübsche, aber unterkühlte Blondine aus höherem Hause. Er weckt ihr Interesse, und sie reist ihm in seine kleine Heimatstadt Bodega Bay nach. Dort wird sie aus unerklärlichen Gründen von einer Möwe angefallen. Andere Vögel sammeln sich unruhig an verschiedenen Plätzen des Ortes, scheinbar ein Signal zum Kampf erwartend. Während die Spannungen, die Melanies Ankunft in Mitchs Familie auslöst, im Verborgenen bleiben, bricht die Aggression der Vögel durch: Ein Haus wird von Spatzen verwüstet, die Bewohner einer Nachbarsfarm finden den Tod, eine Schulklasse wird angegriffen, bei den Einwohnern bricht nach einer weiteren Attacke Panik aus. Melanie überlebt nur knapp einen Angriff der Vogelmassen auf Mitchs Elternhaus, der von der ganzen Familie abgewehrt wird. Mitch und Melanie finden in der Krise zueinander. Und in einem seltsamen Moment der Ruhe kann die Familie das Haus verlassen, immer noch bedroht von einem unheilvoll abwartenden Vogelheer.
Hitchcocks Inszenierung des Novellenstoffs ist ganz darauf angelegt, größtmögliche Spannung herzustellen, hält aber, wie schon in »Psycho« (1960) wieder überraschende Schockmomente in der beängstigenden Szenerie bereit. Der Regisseur perfektioniert dazu das Stilmittel der Ablenkung vom Wesentlichen, so wie er sonst durch Vorinformation für gespannte Aufmerksamkeit sorgt.
Die unheimliche Grundatmosphäre geht in neuer, später oft kopierter Weise auf die Akustik zurück, die von verfremdeten Geräuschen und dem elektronisch hergestellten Schwirren und Schreien der Vogelschwärme geprägt ist. Um die bedrohlichen Vogelangriffe zu drehen, wurde ein Tiertrainer engagiert; insgesamt 350 Trickaufnahmen sorgen für die täuschend echten Bilder der gefährlichen Tiere.
Der Film übernimmt zugleich Vorreiterfunktion für alle möglichen »Tierfilme«: In den Folgejahren sorgen z.B. Ameisen, Heuschrecken oder Spinnen für Angst.
  • Deutscher Titel: Frenzy
  • Original-Titel: FRENZY
  • Land: Großbritannien
  • Jahr: 1971
  • Regie: Alfred Hitchcock
  • Drehbuch: Anthony Shaffer, nach einem Roman von Arthur La Bern
  • Kamera: Gilbert Taylor
  • Schauspieler: Jon Finch, Barry Foster, Barbara Leigh-Hunt
In »Frenzy« knüpft der englische Regisseur Alfred Hitchcock an seine früheren herausragenden Leistungen an. Ein zu Unrecht als Frauenmörder verdächtigter Mann kann vor der drohenden Gefängnisstrafe fliehen und versucht nun selbst, den wirklichen Verbrecher unschädlich zu machen. Da der »Krawattenmörder« den Zuschauern schon nach wenigen Minuten bekannt ist, geht es einmal mehr nicht um das »Wer war„s?«. Vielmehr steht die Frage im Mittelpunkt, wann und wie es dem Justizopfer gelingt seine Unschuld zu beweisen und den Mörder zu stellen. Dass dies erst nach 116 spannenden mit viel schwarzem Humor und makabren Details angereicherten Minuten passiert, versteht sich von selbst.
Viele Kritiker sind der Ansicht, der Schocker sei deshalb so gelungen, weil der »Meister der Suspense« nach 22 Jahren in Hollywood endlich wieder im heimatlichen London gedreht habe.
  • Deutscher Titel: Familiengrab
  • Original-Titel: FAMILY PLOT
  • Land: USA
  • Jahr: 1975
  • Regie: Alfred Hitchcock
  • Drehbuch: Ernest Lehman, nach einem Roman von Victor Canning
  • Kamera: Leonard J. South
  • Schauspieler: Karen Black, Bruce Dern, Barbara Harris
»Familiengrab« ist der letzte Film von Altmeister Alfred Hitchcock ( 1980); er erzählt eine fesselnde und zugleich verwirrende Geschichte, pendelt dabei zwischen bitterem Ernst und Riesenspaß. Ernest Lehman, der schon das Drehbuch zu »Der unsichtbare Dritte« (1959) geliefert hatte, stellt seine Qualitäten erneut unter Beweis.
Blanche (Barbara Harris) ist Hellseherin und betreibt zusammen mit Freund George ihre zwielichtigen Geschäfte. Ein Auftrag verspricht großes Geld: Sie sollen einen verschollenen Millionenerben ausfindig machen. Doch der hat sich inzwischen ein einträgliches Geschäft mit erpresserischen Entführungen aufgebaut und möchte auf keinen Fall entdeckt werden. Blanche und George geraten in Schwierigkeiten.
Hitchcock, der es sich nie nehmen lässt, in seinen Filmen persönlich aufzutreten, taucht hier kurz in der Registratur für Geburts- und Todesfälle auf ein makabrer Gag am Rande.
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