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Họ̈lderlin

Hölderlin, Friedrich
Friedrich Hölderlin
(Johann Christian) Friedrich, deutscher Dichter, * 20. 3. 1770 Lauffen am Neckar,  7. 6. 1843 Tübingen; 17881793 Studium der Philosophie und evangelischen Theologie im Tübinger Stift (zusammen u. a. mit G. W. F. Hegel und F. W. J. von Schelling); 17961798 Hofmeister in Frankfurt am Main im Haus des Bankiers Gontard, enge Freundschaft mit dessen Gattin Susette (von Hölderlin „Diotima“ genannt). Nach dem Bruch mit dem Haus Gontard hielt sich Hölderlin 17981800 in Bad Homburg vor der Höhe auf, im Umkreis seines Freundes I. von Sinclair. 1802 wurde der erste akute Ausbruch der Geisteskrankheit (vermutlich Katatonie) festgestellt. Seit 1807 befand sich Hölderlin in Tübingen in Privatpflege (im so genannten Hölderlinturm).
Hölderlins Werk, das sich der Einordnung in Klassik oder Romantik entzieht, spiegelt vor dem Hintergrund des Deutschen Idealismus die Sehnsucht nach Harmonie zwischen Geist, Natur und den göttlichen Mächten wider. Sinnbild dieser Einheit ist das klassische Griechenland, das in fast allen Werken in idealisierter Form auftaucht. Seine frühen Gedichte sind in antiken Versmaßen (Hexametern) verfasst und von F. G. Klopstock, dann von F. Schiller beeinflusst (z. B. „Hymne an den Genius Griechenlands“, „An Diotima“, „An die Parzen“). Die Oden, Hymnen und Elegien der späteren Schaffenszeit sind zunehmend in freien Rhythmen verfasst (z. B. „Brot und Wein“, „Der Einzige“, „Patmos“, „Hälfte des Lebens“). Die Beschäftigung mit der Antike ist auch in seinem nicht-lyrischen Werk zentral: Der autobiografisch beeinflusste elegische Briefroman „Hyperion oder der Eremit in Griechenland“ 17971799 thematisiert das Scheitern am Schaffen einer neuen Einheit von Gott, Mensch und Natur; die auch in der 3. Fassung unvollendete klassische Tragödie „Der Tod des Empedokles“ (entstanden 17971799) zeigt den an der Entfremdung zwischen den Menschen leidenden Philosophen, dessen Freitod zum Opfertod wird. Ferner übersetzte und kommentierte Hölderlin die Sophokles-Tragödien „König Ödipus“ und „Antigone“. Hölderlins Sprache ist von großer Bilderfülle und Symbolkraft; das formal wie sprachlich oft als hermetisch empfundene Werk geriet im 19. Jahrhundert fast in Vergessenheit, begründete aber seinen Ruhm und seine Modernität im 20. Jahrhundert. Große Stuttgarter Ausgabe, herausgegeben von F. Beißner, 8 Bände 19431977; Frankfurter Ausgabe, herausgegeben von D. E. Sattler und W. Groddeck, 23 Bände 19752001.
Friedrich-Hölderlin-Preis
NZZ, Stand 2003
Friedrich-Hölderlin-Preis
Name des Preises: Friedrich-Hölderlin-Preis
Gründungsjahr: 1983
Vergabegremium: Stadt Bad Homburg und die Stiftung Cläre Jannsen
Vergaberhythmus: jährlich
Preisgeld: 12 500 Euro
Zweck: Zur Erinnerung an den Schriftsteller Friedrich Hölderlin und sein Schaffen wird das Gesamtwerk eines Autors gewürdigt
1983Hermann Burger
1984Sarah Kirsch
1985Ulla Hahn
1986Elisabeth Borchers
1987Peter Härtling
1988Karl Krolow
1989Wolf Biermann
1990Rolf Haufs
1991Günter Kunert
1992Hilde Domin
1993Friederike Mayröcker
1994Ludwig Harig
1995Ernst Jandl
1996Martin Walser
1997Doris Runge
1998Christoph Ransmayr
1999Reiner Kunze
2000Marcel Reich-Ranicki
2001György Kurtág
2002Robert Menasse
2003Monika Maron
2004Johannes Kühn
2005Durs Grünbein
2006Rüdiger Safranski
2007Urs Widmer
2008Ror Wolf
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