Lexikon
Konzentratiọnslager
Abkürzung KZ (nationalsozialistische amtliche Bezeichnung KL), nichtmilitärisches Internierungslager, in denen ohne rechtliche Grundlage tatsächliche oder potenzielle politische Gegner eines Regimes und andere diesem missliebige Personen gefangen gehalten werden. Historische Beispiele finden sich im amerikanischen Sezessionskrieg (1861–1865), auf spanischer Seite im kubanischen Unabhängigkeitskrieg (1895–1898) und auf britischer Seite im Burenkrieg (1901). In der Sowjetunion bestanden „Arbeitserziehungslager“, meist in entlegenen Gebieten; unter der Herrschaft Stalins betrug die Zahl der Häftlinge mehrere Millionen.
Unter dem nationalsozialistischen Regime entstanden in Deutschland Konzentrationslager, nachdem durch die Notverordnung des Reichspräsidenten vom 28. 2. 1933 die Grundlage zur „vorbeugenden“ Inhaftierung politischer Gegner ohne Gerichtsverfahren geschaffen worden war. Neben polizeilichen „Schutzhaftlagern“ entstanden zahlreiche Konzentrationslager der SA und SS. Diese „wilden“ Lager wurden bis 1934 aufgelöst; die Konzentrationslager blieben jedoch im Machtbereich der SS, deren Reichsführer H. Himmler eine Reorganisation vornahm. 1938 bestanden 4 Konzentrationslager: Dachau, Sachsenhausen (1936–1945 über 90 000 Tote), Buchenwald (1937–1945 über 56 000 Tote) und das Frauenkonzentrationslager Lichtenburg (bis 1939, dann Ravensbrück). Die Schutzhaft wurde seit 1937 außer gegen politische und weltanschauliche Gegner verstärkt gegen „Volksschädlinge“ („Asoziale“: Berufsverbrecher, Arbeitsscheue; ferner Zigeuner u. a.) verhängt. Mit der Erhöhung der Häftlingszahl (1937: 7500, 1939: 25 000) verschaffte sich die SS Arbeitskräfte für ihre neuen Wirtschaftsbetriebe. Seit 1940 wurden weitere Konzentrationslager errichtet, darunter Auschwitz, Bergen-Belsen, Groß-Rosen, Natzweiler, Neuengamme und Stutthof. Trotz sehr hoher Sterblichkeitsraten stieg die Zahl der Häftlinge besonders seit 1943 durch die Einweisung von Juden, Polen und sowjetischen Zivilarbeitern stark an (Dezember 1942: 88 000; Januar 1945: 510 000 Männer, 200 000 Frauen). Die Stärke der Wachmannschaften betrug im Januar 1945 rund 40 000 Mann.
Auschwitz: Gefangene
Auschwitz: Gefangene
© Corbis/Bettmann
Auschwitz: Gedenkstätte
Gedenkstätte Auschwitz
© Corbis/Bettmann
Die Hauptfunktion der Konzentrationslager, in die während des Krieges überwiegend Personen aus den besetzten Gebieten gebracht wurden, bestand nunmehr in der Rekrutierung von Arbeitskräften und in deren „Vernichtung durch Arbeit“. Außer in SS-eigenen Betrieben wurden die Häftlinge zunehmend von Firmen der Rüstungsindustrie beschäftigt, denen sie gegen Bezahlung zur Verfügung gestellt wurden. Zu diesem Zweck wurden zahlreiche Nebenlager und Außenkommandos gebildet oder Rüstungsbetriebe unmittelbar beim Stammlager errichtet. Die Lebensdauer eines Häftlings wurde in der „Rentabilitätsberechnung“ der SS mit 9 Monaten veranschlagt. Nicht mehr arbeitsfähige Häftlinge wurden zunehmend häufig getötet. Häftlinge wurden auch zu oft tödlich verlaufenden medizinischen Experimenten eingesetzt. In der letzten Kriegsphase wurden frontnahe Konzentrationslager evakuiert; Fußmärsche und Überfüllung der restlichen Konzentrationslager forderten hohe Opfer. Die Gesamtzahl der Menschen, die in den Konzentrationslagern der SS umkamen, betrug mindestens 500 000. Von diesen Konzentrationslagern sind grundsätzlich zu unterscheiden die zur „Endlösung der Judenfrage“ (Judenverfolgung) errichteten Vernichtungslager.
1945–1950 bestanden auf dem Gebiet der SBZ bzw. DDR elf amtlich „Speziallager“ genannte Konzentrationslager der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland, die z. T. in ehemaligen Konzentrationslagern der SS eingerichtet wurden. Verhaftungen erfolgten zunächst vor allem im Zusammenhang mit Entnazifizierung und Entmilitarisierung; sehr bald wurden aber überwiegend politische Gegner und „Klassenfeinde“ inhaftiert. Nach sowjetischen Angaben waren in den Lagern insgesamt rund 123 000 Personen interniert, von denen 43 000 in der Haft starben. Andere Schätzungen kommen zu höheren Zahlen.
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