Lexikon

Kurden

Asien: Völker und Sprachen
Asien: Völker und Sprachen
Volk in entlegenen gebirgigen Teilen Vorderasiens, dessen zwei kurdische Sprachen (Kurmanci und Sorani) zu der indo-iranischen Sprachgruppe gehören; meist Muslime. Nach Schätzungen leben im Westen Irans rund 5 Mio., in der östlichen Türkei rund 13 Mio., im nördlichen Irak rund 3,5 Mio., im nordöstlichen Syrien rund 1 Mio. und in Armenien und Georgien rund 100 000 Kurden. Das größte geschlossene Verbreitungsgebiet ist Kurdistan. In den jeweiligen Staaten sind die Kurden eine Minderheit. Sie zerfallen in zahlreiche Stämme; früher nomadische Viehzüchter (Schafe, Ziegen), heute sesshafte Ackerbauern und Viehzüchter; berühmt sind die Knüpfteppiche.

Geschichte

Die Herkunft des kurdischen Volkes ist umstritten. Erste Hinweise finden sich jedoch bereits in Keilschriften aus assyrischer Zeit. Ethnische Verbindungen bestehen zu den Medern. Im 7. Jahrhundert gerieten die Kurden unter den Einfluss des Islams. Innerhalb der islamischen Vielvölkerstaaten lebten die Kurden in kleineren lokalen Fürstentümern. 1639 gelangte der größte Teil des kurdischen Gebiets an das Osmanische Reich. Bei dessen Auflösung wurde den Kurden im Friedensvertrag von Sèvres 1920 ein eigener Staat zugesagt. Spätere Regelungen vereitelten die Entstehung eines solchen Staates.
Die Türkei verfolgte eine stetige Türkisierungspolitik. Kurdische Aufstände wurden zwischen 1925 und 1937 mit Waffengewalt niedergeschlagen. Die kurdischen Autonomiebestrebungen in der Türkei radikalisierten sich seit den 1980er Jahren aufgrund der anhaltenden Repression. Die 1978 gegründete PKK (Arbeiterpartei Kurdistans) begann einen Guerillakrieg gegen die türkische Armee, der sich seit 1991 verschärfte. 1999 gelang die Festnahme des PKK-Führers A. Öcalan. Er wurde wegen Hochverrats verurteilt. Zahlreiche PKK-Kämpfer setzten sich in den Nord-Irak ab. 2004 verkündeten Teile der KGK, der Nachfolgeorganisation der PKK, das Ende einer fünfjährigen Waffenruhe.
1958 kam es mit den Kurden im Irak zu bewaffneten Auseinandersetzungen. 1966 und 1970 wurden Versuche unternommen, den Konflikt beizulegen (Zusage der Autonomie für kurdische Gebiete, Aufnahme kurdischer Minister in die Regierung); doch flackerten die Unruhen immer wieder auf. Eine umfassende Erhebung der Kurden wurde 1975 niedergeschlagen, nachdem der Iran den Aufständischen die bisherige Unterstützung entzogen hatte. Nach dem Waffenstillstand im irakisch-iranischen Krieg 1988 gingen irakische Truppen mit großer Härte gegen die kurdischen Siedlungsgebiete vor, über 100 000 Kurden flüchteten in die Türkei. Nach dem 2. Golfkrieg 1991 kam es erneut zu einem bewaffneten Aufstand der Kurden im Irak, der vom Militär niedergeschlagen wurde. Etwa 2 Mio. Kurden flüchteten in die Türkei und den Iran. Um die Flüchtlinge zur Rückkehr zu bewegen, wurde im Nordirak von der UNO eine Schutzzone eingerichtet, in der sich eine autonome kurdische Verwaltung etablierte. Nach dem Ende der Diktatur S. Husseins 2003 ergaben sich für die irakischen Kurden neue politische Perspektiven. Bei den Parlamentswahlen 2005 wurde ein kurdisches Parteienbündnis zur zweitstärksten politischen Kraft. Das Parlament wählte den Kurden-Führer J. Talabani zum neuen irakischen Staatspräsidenten.
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