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Pilze

Fungi
Pilze
Pilze
Knollenblätterpilz
chlorophyllfreie Organismen, die sich von organischen Substanzen lebender oder toter Organismen, also heterotroph, ernähren. Sie bestehen aus vielzelligen Pilzfäden (Hyphen), deren Gesamtheit als Lager (Myzel) bezeichnet wird. Die Pilzzellen sind in der Regel von einer Membran umgeben, die im Gegensatz zur Cellulosemembran höherer Pflanzen aus Chitin besteht. Die Pilze vermehren sich ungeschlechtlich durch Sporen oder geschlechtlich durch Verschmelzung zweier Keimzellen.
Pilze: Systematik
Pilze
Systematische GliederungArtenzahl (ca.)Vorkommen
I. Protozoa
1.Acrasiomycota(Zelluläre Schleimpilze)10weit verbreitet, z. B. auf faulenden Pflanzenteilen
2.Myxomycota (Echte Schleimpilze)600auf faulendem organischen Material, feuchtem Laub; ernähren sich von Nahrungspartikeln, z. B. Bakterien, die die amöboiden Zellen (Myxamöben) in der Zelle verdauen (Phagozytose)
3.Plasmodiophoromycota60obligate Parasiten in Algen, Pilzen und höheren Pflanzen
II. Chromista
4.Oomycota (Algenpilze im engeren Sinne)600ursprüngliche Formen Wasserbewohner; zahlreiche hochspezialisierte Pflanzenparasiten
5.Hyphochytriomycota (früher Algenpilze)20vorwiegend Saprophyten und Parasiten in Süßwasser und Meeresalgen
III. Fungi (Echte Pilze)
1.Chytridiomycota (Flagellatenpilze)600leben in Wasser, feuchtem Boden oder parasitisch auf bzw. in Pflanzen oder niederen Tieren
2.Zygomycota650auf verdorbenen Lebensmitteln (Schimmelpilze); viele Arten haben eine erhebliche wirtschaftliche Bedeutung, z. B. Rhizopus-Arten, bei der Herstellung von Reiswein, Fumarsäure und Milchsäure; manche Arten sind Krankheitserreger
3.Ascomycota (Schlauchpilze)sehr unterschiedliche morphologische und physiologische Eigenschaften sowie Nährstoffansprüche, z. T. Pflanzenparasiten; kommen sehr häufig auf zuckerhaltigen Substraten (z. B. Pflanzenschleim und Fruchtsäften) vor, seltener als fakultative Parasiten in Blüten und Früchten; auch in Holz und Erdböden; einige Arten von großer wirtschaftlicher Bedeutung, z. B. die Echten Hefen
Endomycetes1000
Ascomycetes (Schlauchpilze im engeren Sinne)45 000 (einschließlich Flechtenpilze)
4.Basidiomycota (Ständerpilze)
Ustomycetes (Brandpilze)500alle Arten sind Pflanzenparasiten, z. B. der Erreger des Gerstenflugbrands
Basidiomycetes (Ständerpilze)30 000höchstentwickelte Gruppe der Pilze; sie leben fast ausschließlich terrestrisch als Saprophyten, Parasiten oder Symbionten und spielen eine bedeutende Rolle (neben anderen Pilzen) bei der Mineralisation der organischen Substanz; auffällige Fruchtkörperbildung; Speisepilze, Giftpilze, Rauschpilze, Mykorrhizapilze; Erreger von Pflanzenkrankheiten
5.Deuteromycota (unvollkommene Pilze)30 000alle Pilze mit unbekannter oder verloren gegangener Fähigkeit zur sexuellen Fortpflanzung (künstliche Gruppe); wichtige Krankheitserreger für Mensch, Tier und Pflanzen; von großer wirtschaftlicher Bedeutung sind z. B. Penicillium und Aspergillus
Während Pilze früher zu den Pflanzen gezählt wurden, gelten sie heute als wesentlich näher mit den Tieren verwandt, nehmen jedoch insgesamt eine Sonderstellung ein und bilden ein eigenes Reich. Schleimpilze (Myxomycota) und Eipilze (Oomycota) werden nicht mehr zu den eigentlichen Pilzen gezählt, sondern zu den pilzähnlichen Protisten. Nur die früher auch Echte Pilze oder Höhere Pilze (Eumycota) genannten Formen zählen heute noch zu den Pilzen i. e. S. Diese werden in die Abteilungen der Töpfchenpilze (Chytridiomycota), der Jochpilze (Zygomycota), der Schlauchpilze (Ascomycota) sowie der Ständerpilze (Basidiomycota) unterteilt.
Pilze haben vielfältige Bedeutung für den Naturhaushalt und für die direkte Nutzung durch den Menschen. Sie sind neben den Bakterien die bedeutendsten Destruenten, die den Abbau toter Tiere, Pflanzen und Exkremente besorgen und dadurch den natürlichen Stoffkreislauf unterhalten. Als nützliche Bodenorganismen sind sie für die meisten Pflanzen wachstumsfördernd; deren Wurzeln sind manchmal von einem Mantel aus Pilzfäden umgeben (Mykorrhiza).
Viele Pilze dienen als Speisepilze, darunter kultivierbare Arten wie Champignon, Shiitake- u. Austernpilz. Dabei handelt es sich meist um die Fruchtkörper von Ständerpilzen, seltener von Schlauchpilzen (Morcheln, Trüffeln). Beide Gruppen umfassen aber auch Giftpilze. In Mitteleuropa werden von über 5000 Pilzen über 200 als giftig eingestuft, davon ca. 30 als tödlich, etwa der Grüne Knollenblätterpilz (Pilzvergiftung). Deshalb sind für das Sammeln von Pilzen grundlegende Kenntnisse von Speise- und Giftpilzen unerlässlich. Außerdem sollten Wildpilze nur gekocht oder gebraten verzehrt werden, da manche Arten roh giftig sind. Da viele Wildpilze Schwermetalle speichern, sollten sie nicht zu oft auf dem Speiseplan stehen. Pilze werden auch in Form von Wein-, Bier- und Backhefen genutzt, bei der Sauermilch- und Käseherstellung sowie für die Gewinnung von Medikamenten wie z. B. Penicillin. Andererseits sind sie gefürchtete Krankheitserreger, besonders bei den Pflanzen. Einige Schimmelpilze verderben Lebensmittel oder Holz und manche Pilze produzieren hochgiftige Stoffe wie z. B. die Aflatoxine (Mykotoxine). Man kennt heute etwa 120 000 Arten. Die Wissenschaft von den Pilzen ist die Mykologie.
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