Lexikon

 

polnische Literatur

Die polnische Literatur entwickelte sich erst spät und allmählich aus einem lateinischen Schrifttum, das in der Hauptsache von Annalen, Traktaten und Chroniken gebildet wurde. Als ältestes Literaturdenkmal in polnischer Sprache ist das aus dem 11. Jahrhundert stammende, 1408 aufgezeichnete Marienlied „Bogurodzica“ [„Gottesmutter“] überliefert, dem weitere kirchliche Schriften, z. B. Predigten und Heiligenleben, folgten. Fortan kam die Landessprache in der Kirche immer mehr in Gebrauch, und als sich der Buchdruck im 16. Jahrhundert ausbreitete, konnte sich eine nationalsprachige Literatur vollends durchsetzen.
Ein breites Publikum fand die polnische Literatur erst im 18. Jahrhundert, das mit der Aufklärung den französischen Einfluss ins Land brachte. Der bedeutendste Dichter dieser Zeit war der Bischof I. Krasicki, der geistreiche Epen, Satiren, Fabeln und lehrhafte Romane schrieb und den man den „polnischen Voltaire“ genannt hat. Auch entwickelte sich nun ein Theaterleben nach französischem Muster. Die Romantik im 19. Jahrhundert war das „goldene Zeitalter“ der polnischen Literatur. Man bestimmt ihren Anfang mit der 1797 von J. Wybicki gedichteten Nationalhymne „Noch ist Polen nicht verloren“. Sie ruft zum heiligen Kampf gegen die Unterdrücker auf, die Polen aufgeteilt hatten. A. Mickiewicz wird als größter polnischer Dichter verehrt. Er schrieb neben Balladen, Romanzen, Sonetten und der dramatischen Dichtung „Ahnenfeier“ das gewaltige Versepos „Herr Thaddäus“ (1834), ein Preislied auf seine litauische Heimat, die er als Verbannter verloren hatte. Das gleiche Schicksal teilte und beschrieb J. Słowacki. Der dritte große Romantiker war Z. Krasiński, dessen Drama „Die ungöttliche Komödie“ für eine Erneuerung des polnischen Volkstums durch Glauben und Gesittung kämpfte.
Nach 1863, als die dritte nationale Erhebung gescheitert war, gewann ein ernüchterter Realismus die Oberhand und zeigte als bedeutendste Leistung den Geschichtsroman. Weltberühmt wurde H. Sienkiewicz mit dem Roman „Quo vadis“ (18941896) und Romanen aus der polnischen Vergangenheit. Am Ende des 19. Jahrhunderts gelangte das „Junge Polen“ zu einer Ausdrucksweise, die neuromantische, symbolistische und Dekadenz-Züge aufwies. Die neue, gegen Realismus und Naturalismus gerichtete Bewegung wurde von dem Maler und Dramatiker S. Wyspiański angeführt. Ihr sind auch der Erzähler und Dramatiker S. Przybyszewski sowie die Lyriker J. Kasprowicz und K. Tetmajer zuzurechnen. Dem Stilkünstler S. Zeromski, dem Verfasser von „Zu Schutt und Asche“ und anderen Romanen, gebührt der Ruhm, der modernen polnischen Prosa entscheidende Anregungen vermittelt zu haben. W. Reymont erhielt 1924 den Nobelpreis für sein vierbändiges Romanwerk „Die Bauern“.
Trotz der neu gewonnenen staatlichen Selbständigkeit Polens verlor die polnische Literatur nach dem 1. Weltkrieg an Bedeutung. Romanschriftsteller von Rang waren in dieser Zeit J. Kaden-Bandrowski, Zofia Nałkowska und Maria Dąbrowska mit ihrem Familienroman „Nächte und Tage“.
Nach dem 2. Weltkrieg bekam zwar auch die polnische Literatur den sozialistischen Realismus als Richtschnur vorgeschrieben, jedoch verfiel sie nicht der Eintönigkeit. Die Leiden des polnischen und jüdischen Volkes im Krieg und die Nachkriegszeit waren die vorherrschenden Themen besonders der Prosa. Unter den Erzählern dieser Periode ragen heraus: J. Iwaszkiewicz, T. Borowski, J. Andrzejewski, K. Brandys. Die bekanntesten Dramatiker sind: L. Kruczkowski und J. Szaniawski. Viele maßgebliche Autoren veröffentlichten im Ausland, so W. Gombrowicz oder C. Miłosz (Nobelpreis 1980). Der Bezug auf die nationale Geschichte wie auch der Einfluss gesamteuropäischer Strömungen prägten das literarische Schaffen am Ende des 20. Jahrhunderts. Das Theater wird u. a. durch den international meistgespielte polnischen Dramatiker S. Mrożek repräsentiert. Die lyrische Produktion, etwa durch Z. Herbert oder W. Szymborska (Nobelpreis 1996) vertreten, ist im Gegensatz zur Prosa, innerhalb derer sich Hanna Krall oder R. Kapuscinski einen Namen machten, ungewöhnlich dominierend.
 
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