Lexikon

Schinderhannes

eigentlich Johann Bückler
Schinderhannes
Schinderhannes
deutscher Räuberhauptmann, * 25. 5. 1783 Miehlen, Taunus,  21. 11. 1803 Mainz (hingerichtet); seit 1800 Anführer einer Straßenräuberbande im Hunsrück und im Taunus; wurde 1802 in einem Schauprozess zum Tode verurteilt.
Hinrichtung des Schinderhannes
Hinrichtung des Schinderhannes
Der Schriftsteller, Historiker und Journalist Johann Gottlob Schulz schildert die Hinrichtung des Räubers Schinderhannes und weiterer 19 Mitglieder seiner Bande in Mainz 1804. Der Augenzeuge schwankt zwischen Abscheu gegenüber der Tötung und der Einsicht, dass die öffentliche Ordnung die Hinrichtung verlange:

"Es schlug gegen zwölf Uhr. Ich drängte mich nicht sehr zur Guillotine, mir war das meiste darum zu tun, den Zug zu sehen. Endlich erschien er. Voran ritten zwei Huissiers in schwarzen Kleidern mit schwarzen Stäben. Darauf folgte ein Kommando Gendarmen ... mit einem Brigadier an der Spitze. Hierauf kam eine starke Abteilung Infanterie, voran acht Tambours mit einem Tambour-Major. Dann kamen die fünf Leiterwagen mit den Verbrechern. Auf dem ersten Wagen saßen fünf, Schinderhannes in einem roten Hemd obenan.
Zur Auszeichnung hatte man ihm eine weiße Kappe aufgesetzt. Mit roten Hemden, dem Zeichen des Mörders, waren überhaupt sieben bekleidet ... Auf dem zweiten Wagen saßen vier, Protestanten wie die ersten fünf, mit einem Geistlichen. Dann kamen die Katholiken: auf zwei Wagen vier und auf dem letzten drei mit ihren Geistlichen.
Sie waren alle in bloßen Hemden, die erwähnten ausgenommen, und mit bloßen Köpfen. Es war ein höchst niederschlagender Anblick für den Menschen von Gefühl, diese zwanzig Schlachtopfer der Gerechtigkeit dahinschleppen zu sehen. Fast auf allen der krampfhaft verzogenen Gesichter lag bereits der Tod; aus einigen leuchtete Verzweiflung ...
Schinderhannes wurde zuerst hingerichtet. Als er auf die Guillotine kam, betrachtete er einige Augenblicke das Beil, dann sagte er mit ziemlicher Fassung: Ich sterbe willig, ich habe den Tod verdient, aber von diesen, indem er auf die Übrigen zeigte, sterben wenigstens zehn unschuldig. Er wurde angebunden, unter das Beil geschoben, es fiel und Schinderhannes war nicht mehr.
Die ganze Exekution aller zwanzig dauerte nicht länger als siebzehn oder achtzehn Minuten ... Nur der Letzte von allen ... rief, als er auf die Guillotine gebracht wurde: Präsident, ich werde ungerecht gerichtet, und rief noch Prä-, als das Beil ihm durch den Nacken fuhr.
So endete dieses schauderhafte Schauspiel. Diese Menschen fielen der Gerechtigkeit, aber einer strengen Gerechtigkeit. Doch bescheide ich mich sehr gern, dass diese öffentliche Sicherheit dieses Opfer heischte."
Im Volk wurde Schinderhannes als „edler Räuber“ bewundert. Sein Schicksal wurde u. a. 1927 in einem Drama von C. Zuckmayer literarisch gestaltet.
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