Lexikon

Sizlien

italienisch Sicìlia
größte und bevölkerungsreichste italienische Insel im Mittelmeer, zwischen Italien und Afrika, durch die Straße von Messina vom italienischen Festland, durch die Straße von Sizilien von Afrika getrennt, als autonome Region 25 705 km2, 4,9 Mio. Einwohner; Hauptstadt Palermo; umfasst die Provinzen Trapani, Palermo, Messina, Agrigento, Caltanissetta, Enna, Catania, Ragusa und Syrakus.
Der Nordsaum Siziliens wird von westöstlich verlaufenden, bis 1979 m hohen Gebirgszügen (u. a. Peloritanisches Gebirge, Nebrodisches Gebirge, Madonie) eingenommen, die eine Fortsetzung des Apennins darstellen. Nach Süden schließen sich Berg- und Hügelländer an. Im Osten erhebt sich der aktive Vulkan Ätna (3350 m). Die Küsten sind im Norden und Osten überwiegend felsig und steil, unterbrochen von kleinen Buchten; im Süden gibt es auch breitere Sandstrände. Im Nordosten sind die Liparischen Inseln, im Westen die Ägadischen Inseln vorgelagert. Sizilien ist erdbebenreich (u. a. Messina 1908). Die waldarme Insel weist heiße, trockene Sommer und milde, feuchte Winter auf.
Im trockenen Innern der Insel wird auf Großgrundbesitz Hartweizen angebaut und Schafhaltung betrieben, in Küstennähe auf Bewässerungsland werden Wein (u. a. bei Marsala), Zitrusfrüchte (im Südosten) und Gemüse (Artischocken), ferner Mandeln und Oliven angebaut. Ein weiterer Erwerbszweig ist die Küstenfischerei (Sardellen, Thunfisch).
Sizilien ist nur wenig industrialisiert. Im Südosten um Gela und Ragusa werden Stein- und Kalisalz abgebaut sowie Erdgas und Erdöl gefördert. In diesem Zusammenhang sind an der Küste Ostsiziliens Raffinerien und Betriebe der petrochemischen Industrie entstanden, die aber überwiegend durch Erdölimporte der Häfen Milazzo, Augusta und Gela versorgt werden. Der ehemals bedeutende Naturschwefelabbau wurde dagegen inzwischen eingestellt. Wegen des Mangels an Arbeitsplätzen besteht eine starke Bevölkerungsabwanderung auf das italienische Festland oder ins Ausland als Gastarbeiter. Der Tourismus konzentriert sich auf die Küsten, vor allem auf Taormina am Ätna. Weitere Reiseziele sind die archäologischen Stätten sowie die Barockstädte des Val di Noto, die 2002 zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Mit dem italienischen Festland ist Sizilien über Fähren verbunden. Internationale Flughäfen gibt es in Palermo und Catania.

Geschichte

Sizilien war in der ältesten Zeit von Sikanern und Sikulern bewohnt. Wegen seiner günstigen Lage wurde es bald das Ziel Handel treibender Phönizier. Diesen folgten im 8. Jahrhundert v. Chr. Griechen. 480 v. Chr. besiegten die Syrakusaner Hamilkar, den Führer der Karthager, in einer großen Schlacht bei Himera. Dennoch gelang es den Karthagern später, Sizilien zu erobern, doch wurden sie durch die Römer von der Insel vertrieben, die Sizilien im 3. Jahrhundert v. Chr. gänzlich in Besitz nahmen. Als Provincia Sicilia (erste römische Provinz 241 v. Chr.) entwickelte sich Sizilien zu einer wichtigen Kornkammer Italiens.
Nacheinander bemächtigten sich der Insel 455 die Wandalen, 493 die Ostgoten, 535 Byzanz und 827 die Araber. 1091 wurde die bereits 1061 begonnene Eroberung Siziliens von dem Normannenkönig Roger I. abgeschlossen, dessen Sohn Roger II. Sizilien 1130 mit Unteritalien vereinigte. 1194 1268 (1265) war Sizilien im Besitz der Staufer, dann in dem der Anjous, gegen die es sich erhob (Sizilianische Vesper), wodurch es wieder von Neapel getrennt wurde. 1282 kam es zu Aragón.
1713 fiel Sizilien an Savoyen, 1720 kam es durch Tausch an Österreich. 1735 wurde Sizilien als Königreich beider Sizilien einer Sekundogenitur der spanischen Bourbonen übertragen. König Ferdinand IV. konnte sich 1806 nach seiner Vertreibung aus Neapel in Sizilien halten. In Aufständen 1820/21, 1837 und 1848/49 versuchte sich Sizilien vergeblich von Neapel zu lösen. Die Mafia bildete sich, zunächst als Hilfsorganisation gegen die mächtigen Feudalherren. 1860 benutzte Garibaldi eine Revolte in Sizilien zur Landung. Nach der Vertreibung der Bourbonen wurde die Insel Teil des Königreiches Italien. In den 1890er Jahren wurde die Insel von Landarbeiterunruhen erschüttert. Im 2. Weltkrieg war Sizilien 1943 das erste Gebiet der Achsenmächte, das die Alliierten eroberten.
Seit 1946 ist Sizilien autonome Region. Sie blieb mit schweren ökonomischen und sozialen Problemen behaftet, die eine Annäherung an die Lebensverhältnisse in Norditalien erheblich erschwerten.
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