Lexikon

Teppich

[
lateinisch
]
geknüpfter, gewirkter oder gewebter, meist gemusterter Fußbodenbelag oder Wandbehang (Bildteppich, Gobelin), aus Wolle, Baumwolle, Haargarn, Jute, Kokosgarn, Hanf, Leinen, Seide; mechanisch oder von Hand hergestellt. Beim geknüpften Orientteppich, dessen Wert besonders nach der Knotenzahl beurteilt wird, besteht die Kette aus Wolle oder Baumwolle, seltener aus Seide; die Knoten werden aus feinen, der Schuss aus dickeren Fäden gearbeitet. Die nach oben ragenden freien Enden des Knotens bilden die samtartige Oberfläche, den Flor, auch Vlies genannt. Farbe, Musterung (Ranken-, Blumen-, Jagd-, Tier-, Drachenornamente) und Knüpfung sind je nach Herstellungsort verschieden und werden häufig nach diesem benannt. Die Zahl der Knoten auf 100 cm2 schwankt zwischen ca. 15 000 und 200 000, bei besonders feinen Teppichen auch mehr.
Die Erfindung der Knüpftechnik reicht in vorchristliche Zeit zurück und dürfte von westturkestanischen Nomaden gemacht worden sein. Ursprünglich war der Teppich ein Produkt nomadischer, dann bäuerlicher Heimarbeit; später wurden für den Bedarf des Hofes städtische Manufakturen eingerichtet. Die ältesten großformatigen intakten Teppiche aus der Seldschukenresidenz Konya stammen aus dem 13. Jahrhundert. Ägyptisch-mamlukische Teppiche aus Hofwerkstätten des 15. und 16. Jahrhunderts in Kairo und frühosmanische Teppiche aus dem westlichen Kleinasien bilden den Abschluss der mittelalterlichen Entwicklung.
Die klassische Zeit des Orientteppichs war das 16.18. Jahrhundert; die Zentren lagen in Persien. Bedeutend waren vor allem die Hofmanufakturen der persischen Safawiden in Tabriz, Kashan und Isfahan sowie der türkischen Osmanen in Kairo, Istanbul und Bursa. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts kam es zu einem allgemeinen Niedergang. Ausnahmen bildeten entlegene Gebiete wie Ostanatolien und der Kaukasus, dessen bis in das 15. Jahrhundert (Drachenteppiche) zurückreichende Tradition auch im 19. Jahrhundert lebendig blieb. Randgebiete der orientalischen Teppichkunst sind Spanien (seit dem 13. Jahrhundert), Indien (seit dem 16. Jahrhundert) und China, wo sich der Knüpfteppich erst im 17. Jahrhundert gegen den älteren Filzteppich durchsetzte. Der afrikanische Berberteppich, ein meist in Brauntönen gehaltener Wollteppich mit hohem Flor, ist in Europa vor allem durch den wachsenden Afrika-Tourismus bekannt geworden.
Die in Europa hergestellten Teppiche sind meist maschinengewebt (Ausnahmen: handgeknüpfte „deutsche Smyrnateppiche“ und mechanisch geknüpfte „mechanische Smyrnateppiche“). Nach der Beschaffenheit der gewebten Teppiche unterscheidet man glatte, Noppen- und Schlingenteppiche (aufgeschnittene bzw. geschlossene Schlingen an der Oberfläche) sowie Samt-, Plüsch-, Velours- und Florteppiche. Glatte Teppiche sind z. B. der Haargarn-, Jute- und Kokosfaserteppich, ein Schlingenteppich ist der Brüsseler Teppich (auch Haarbrüssel- oder Boucléteppich mit grobem Haargarnflor), ein Florteppich der Tournayteppich. Gewirkte Teppiche haben nur Kette und Schuss, keine Knoten; die Fäden liegen flach und können keinen Flor bilden (Kelim-, Sumakteppich). Die maschinelle Teppichweberei wurde besonders durch J.-M. Jacquard und den Rutenstuhl ermöglicht. Bildteppich.
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