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Wale: Gefahr durch Treibnetze

Treibnetze: Gefahr für Wale

Durch Überfischung wurden die küstennahen Fischbestände so stark dezimiert, dass die nationalen Fischereigesetze und Kontrollen verschärft werden mussten, um die wertvollen Nahrungsquellen zu schützen. Die Fischereiflotten reagierten auf diese veränderte Situation, indem sie auf die hohe See auswichen. Mangelnde Kontrollmöglichkeiten und noch ungenutzte Fischpopulationen versprachen auch hier wieder reiche Gewinne. Da die Fischbestände in den küstenfernen Meeresgebieten verstreuter vorkommen, wurden die Netze vergrößert: Bis zu 120 km lange Treibnetze fischen alles ab, was in sie hineingerät, und dies sind nicht nur die bejagten Thun- und Tintenfische oder Lachse. So dokumentierte die Umweltorganisation Greenpeace die Fangzahlen einer aus 20 Schiffen bestehenden japanischen Flotte, die in nur 3 Monaten neben mehr als 700 000 Thunfischen auch 4000 Haie und 6400 Delphine erlegte. Hinzu kommen Schätzungen, wonach jährlich Zehntausende von Dalls-Schweinswalen in den Netzen japanischer Tintenfischfänger zugrunde gehen und mindestens 2000 Gestreifte Delphine im Mittelmeer als Beifang durch die Jagd der Italiener auf Schwertfisch und Bonito umkommen. Auch der Nördliche Glattdelphin-, der Pazifische Weißseiten- und der Gewöhnliche Delphin wie auch viele andere Walarten sind stark gefährdet, denn die verwendeten Nylonnetze sind so fein, dass selbst das hoch entwickelte Sonarsystem der Zahnwale die Gefahr nicht erkennt.
Nach vorsichtigen Hochrechnungen bewegt sich die weltweite Tötung der Meeressäuger durch Hochseetreibnetze jährlich im Bereich sechsstelliger Zahlen. Bei einer Todeswand von 60 000 km Länge, die jede Nacht allein von asiatischen Fangflotten im Pazifik ausgelegt wird, ist diese Rechnung wahrscheinlich noch zu niedrig angesetzt, denn nicht mehr nur die Ursprungsländer der Treibnetzfischerei wie Japan, Taiwan und Korea, sondern auch Frankreich, England, Spanien, Irland oder Dänemark werfen mittlerweile ihre Fallen aus. Hinzu kommt, dass die synthetischen Netze nicht immer vollständig wieder eingeholt werden. So fangen jährlich weitere 1000 km Geisternetze alles ab, was in sie hineingerät, bis sie unter dem Gewicht ihrer Opfer zu sinken beginnen und noch Bewohner der Tiefsee unter sich begraben.
Nur wenige Länder haben bisher versucht, dieser ökologischen Katastrophe in ihren eigenen Hoheitsgewässern Einhalt zu gebieten (Neuseeland, Australien), oder haben gar den Treibnetzflotten die Hafenrechte entzogen (Südafrika, Mauritius). Zwar verbietet seit einiger Zeit ein Beschluss der Europäischen Gemeinschaft Treibnetze von mehr als 2,5 km Länge, doch wurde ihre Anzahl nicht limitiert. Und selbst wenn Treibnetze bald international verboten werden sollten, dürfte eine Kontrolle der Fangschiffe auf den Weltmeeren wohl unmöglich sein. Außerdem hat Japan, bekannt für seine ungewöhnliche Auffassung von wissenschaftlicher Forschung, bereits angekündigt, dass es zu Forschungszwecken die Treibnetzfischerei weiterbetreiben will.
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