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Medizinische Hausmittel: was schon die Oma wusste

Schnell ist es passiert: Ein Schnitt, ein Sturz, ein erstes Kratzen im Hals. Der Gang zum Arzt ist allerdings nicht immer sofort notwendig – eine gut bestücke Hausapotheke und ein Repertoire an Hausmitteln reichen häufig aus, um die Heilung in die Wege zu leiten. Also einfach mal die Oma fragen!
Susanne Walter

 

Die wichtigsten Hausmittel bei Erkältung, kleinen Wunden und Durchfall

„Nur weil sie alt sind, heißt es nicht, dass sie nicht helfen“, erklärt Carola Walter. Sie ist pharmazeutisch-technische Assistentin und rät ihren Kunden in der Berlin-Apotheke an der Friedrichstraße gerne zu alten Rezepten. „Hausmittel haben oft auch eine medizinische Komponente.“

Salbeitee
MEV-Verlag/Silke Deidl

Erkältung

Wenn die Nase läuft, ist das häufig das erste Anzeichen eines Infekts. Diese Tricks aus Omas alten Hausmitteln helfen:

  • Heiße Milch mit Honig: Ein Klassiker unter den Hausmitteln! Das leckere Heißgetränk ist nicht nur für Kinder geeignet, sondern hilft auch Erwachsenen, den Hals zu beruhigen und Husten zu lindern.
  • Viel Schlaf: Der Körper muss und kann sich gegen Bakterien oder Viren wehren. Steht er unter Stress, fehlt ihm die Kraft dazu. Der oft so bezeichnete „Gesundheitsschlaf“ hilft dem Körper, sich selbst zu helfen – bevor Medikamente zum Einsatz kommen.
  • Kamillenblüten: Bei verstopfter Nase oder Husten sollte man die Schleimhäute beruhigen und abschwellen lassen. „Kamille hat eine entzündungshemmende Wirkung“, so Carola Walter. Einfach in einer Schüssel eine Handvoll Kamillenblüten mit heißem Wasser übergießen und mit einem Handtuch über dem Kopf tief ein- und ausatmen.
  • Kalte Wickel: Bei erhöhter Temperatur helfen kalte Beinwickel. Handtücher mit kaltem Wasser befeuchten und vom Fußknöchel bis zum Oberschenkel um jedes Bein wickeln.
  • Salbeitee: Salbei eignet sich durch seine desinfizierende und entzündungshemmende Wirkung optimal zur Behandlung von Halsschmerzen oder Halsentzündungen. Auch bei vielen weiteren Beschwerden ist Salbei das Mittel der Wahl. So ist bei täglicher Anwendung auch seine schweißhemmende Funktion bekannt, außerdem löst er Krämpfe und hilft gegen Blähungen.

 

Wunden

Die meisten Unfälle passieren bekanntlich im Haushalt. Bei größeren oder stark verschmutzten Wunden ist unbedingt ein Arzt zu konsultieren. Bei kleineren Verletzungen gilt jedoch:

  • Reinigen: Die Wunde unter kaltes Wasser zu halten hilft, genau wie die Blutung selbst, Schmutz aus der Wunde zu spülen. Um eine kleinere Blutung zu stillen, kann man ein in kochendem Wasser sterilisiertes Tuch auf die Wunde halten und diese hoch lagern. Denken Sie auch an aktuellen Tetanus-Schutz!
  • Desinfizieren: Jod ist lange Zeit das Mittel der Wahl gewesen – inzwischen gebe es in der Apotheke aber auch sanfte und einfacher anzuwendende Mittel, wie beispielsweise Octenisept, sagt Carola Walter.
  • Heilung: Bei Schürfwunden möglichst keine Kompressen oder Pflaster auf die Wunde geben, da sie mit der Wunde verkleben können und somit beim Entfernen der Kompresse die Wunde neu aufreißen. Hier gilt: Wunde an der Luft heilen lassen. Bei kleineren Schnittwunden helfen Pflaster oder ein Verband. Auch Wundheilgele und -salben sind fördernd, um die Haut um die Wunde nicht austrocknen zu lassen.
  • Schorf: Den gebildeten Schorf auf keinen Fall von der Wunde „pulen“! Wenn die neue Hautschicht nachgewachsen ist, löst er sich von selbst.

 

Durchfall

Durchfall kann viele Ursachen haben, zum Beispiel eine schlecht vertragene Mahlzeit oder ein Magen-Darm-Infekt. Meist ist diese unangenehme Erfahrung aber nach ein bis zwei Tagen wieder überstanden, wenn man diese Regeln beachtet: Einen Tag lang auf feste Nahrung verzichten und viel trinken, allerdings nur Wasser oder ungesüßten Tee. Danach langsam mit Zwieback und leichter Kost wieder beginnen zu essen.

Bei Durchfall mit Erbrechen: Salzstangen essen und Cola trinken – hier die Kohlensäure vorher durch Schütteln etwas mindern. „Dies hilft, die Elektrolyte wieder aufzubauen“, erklärt Walter. „Stopfende Nahrungsmittel wie Bananen oder Äpfel helfen ebenfalls“. Kostengünstiger als so manches Medikament sind sie auch.

Neben den Hausmitteln gibt es ein paar Dinge, die dennoch jeder für den Fall des (Un-) Falles zuhause haben sollte – die Hausapotheke:

 

Hausapotheke

Laut einer Umfrage der Zeitschrift Apotheken-Umschau haben vier von fünf Deutschen eine Hausapotheke. Das ist gut. Doch wie sieht diese aus? Meist eine chaotische Kiste, die im schlimmsten Falle im feuchten Badezimmer lagert. Genau so sollte es nicht aussehen! Die Hausapotheke müsse jedes Jahr einmal kontrolliert und aufgefrischt werden, so Carola Walter. In die Hausapotheke gehören:

  • Schmerzmittel, fiebersenkende Mittel
  • Mittel gegen Durchfall/Verdauungsbeschwerden
  • Wund- und Heilsalbe, Gel gegen Prellungen, Verstauchungen und stumpfe Verletzungen
  • Desinfektionsmittel
  • Mullbinden, Verbandsmaterial
  • Pflaster
  • Pinzette, Zeckenzange, Schere
  • Fieberthermometer
  • Nasenspray, Halsschmerztabletten, ggf. Allergietabletten
  • Kühlkompressen

Dunkel, trocken und nicht zu warm sollte sie immer griffbereit stehen. Natürlich nicht für Kinder! 

 

Wann man doch zum Arzt muss

„Nach drei Tagen sollte beispielsweise bei einer Erkältungserkrankung eine Besserung eintreten“, erklärt Walter. Sollten Ohrenschmerzen oder blutiger Husten auftreten, sei Vorsicht geboten. Auch wenn plötzlich Fieber einsetzt und 38 Grad übersteigt, führt kein Weg am Arztbesuch vorbei. Vorher kann aber erst einmal die Oma gefragt werden. Zahlreiche Hausmittel haben eine lange Tradition. „Alt – aber eben auch alt bewährt“, sagt Carola Walter. Damals wie heute.

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