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Meilenstein: Vor 50 Jahren wurden unsere TV-Bilder bunt

Heute ist es selbstverständlich, dass Videos und Fernsehbilder in Farbe übertragen werden. Doch bis in die 1960er Jahre hinein war die Fernsehwelt streng schwarz-weiß. Erst vor genau 50 Jahren wurde in Deutschland offiziell das Farbfernsehen eingeführt – kleine Pannen inklusive. Bis sich allerdings die Farbe im TV endgültig durchsetzte, sollte es noch erstaunlich lange dauern.
NPO, 25.08.2017

Die Einführung des Farbfernsehens zierte als Motiv auch das Plakat der Funkausstellung 1967.
Mehr als 30 Jahre lang war das Fernsehen in Deutschland eine farblose Angelegenheit: Übertragen wurden die bewegten Bilder seit den Anfängen in den 1930er Jahren nur in schwarz-weiß. Für die Menschen in den 1960er Jahren war es daher völlig normal, Nachrichten, Filme oder Unterhaltungsshows in wechselnden Grautönen zu schauen. Anders war dies jenseits des Atlantiks: In den USA wurde bereits 1954 das NTSC-System eingeführt, das die Übertragung von farbigen Bewegtbildern ermöglichte.

Frühstart bei der Funkausstellung

Erst am 25. August 1967 begann auch bei uns in Deutschland die Ära des Farbfernsehens – und das gleich mit einer peinlichen Panne. Eigentlich sollte der damalige Vizekanzler Willi Brandt das Startsignal für den offiziellen Beginn der Farbübertragung geben. Eigens dafür war in einer der Hallen der Deutschen Funkausstellung in Berlin eine Bühne mit einem großen Roten Knopf aufgebaut.

Brandt hielt seine Rede und sollte dann den Knopf drücken – der aber eine Attrappe war. In den Kulissen wartete deshalb ein Techniker darauf, im richtigen Moment das Farbsignal auf Sendung zu schalten. Doch das Gestikulieren des Politikers führte ihn in die Irre: Weil er glaubte, Brandt auf den Knopf drücken zu sehen, schaltete er ein – zu früh. Als der Vizekanzler dann um 10:57 Uhr mit den Worten: "In der Hoffnung auf viele friedlich-farbige, aber auch spannend-farbige Ereignisse, gebe ich jetzt gewissermaßen den Startschuss" tatsächlich feierlich auf den roten Knopf drückte, war die Farbübertragung schon längst auf Sendung.

Den Übergang in die Ära der bunten Fernsehbilder konnte man bei den Fernsehsendern ARD und ZDF damals live mitverfolgen: Ihre um 09:30 Uhr live von der Funkausstellung ausgestrahlte Sendung begann in Schwarzweiß und wechselte dann – kurz vor Brandts historischem Knopfdruck – in ein farbiges Bild. Schon am Abend des 25. August 1967 übertrug das ZDF dann die erste farbige Fernsehshow: "Der goldene Schuss", am nächsten Abend legte die ARD mit dem "Galaabend der Schallplatte" nach.

Für die meisten Zuschauer blieb es zunächst beim Schwarz-Weiß-Fernsehen, da Farbgeräte anfangs so viel kosteten wie ein Kleinwagen.

Evert F. Baumgardner / National Archives and Records Administration

Für die meisten blieb es trotzdem erstmal schwarzweiß

Für die meisten Fernsehzuschauer änderte sich aber ohnehin zunächst nichts: Ihre Schwarzweiß-Geräte konnten das Farbsignal ohnehin nicht dekodieren. Denn damals gab es in der ganzen Bundesrepublik erst weniger als 6.000 Farbfernseher – kein Wunder: Die Geräte waren extrem teuer.  Selbst das damals eigens zum Start der Farbübertragung auf den Markt gebrachte günstigste Modell kostete noch stattliche 1.840 D-Mark, andere Modelle kosteten bis zu 4.000 D-Mark. Zum Vergleich: Den günstigsten VW-Käfer gab es damals bereits für wenig mehr als 4.000 D-Mark.

Hinzu kam: Anfangs galt das bunte Fernsehbild bei den Sendern als eher unseriös. Deshalb wurden in den 1960er Jahren zunächst nur Filme und Unterhaltungssendungen in Farbe gezeigt und die Sender einigten sich darauf, zunächst nur vier Stunden in der Woche farbig zu senden. Die Nachrichten jedoch blieben auf beide Sendern schwarz-weiß – noch bis 1970. 

Eine Wende in den Wohnzimmern brachten erst die olympischen Spiele von 1972 und die Fußballweltmeisterschaft im Jahr 1974. Anlässlich dieser Sportgroßereignisse investierten dann doch viele Westdeutsche in einen Farbfernseher – auch wenn die Geräte noch immer um die 2.000 D-Mark kosteten.

Übrigens: In der DDR wurde das Farbfernsehen erst 1969 eingeführt und man nutzte – absichtlich – ein anderes technisches System. Statt des in der Bundesrepublik erfunden PAL-Systems übernahmen die ostdeutschen Sender das französische SECAM-System.

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