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Mistel

Monika Wittmann

Geheimnisvolles Zauberkraut

Die geheimnisvollste aller wintergrünen Pflanzen ist die Mistel. Goldener Zweig, Donnerbesen, Hexenbusch oder Drudenfuß hieß das Zauberkraut im Volksmund. Zahlreiche Mythen und Sagen ranken sich um den Schmarotzerstrauch, der sich in luftiger Höhe an einen Wirtsbaum heftet.

Die keltischen Druiden schnitten die Mistel am sechsten Tag nach Neumond mit einer goldenen Sichel. Asterix-Fans wissen, dass der Krafttrunk aus den unscheinbaren Blättern Mut und Unbesiegbarkeit verleiht. Außerdem enthüllt die Mistel angeblich die Schätze der Erde und schützt vor Zauberei. Es heißt, wer sie um den Hals trägt, wird unsichtbar. Und nach der Überlieferung schenkt ein Mistelzweiglein unterm Kopfkissen prophetische Träume.

Der germanische Gott Balder soll durch einen Mistelspeer ums Leben gekommen sein. Noch heute ist Amors Pfeil aus diesem Holze geschnitzt. Jedenfalls ist der Mistelzweig in England ein Freibrief zum Küssen.

Die Zweige mit den weißen, klebrigen Beeren werden häufig auf Weihnachtsmärkten verkauft. Vergoldet oder versilbert schmücken sie die festliche Wohnung. Aber eigentlich ist die heilkräftige Pflanze als Weihnachtsdeko zu schade. Der Strauch, dessen Extrakt als immunstärkendes Mittel in der Krebstherapie angewendet wird, wächst sehr langsam: Bis die Mistel einen Durchmesser von rund 50 cm erreicht hat, vergehen ca. 30 Jahre.

Wie wär's stattdessen mit einer Handvoll Mistelblätter als Räucherwerk? Der warme, holzig-herbe Duft soll das Nervensystem beruhigen, negative Kräfte bannen und gute Energien anziehen.

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