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Mystisches Lettland: Zwischen Natur, Kultur und Magie

Urlaub in Lettland ist noch immer ein Geheimtipp. Reisende haben die faszinierende Naturkulisse der dünn besiedelten Republik fast für sich alleine. Dabei lockt nicht nur die traumhafte Landschaft, auch kulturell hat der Baltenstaat viel zu bieten. Er ist eine Oase für Touristen, die ein Land erleben möchten, in dem Natur und Tradition seit langer Zeit nebeneinander existieren. Besonders an Mittsommer zeigt sich dieser Zauber.
von wissen.de-Redakteurin Irma Biebl

Wildpferde in Lettland
Fotolia.com/Janis Smits
Lettland ist ein Paradies für Naturliebhaber: Dichte Wälder bedecken knapp die Hälfte des Landes, das etwas kleiner als Bayern ist und nur 2,2 Millionen Einwohner hat. Weite Gebiete Lettlands sind nicht besiedelt,  in der Hauptstadt Riga wohnt dagegen ca. ein Drittel der Bevölkerung. Mehr als 2000 Seen und zahlreiche Moore findet man in "Latvija", wie die Letten sagen. Doch das Meer hat neben Riga die größte Anziehungskraft auf die Besucher. Die lettische Küste erstreckt sich vom Golf von Riga im Nordwesten bis zur Küste von Liepaja im Südwesten auf knapp 500 km. Steilküsten, Dünen und Salzwiesen säumen die endlosen, weißen Sandstrände, die vom Massentourismus bisher verschont blieben.

Für Wanderfreunde ist ein Besuch in einem der großen Nationalparks ein Muss. In ihnen sind viele bedrohte Tiere heimisch geworden, darunter Elche, Wölfe, Luchse und der Europäische Braunbär. Im Gauja Nationalpark, dem größten und ältesten Nationalpark Lettlands, kann man die vielseitige Natur des Landes erleben: sanfte Hügel, schroffe Hänge und geheimnisvolle Grotten.  Der Kemeri-Nationalpark an der Rigaer Bucht lädt dagegen ein, die Heide- und Moorgebiete zu entdecken und sich im Anschluss bei einem Bad an einem der weißen Sandstrände zu erfrischen. Dass Naturschutz in Lettland eine lange Tradition hat, sieht man auch daran, dass die ersten Gesetze und Regeln zum Umgang mit den Waldgebieten schon im 16. und 17. Jahrhundert in Kraft traten.

 

Riga: Metropole des Jugendstils

Historischer Stadtkern von Riga
shutterstock.com/Edgars Dubrovskis
In Lettland kommen aber nicht nur Aktivurlauber auf Ihre Kosten, auch für Kulturinteressierte hat der Ostseestaat einiges zu bieten. Highlight für Kulturreisende ist sicherlich die lettische Hauptstadt Riga. Dort ist Kultur zu Hause, denn nicht umsonst wird Riga als „Metropole des Jugendstils“ bezeichnet. Die Altstadt verfügt über beeindruckende, gut erhaltene Baudenkmäler und gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. In den mittelalterlichen Gassen kann man den Hauch der Geschichte spüren und findet sowohl alte Kaufmannshäuser als auch einzigartige sakrale Gebäude – z.B. den im 13. Jahrhundert erbauten Rigaer Dom und die im Stil der Backsteingotik errichtete Petrikirche mit ihrem 140 m hohen Turm.

Auch die Zeugnisse der Hansezeit sind nicht zu übersehen. Die Gebäude der Großen und Kleinen Gilde sowie das wieder aufgebaute Schwarzhäupterhaus erinnern an die Hoch-Zeiten Rigas als bedeutende Hafenstadt und Mitglied der Hanse. Und noch ein Tipp für Kulturfans: 2014 trägt Riga den Titel Kulturhauptstadt Europas und wird mit einem umfassenden Kulturprogramm auf sich aufmerksam machen. Themenschwerpunkt sind u.a. europäischen Verbindungen und Netzwerke im Kontext von Rigas prominenter Lage an der Bernsteinstraße.

 

Schlösser und Burgen: Fürstlich residieren

Auch außerhalb von Riga finden Touristen kulturelle Highlights. In Lettland sind etwa 300 Rittergüter erhalten, die vom Reichtum des Adels erzählen. Aber nicht nur die Architektur der gut erhaltenen Güter vermag zu begeistern, auch Gartenfreunde kommen hier auf ihre Kosten. Schloss Dikli auf der Hochebene Idumeja ist ein vor ca. 200 Jahren im neubarocken Stil erbautes Gut mit prächtigen alten Öfen und Kaminen.  Das Bauwerk wird mittlerweile als Hotel genutzt, genauso wie Schloss Mezotne nahe der Stadt Bauska, eines der schönsten neo-klassizistischen Gebäude Lettlands. Auftraggeberin war Katharina die II., die das Schloss als Geschenk an die Gouvernante ihrer Enkelkinder, Charlotte von Lieven, bauen ließ. Besonderes prächtig ist der weitläufige englische Garten, der das Schloss umgibt und die Hotelgäste zum Wandeln im Grünen einlädt.

 

Multikulturelles Lettland

Lettland präsentiert sich wahrhaft multikulturell. Nur ein wenig mehr als die Hälfte der Einwohner sind tatsächlich Letten. Vor allem Russen und Ukrainer haben sich in der baltischen Republik niedergelassen. Deutlich wird das in den Städten, in denen sich die Zugezogenen mit Restaurants und Geschäften eine faszinierende eigene Welt geschaffen haben. Die Minderheitenpolitik der lettischen Regierung dagegen führt immer wieder zu innenpolitischen Kontroversen. In dem Bestreben, die lettische Identität zu wahren und die lettische Sprache zu fördern, wurden viele Nicht-Letten nach der Unabhängigkeit Lettlands von der Sowjetunion 1991 von der Staatsbürgerschaft und damit dem Wahlrecht ausgeschlossen. Die Einbürgerung von Personen und Familien, die vor 1940 keine lettischen Staatsbürger waren, wurde nach dem Staatsbürgerschaftsgesetz von 1994 von bestimmten Voraussetzungen abhängig gemacht, z. B. Alter, Sprachkenntnisse und Arbeitsstelle.

 

Magie zu Mittsommer

Mittsommernacht wird nicht nur in den skandinavischen Ländern gefeiert, auch in den baltischen Staaten ist die Sommersonnenwende das wichtigste Fest des Jahres. Die folkloristische Feier mit lodernden Feuern ist ein jahrtausendealter Brauch, der viel von der Kultur des Landes vermittelt. Auch die Letten sind um den Mittsommer in besonderer Feierlaune. Für alle, die in ihrem Lettlandurlaub traditionelle Elemente und Riten kennen lernen wollen, ist Mittsommer eine hervorragende Reisezeit. Denn zur Mittsommernacht werden alte Mythen erzählt, überall hängen Blumensträuße und Kränze und ganz Lettland tanzt auf den Straßen und gibt Volkslieder, von denen es an die zwei Millionen gibt, zum Besten. Von der Magie dieser Nacht der Nächte wird jeder eingefangen, egal ob Jung oder Alt, Tourist oder Einheimischer.

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