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Natur des Jahres 2014 - Grünspecht und Traubeneiche

Jährlich wählen Umweltschutzverbände Tiere und Pflanzen des Jahres, um auf die Gefährdung von Natur und Umwelt aufmerksam zu machen. Zwei, auf die Sie in diesem Jahr achten sollten, sind der Grünspecht und die Traubeneiche. Beide sind zwar nicht vom Aussterben bedroht, aber trotzdem einen zweiten Blick wert.
von wissen.de-Autorin Judith Amann, Januar 2014

Vogel des Jahres 2014: Der Grünspecht

Grünspecht
istockphoto.com/tbuprint01
Der „Vogel des Jahres“ wird jedes Jahr vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) und dem Landesbund für Vogelschutz, Bayern (LBV) gekürt. In diesem Jahr haben sich die Organisationen für den Grünspecht entschieden. Er selbst ist nicht bedroht – sein idealer Lebensraum aber schon.

 

Grünspecht auch „Lachvogel“ oder „Zorro“

Nach dem Buntspecht ist der Grünspecht hierzulande die zweithäufigste Spechtart. Seinen Namen verdankt er seinem überwiegend grünen Gefieder. Auffällig ist sein markanter Gesang, der wie ein gellendes Lachen klingt. Der ist bei uns das ganze Jahr zu hören, vor allem aber während der Balzzeit im Frühjahr. Dann singen die Spechte besonders ausdauernd. Sein Ruf hat dem Grünspecht den Namen „Lachvogel“ eingebracht. Manche nennen ihn auch „Zorro“ - wegen seiner roten Kappe und der schwarzen Augenmaske.

 

Lebensraum bedroht

Der Grünspecht ist eine Ausnahme unter den „Vögeln des Jahres“, denn „im Gegensatz zur vom Aussterben bedrohten Bekassine [Vogel des Jahres 2013, Anm. d. Red.] hat sich der Bestand des Grünspechts in Deutschland erholt: Er liegt derzeit bei über 42.000 Brutpaaren und damit mehr als doppelt so hoch wie vor 20 Jahren“, sagt NABU-Vizepräsident Helmut Opitz. Laut NABU haben die Grünspechte das vor allem den milden Wintern zu verdanken. „Die letzten drei kalten Winter haben jedoch gezeigt, dass es auch für ihn schnell wieder abwärts gehen kann“, sagt Opitz.

Auch wenn der Vogel flexibel ist und inzwischen auf Industriebrachen oder in Parks vorkommt: Ideale Bedingungen findet der Grünspecht – wie viele andere Tiere – auf Streuobstwiesen. Gerade diese werden immer seltener. Laut NABU würden dadurch Bestandserholungen wie in den vergangenen Jahrzehnten in Zukunft immer schwieriger.

 

Grünspechte brauchen alte Bäume und Ameisen

Wichtig sind für den Grünspecht zwei Dinge: alter Baumbestand und Grünland, wo er seine Nahrung findet. In die alten Bäume baut der Grünspecht seine Höhlen. Wer einen Grünspecht sehen will, sollte seinen Blick nicht nur nach oben, sondern auch nach unten richten. Grünspechte verbringen viel Zeit auf dem Boden – auf der Suche nach Ameisen. Diese fangen sie mit ihrer bis zu zehn Zentimeter langen, klebrigen Zunge. Wer einem Grünspecht dabei zusehen möchte, muss genau hinschauen: Durch seine Farbe ist er am Boden gut getarnt.

 

Baum des Jahres 2014: Traubeneiche

Das Kuratorium „Baum des Jahres“ hat in diesem Jahr die Traubeneiche zum „Baum des Jahres“ gewählt. Die Kuratoren haben sich für diesen Baum entschieden, weil er besonders langlebig ist, wichtig für die Forstwirtschaft und ein „Heim“ für viele andere Lebewesen bietet.

 

Eiche ist nicht gleich Eiche

Die meisten von uns kennen „die“ Eiche: groß, mit mächtiger Krone, dickem Stamm und den typischen Eichenblättern. Wer sich nicht sicher ist, kann im Geldbeutel nachschauen. Denn auf den 1-, 2- und 5-Cent-Münzen sind Eichenlaub und Eicheln abgebildet. Tatsächlich gibt es die Trauben- und die Stieleiche. Beide sind sich recht ähnlich. Zwischen ihnen zu unterscheiden ist selbst für Experten nicht immer einfach, da es auch Kreuzungen zwischen beiden Arten gibt. Ebenso ist der Eichenstiel auf den Münzen keiner der beiden Eichenarten genau zuzuordnen.

Den Namen hat die Traubeneiche von der Art und Weise, in der die Eicheln am Stiel stehen. Bei ihr stehen mehrere Eicheln dicht aneinander, – ähnlich einer Traube. Bei den Stieleichen hingegen sind die Früchte lang gestielt und am Stiel verteilt.

 

Bis zu 1000 Jahre alt

Traubeneichen brauchen Licht – nur als ganz junge Pflanzen können sie im Schatten wachsen. Sie werden bis zu 1000 Jahre alt. Erst nach 20 bis 30 Jahren bilden sie die ersten Blüten aus. Traubeneichen werden 20 bis 40 Meter groß. Eichen sind ein kleines „Heim“ für viele Tier- und Pflanzenarten. So sind auf ihnen bis zu 500 Insektenarten zu finden. Und die Eicheln dienen als Futter, z.B. für Eichelhäher oder Eichhörnchen.

Auch für den Menschen ist die Eiche nützlich: Eichenholz ist hart und schwer. Früher wurden Schiffe oder Fachwerkhäuser damit gebaut. Da Eichenholz schlecht fault, eignet es sich für alles, was Wind und Wetter ausgesetzt ist. Die Rinde der Eiche war in früheren Zeiten ein Heilmittel. Sie soll z.B. Blutungen stillen oder gegen Entzündungen helfen.

 

Natur-Jahreswidmungen: von der Alge bis zum Weichtier

Neben dem Baum und dem Vogel des Jahres vergeben Umweltschutzverbände noch zahlreiche weitere „Jahreswidmungen“. Inzwischen gibt es mehr als 25, von der Alge über Blume, Lurch und Wildbiene bis hin zum Weichtier des Jahres. Angefangen aber hat alles mit dem „Vogel des Jahres“: Der  wurde 1971 zum ersten Mal gekürt, von NABU – damals noch der Vogelschutzbund – und LBV. Das Ziel damals: Die beiden Verbände wollten die Bevölkerung auf die Gefährdung von Natur und Umwelt aufmerksam machen und über besonders bedrohte Arten informieren. Und vor allem darüber, warum es sich lohnt Artenvielfalt und Lebensräume zu erhalten. Das ist auch heute noch Sinn und Zweck der „Jahreswidmungen“.

Der „Baum des Jahres“ wurde übrigens vor 25 Jahren zum ersten Mal gekürt. Damals war es die Stieleiche.

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