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Phänomen Fußball - Faszination Sport

„Fußball ist unser Leben!“ „Wir sind die Weltmeisterinnen!“ Birgit Prinz, Simone Laudehr, Torfrau Nadine Angerer und ihren Kolleginnen feierten zusammen mit über 15.000 jubelnden Fans am Frankfurter Römer nach 2003 ihren 2. WM-Titel. Der Fußballvirus verbreitet sich rasant. Achtung, es droht Ansteckungsgefahr! Die Begeisterung und die Leidenschaft sind da. Auffallend ist, die Mädchen und Frauen sind immer mit der richtigen Einstellung am Ball. Sei es mit einer großen Portion Leichtigkeit beim Feiern oder der richtigen Zielstrebigkeit im Turnier.

von Ina Losch-Schroeder, Bochum

Ein Blick zurück in die Fußballvergangenheit zeigt jedoch einen langen steinigen Weg. Fußball für Mädchen war traditionell verpönt. Die einen beschimpften sie mit „Ihr dreckigen Fußballlümmel“, die anderen setzten ganz offiziell das Damenfußballverbot im Bundestag im Juli 1955 durch. Erst im Oktober 1970 hob der Deutsche Fußball-Bund (DFB) diese traurige Benachteiligung auf. Ein weiterer, schon legendärer Meilenstein der DFB-Politik ist das Kaffeeservice in minderwertiger 1b Qualität. Das gab es für den Gewinn der Europameisterschaften im Jahr 1989! Dank Dr. Theo Zwanziger, der DFB-Präsident, sieht das heute anders aus. In Schanghai waren es für jede „unserer“ Weltmeisterinnen 50 000 EURO.

Ein hartes Turnier, sehr starke Gegnerinnen, ganz besonders stark waren die Brasilianerinnen im Endspiel. Die Deutschen haben gekämpft und mit Köpfchen gespielt. Und sie haben gewonnen. Eine großartige Leistung, eine Meisterleistung. Ihr Spiel hat sich ins Gedächtnis aller Zuschauer eingeritzt. "Egal wer auf dem Feld steht oder auf der Bank sitzt, alle gehören zur Mannschaft. Jede unterstützt jede," Bundestrainerin Silvia Neid und ihr Team haben den Blick von Beginn an auf den Gewinn geschärft. Und sie haben es geschafft.

Sympatisch und ausgelassen feiern „unsere Weltmeisterinnen“ und nehmen viel von der Begeisterung mit in ihren Bundesligaalltag. Die schwappt außerdem in jeden kleinen Fußballverein. Glückwunsch! Klasse!

Erfrischend ist auch Theo Zwanziger, der die Professionalisierung des Frauenfußballs ernsthaft und mit viel Engagement vorantreibt. Er steht für eine nachhaltige Fußballentwicklung im Mädchen- und Frauenbereich. Solche vorausschauenden Sportvertreter braucht es in Politik, Wirtschaft, Medien und vor allem im Sport selbst.

Schon hört man von Steffi Jones im Interview mit Wolf-Dieter Poschmann, der Damenfußball darf jetzt nicht stehen bleiben. Der Ruf nach Ausländerinnen und mehr Geld steht im Raum.

Aber gibt es nicht auch ganz andere Modelle?

Die Zeit könnte für eine neue Qualität der Sportentwicklung reif sein. Wäre es vorstellbar, dass der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) eine neue Seite in der Sportgeschichte aufschlägt? Unter dem Motto "Die Faszination Frauenfußball für den Sport nutzen", entwickeln Theo Zwanziger und Vertreter der Fachverbände moderiert durch den DOSB eine Sportentwicklung aus einem Guss. Die Vision ist, nicht einige wenige Sportler/innen gehen mit Millionenbeträge nach Hause, sondern viele Sportarten treten aus dem Schatten ins Scheinwerferlicht.

Verdient haben es sich alle, persönlichkeitsbildende und gesundheitliche Werte sind bewiesen. Außerdem ist die Chance da. Es gilt ein abgestimmtes Fördersystem für Kindergarten, Schule und Verein zu entwickeln, das die unterschiedlichsten Sportarten aktiv gestalten. Medien können für eine auf verschiedene Sportarten verteilte Berichterstattung gewonnen werden. Werden zusätzlich neue Möglichkeiten der Berichterstattung erschlossen, wird sich die Wirtschaft über viele Sympatieträger und vor allem Sympatieträgerinnen für Werbemaßnahmen freuen. An Zuschauern mangelt es nicht. Der Wunsch, mehr über Sport in unterschiedlichen Leistungsklassen zu erfahren, unabhängig davon ob von Mädchen oder Jungen ausgeübt, wird nach wie vor extrem unterschätzt. Die Firmen gewinnen leistungsstarke, teamfähige und zielorientierte junge Menschen für den eigenen Betrieb oder für neue Wirtschaftszweige.

Der DFB mit Theo Zwanziger haben zusammen mit dem DOSB, Dr. Thomas Bach und Dr. Michael Vesper an der Spitze, die Kraft, den Ehrgeiz sowie die Kompetenz diese Vorreiterrolle einzunehmen. Jeder profitiert von jedem, denn ein abgestimmtes Konzept kann ein ganz neues gesellschaftliches Geflecht hervorbringen. Dazu gehören definierte Bewegungskindergärten, mindestens eine Sportklasse pro Schulform in jedem Stadtteil sowie viele Bewegungsräume zum Bolzen, Toben, Klettern und Sporttreiben sowohl draußen als auch in Hallen. Darüber freuen sich Mädchen sowie Jungen gleichermaßen.

Phänomen Fußball und Faszination Sport in einem bewegten Deutschland im Herzen Europas machen Spaß.

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