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Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 1955

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Im Jahr 1955 ist das Lebensgefühl vieler, wenn nicht der meisten Deutschen in der Bundesrepublik vom Stolz auf die bisher erreichten Ergebnisse des Wiederaufbaus geprägt. Mit optimistischen Erwartungen sieht man in die Zukunft.

In der Tat gibt die wirtschaftliche Situation Westdeutschlands zu Optimismus Anlass. Zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sind die Spuren der Zerstörungen zu einem großen Teil beseitigt. Die Industrieproduktion weist hohe Zuwachsraten auf, die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt steuert der Vollbeschäftigung zu. In einigen Industriezweigen, so im Bergbau, besteht bereits Mangel an Arbeitskräften, der durch die Anwerbung von »Gastarbeitern« aus Italien ausgeglichen werden soll. Im Zeichen des sich zu voller Blüte entfaltenden »Wirtschaftswunders« verspüren immer breitere Bevölkerungskreise in der Bundesrepublik Deutschland einen gewissen Wohlstand, zu dessen Symbolen Küchengeräte, komfortablere Wohnungen, Urlaubsreisen, für eine noch kleine, jedoch beständig wachsende Gruppe auch das eigene Auto gehören.

Von zentraler Bedeutung ist dabei nach wie vor die deutsche Frage. 1955 ist das Jahr, in dem sowohl die Bundesrepublik Deutschland als auch die DDR ihre staatliche Souveränität erhalten. Damit ist die Teilung Deutschlands auf unabsehbare Zeit festgeschrieben.

Im September 1955 ruft die Reise Konrad Adenauers nach Moskau in der deutschen Öffentlichkeit große Emotionen hervor. In zähen Verhandlungen mit der sowjetischen Partei- und Staatsführung erreicht Adenauer dort die Entlassung der letzten deutschen Kriegsgefangenen in ihre Heimat.

Der wachsende Wohlstand in der Bundesrepublik Deutschland zeigt sich auch darin, dass sich immer mehr Familien ein Fernsehgerät zulegen. 100.000 Geräte sind in Deutschland angemeldet (in den USA sind es bereits 5 Millionen).  Das Programm wird bestimmt von anspruchsvollen Kultursendungen und flotten bis betulichen Unterhaltungsshows, die in der Publikumsgunst an erster Stelle stehen.

Was sonst noch geschieht: Im Wolfsburger Volkswagen-Werk läuft der millionste »VW-Käfer« vom Band. Damit ist der »Käfer« das meistgebaute Auto Europas. Caterina Valente belegt mit „Ganz Paris träumt von der Liebe“ wochenlang Rang 1 der europäischen Hitparaden. Zehn Jahre nach Kriegsende nimmt die Deutsche Lufthansa den Flugbetrieb wieder auf.

Mehr als eine Randnotiz: Robert Lemkes Beruferaten „Was bin ich?“ läuft erstmals im Fernsehen.

 

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