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Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 1959

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Ergebnislos endet die Genfer Außenministerkonferenz der vier Siegermächte, an der auch Vertreter beider Teile Deutschlands teilnehmen. Positive Ansätze zum Abbau der Spannungen scheitern nicht zuletzt an der Haltung der Bundesregierung, die gegenüber der UdSSR und der DDR keine Kompromisse eingehen will. Die Bundesregierung hält konsequent an der Hallstein-Doktrin von 1955 fest und verweigert der DDR jede Form der Anerkennung. Auch Vorschläge der Westmächte zu einer Neutralisierung Deutschlands als Gegenleistung für die Wiedervereinigung lehnt Bonn ab. Eine Veränderung des Status quo liegt nicht im Interesse der Bundesregierung, die eine feste Einbindung in das westliche Bündnis einer Wiedervereinigung mit unsicherer Zukunft vorzieht.

Aus der Tatsache, dass wirtschaftlicher Aufschwung und politische Stabilität der Bundesrepublik von den Wählern allein der CDU zugutegehalten werden, zieht die SPD nach drei verlorenen Wahlen Konsequenzen: Mit ihrem »Godesberger Programm«, in dem sie die marktwirtschaftliche Ordnung sowie die Landesverteidigung durch die Bundeswehr akzeptiert, will die SPD den Wandel von der Arbeiter- zur Volkspartei vollziehen.

Die materiellen Errungenschaften des bundesdeutschen Wirtschaftswunders kommen 1959 breiten Bevölkerungsschichten zugute. Deutlich wird dies auch an der ersten Ausgabe von Volksaktien. Die Zahl der Eigenheimbesitzer wächst. Autos, die Wohnungseinrichtung oder der Urlaub sind selbst für viele Bezieher kleinerer Einkommen finanzierbar. Entsprechend dem Leitsatz »Haste was, biste was«, kultivieren die Bundesbürger das Leistungsdenken. Die Appelle von Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard zum »Maßhalten« nimmt kaum jemand ernst.

Mit sich, ihrer Wiederaufbauleistung und ihrem Wohlstand zufrieden, schließen die Bundesbürger die 50er Jahre ab. Sorge bereitet ihnen nur die Teilung Deutschlands und die vielbeschworene Bedrohung aus dem Osten. Mit dem Gefühl, im »freien Westen« und damit auf der richtigen Seite zu leben, glauben die meisten Menschen gerne den Beteuerungen der Politiker, dass die deutsche Einheit in Wohlstand und Freiheit nur eine Frage der Zeit sei.

Was sonst noch geschieht: Heinrich Lübke wird zum Bundespräsidenten gewählt.  In den deutschen Kinos läuft der Film „Freddy, die Gitarre und das Meer“ mit Freddy Quinn an. Das Eiskunstlauf-Traumpaar Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler werden in Davos Europameister im Paarlaufen.

Mehr als eine Randnotiz: Im Regierungsbezirk Düsseldorf nimmt die Polizei das erste Radargerät zur Gewschwindigkeitsmessung in Betrieb.

 

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