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Rainer Werner Fassbinder (1945 – 1982)

Schlafen kann ich, wenn ich tot bin ... war sein viel zitierter Wahlspruch. Man könnte diesem auch noch den Ausruf Effi Briests in seiner Fontane-Verfilmung von 1972 an die Seite stellen: “Mich ekelt, was ich getan. Aber mehr noch ekelt mich eure Tugend! Weg mit euch! Ich muss leben! Rainer Werner Fassbinder war ein maßloses Genie, ein obsessives Arbeitstier, kompromisslos seinen Mitarbeitern , nicht zuletzt aber sich selbst gegenüber. Früh hatte er sich das Ziel gesetzt, an seinem 30. Geburtstag 30 Filme gedreht zu haben. Als er 1982 mit 37 Jahren an den Folgen seiner Alkohol- und Drogenexzesse und seiner selbstzerstörerischen Arbeitswut starb, waren es weit über 40. Bis heute ist Fassbinder neben Wim Wenders der einzige Regisseur des neueren deutschen Films der internationale Ausstrahlung besitzt und vom filmischen Nachwuchs in vielen Ländern der Welt immer wieder als Vorbild und Inspirationsquelle genannt wird.

Das Scheitern der Liebe am Prinzip der Macht

Es waren zwei Filme, die ihn, wie er einmal sagte, am meisten beeinflusst haben: “Vivre sa vie (1962) von Jean-Luc Godard und “Viridiana (1961) von Luis Buñuel. In dem einen findet eine Hure bei ihren Zuhältern den Tod, im anderen entgeht eine Nonne nur knapp der Vergewaltigung durch die Armen, die sie versorgt. Sie enthalten die Haupthemen seines Lebens und seiner Arbeit: Das Interesse für die Außenseiter und Randgruppen der Gesellschaft, die Sehnsucht nach Liebe und ihr regelmäßiges Scheitern, die Utopie von einem wahren, wirklichen Leben in einem unüberwindlichen falschen, entfremdeten und die schmerzhafte Einsicht, dass auch die intimsten zwischenmenschlichen Beziehungen nach den Regeln von Herrschaft und Macht funktionieren.

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