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Ramadan – der islamische Fastenmonat beginnt

Für die über vier Millionen Muslime in Deutschland begann am Sonntag, dem 10.März, der Ramadan – die Fastenzeit. Für gläubige Anhänger des Islam bedeutet dies, tagsüber nichts zu essen und zu trinken und generell innere Einkehr zu halten. Wir erklären, was genau der Ramadan ist, wer dabei fastet, was man beachten muss und weshalb der Ramadan in jedem Jahr zu einer anderen Zeit stattfindet.
NPO, 12.03.2024
Die nächtliche Beleuchtung von Moscheen während religiöser Monate und Feste hat in der Türkei Tradition.

asikkk, thinkstock.com

Was genau ist der Ramadan?

Das Fasten im Ramadan gilt als eine der fünf Säulen des Islam – neben dem Glaubengbekenntnis, dem Gebet, der Almosengabe und der Pilgerfahrt nach Mekka. Nach dem islamischen Kalender ist der neunte Monat jedes Jahres Fastenzeit. Anlass dafür ist ein Passus im Koran, dem heiligen Buch der Moslems. Nach diesem soll der Erzengel Gabriel dem Propheten Mohammed im Monat Ramadan den Koran offenbart haben. Der Tag, an dem dies nach der Überlieferung geschah, gilt daher als Höhepunkt des Ramadan, als "Lailat al Qadr" - die Nacht der Bestimmung.

Das Wort Ramadan ist Arabisch und leitet sich von dem Begriff für brennende Hitze oder Trockenheit ab. Aus der gleichen Wortwurzel kommt ramdaa – "sonnengebrannter Sand". Beides beschreibt aber nicht das Wetter im Ramadan, sondern das brennende Gefühl im Magen, das durch Durst erzeugt wird. Manche erklären den Begriff auch damit, dass der Ramadan die Sünden ausbrennen soll wie die Hitze den Boden.

Warum liegt der Ramadan jedes Jahr anders?

Der bei uns heute gebräuchliche gregorianische Kalender orientiert sich am Sonnenjahr, das er in zwölf Monate einteilt. Im Islam gilt dagegen für religiöse Zwecke ein Mondkalender – die Länge eines Monats wird durch die Phasen des Mondes bestimmt. Weil das Mondjahr elf Tage kürzer ist als das Sonnenjahr, verschieben sich die Monate des islammischen Kalenders im Laufe der Zeit gegenüber denen unseres normalen Kalenderjahres.

Auch der Fastenmonat Ramadan verschiebt sich dadurch: Er beginnt jedes Jahr zehn bis elf Tage früher und wandert dadurch im Laufe der Jahres durch die Jahreszeiten. Im Moment liegt er im Sommer der Nordhalbkugel. Das bedeutet, dass die Zeit des Fastens besonders lang ist. Denn gegessen werden darf nach islamischer Regel nur zwischen Sonnenuntergang und dem Sonnenaufgang am nächsten Tag.

Wie wird gefastet?

Nach den Regeln des Islam sollen gläubige Muslime während des Ramadan von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang nichts essen und nichts trinken. Erst in der Nacht darf das tagsüber Versäumte dann nachgeholt werden. Das Fastengebot gilt aber – ähnlich wie im Christentum - auch im erweiterten Sinne: als Verzicht auf bestimmte Laster oder Zerstreuungen, wie das Trinken von Alkohol, das Rauchen und auch der Sex.

Das Fasten im Ramadan dient dazu, die innere Einkehr zu fördern und soll dazu beitragen, sich auf den Glauben zu besinnen. Neben dem äußeren Fasten sind Muslime in dieser Zeit besonders dazu angehalten, Sünden und schlechtes Handeln gegenüber anderen zu vermeiden. Ähnlich wie die christliche Fastenzeit soll der Ramadan auch die Gelegenheit geben, innere Bilanz zu ziehen und gute Vorsätze zu fassen. Ein positiver Nebeneffekt ist zudem, dass der Zusammenhalt in der Familie gestärkt wird, da oft nachts gemeinsam gegessen wird. Zudem wird im Ramadan in vielen Gemeinden für ärmere Muslime Essen bereitgestellt.

 

Die Fanous oder Ramadanlaternen werden während des Fastenmonats Ramadan in vielen islamisch geprägten Ländern als Dekoration verwendet. Aber auch in Deutschland findet man die in verschiedenen Farben und Formen erhältlichen Lampen in muslimischen Wohnungen.

Wer fastet – und wer muss dies nicht?

Generell ist die Einhaltung des Ramadan eine persönliche Entscheidung – zumindest bei uns. Es gibt allerdings Länder, in denen wird die Einhaltung des Fastens sogar staatlich vorgeschrieben, dazu gehören beispielsweise Marokko und Saudi-Arabien. Wer hier beim Essen tagsüber erwischt wird, muss mit einer Strafe rechnen.

Nach den Regeln des Islam gilt die Fastenvorschrift für jeden geistig zurechnungsfähigen Mann oder Frau ab der Pubertät. Ausgenommen sind dagegen Kinder, sowie Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht den ganzen Tag lang fasten und vor allem nicht ohne Trinken auskommen können.  Dazu gehören beispielsweise akut und chronisch Kranke, Altersschwache, Schwangere, stillende Mütter sowie Frauen in der Menstruation. Allerdings sollten nur vorübergehend Kranke die versäumten Fastentage nach ihrer Gesundung nachholen.

Ramadan und Gesundheit

Der Fastenmonat ist für den Körper eine Belastung – vor allem, wenn er im Sommer liegt. Denn gerade bei Hitze braucht der Körper eigentlich reichlich Flüssigkeit. Fehlen diese Reserven, können Kreislaufprobleme, Kopfschmerzen und Schwindel die Folge sein. Entsprechend wichtig ist es daher, sich körperlich nicht zu überanstrengen und in der Nacht reichlich Flüssigkeit zu sich zu nehmen, um den Verlust tagsüber auszugleichen. Ein bis zwei Liter Wasser oder ungesüßter Tee sind dabei am besten, stark süße oder koffeinhaltige Getränke dagegen eher ungünstig.

 

Iftar-Speisen

Wenn abends wieder gegessen werden darf, ist es wichtig, nicht zu fettig, zu stark gewürzt und zu viel zu sich zu nehmen. Denn der tagsüber leere Magen kann dann diese plötzliche Belastung nur schwer bewältigen, Magenkrämpfe, Sodbrennen und andere Verdauungsstörungen sind dann die Folge.  Es ist daher kein Zufall, dass gerade während des Ramadan besonders viele Muslime mit akuten Verdauungsbeschwerden behandelt werden müssen.

Für Mahlzeit am Abend, das Iftar, eignen sich besonders gut Früchte, Geflügel und Fisch und Gemüse. Auch zuckerhaltiges ist hier durchaus sinnvoll, da es den Blutzuckerspiegel schnell hebt. Für die letzte Mahlzeit vor Tagesanbruch, das Suhoor, sind dagegen Lebensmittel sinnvoll, die lange vorhalten. Gut geeignet ist hier alles, was viele längerkettige Kohlenhydrate und Ballaststoffe enthält. Dazu gehören Vollkornprodukte, Reis, Hülsenfrüchte und Milchprodukte. Hält man sich diese Regeln, isst bewusst gesund und trinkt ausreichend, dann kann das Fasten sogar durchaus gesund sein. Es ist aber auf jeden Fall sinnvoll, auf die Signale des eigenen Körpers zu hören.

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