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Regulierung von Online-Casinos in Deutschland - Hintergründe und Fakten

Online Casinos machen jedes Jahr in Summe Milliardenumsätze. Einen Teil steuern auch Spieler aus Deutschland dazu bei. Und deren Zahl wächst seit Jahren kontinuierlich an. Wie groß die Zahl der regelmäßigen „Casinobesucher“ im Internet ist, darüber existieren leider keine offiziellen Statistiken. Wahrscheinlich würde ein Teil der Befragten die Karten auch nicht offen auf den Tisch legen. Denn Online Casinos werden fast ausschließlich vom Ausland aus betrieben. Dass Spieler in Deutschland die Angebote dennoch nutzen können, ist dem Internet geschuldet. Schließlich existieren hier keine Grenzen, an denen bestimmte Angebote einfach haltmachen.

Was viele Casinofans – die gelegentlich ein paar Runden am Roulette oder bei den Slots drehen – nicht wissen: In Deutschland ist Online Glücksspiel eigentlich illegal. Der Glücksspielstaatsvertrag sieht zwar eine Vergabe von Lizenzen für das Segment der Sportwetten vor. Online Casinos werden von diesem Schritt in Richtung Legalisierung allerdings nicht erfasst. Das Problem: Der Glücksspielstaatsvertrag in seiner aktuellen Form stößt immer wieder auf Skepsis und Kritik. Letztere reicht soweit, dass die Gerichte im Inland dem Regelwerk in Teilen die Verfassungsmäßigkeit absprechen.

Glücksspiel verlagert sich immer mehr auf den Online-Channel - doch wie sieht es mit der Regulierung aus? Ist Deutschland in diesem Bereich gut aufgestellt?

TheAndrasBarta (CC0-Lizenz) / pixabay.com

Sind Online-Casinos in Deutschland legal?

Diese Frage wird – aufgrund des geltenden Glücksspielstaatsvertrags und der entsprechenden Paragrafen im Strafgesetzbuch schnell mit einem Ja beantwortet. Ganz so einfach ist die Situation allerdings nicht.

Grundsätzlich verbietet § 4 des Glücksspielstaatsvertrags in Deutschland die Veranstaltung von Online Glücksspiel. Damit würden Veranstalter sofort mit einem Bein im Gefängnis stehen. Und auch wer als Spieler an einer solchen Veranstaltung teilnimmt, muss – so die Auslegung des StGB – mit einer Strafe rechnen.

Aber: In der Praxis ist die Situation weitaus komplexer. Ein Unsicherheitsfaktor ist der Glücksspielstaatsvertrag selbst. In den letzten Jahren hat bereits die EU bzw. der EuGH den Vertrag der Länder gerügt und ihm eine Absage erteilt. Was Kritiker stört, ist die Aufrechterhaltung des staatlichen Glücksspielmonopols. Zudem verstößt der Vertrag in den Augen der Skeptiker gegen die europäische Dienstleistungsfreiheit.

Selbst deutsche Gerichte – etwa in Bayern und in Hessen – haben dem Glücksspielstaatsvertrag die Verfassungsmäßigkeit abgesprochen. Zwar arbeiten die Länder an einer neuen Lösung. Eine eindeutige Rechtslage sieht allerdings anders aus.

Punkt Nummer 2 betrifft das Land Schleswig-Holstein. Letzteres hat sich dem Glücksspielstaatsvertrag nicht angeschlossen, sondern einen Sonderweg gewählt. Als Folge haben auch diverse Casinobetreiber eine Genehmigung erhalten. Das Ministerium für Inneres und Bundesangelegenheiten spricht in diesem Zusammenhang explizit von Online Casinospielen.

Hinzu kommt, dass Juristen die geltenden Regelungen unterschiedlich auslegen. Beispiel Verbot der Teilnahme an illegalem Glücksspiel. Das StGB macht Glücksspiel illegal, wenn ihm die behördliche Genehmigung fehlt. Da viele Online Casinos aber über eine Lizenz ausländischer Behörden aus EU Staaten verfügen, wäre der Genehmigungsanspruch eigentlich erfüllt.

Was zeichnet legale und regulierte Cainos aus?

Damit ein Casino als legal angesehen werden kann, muss dessen Betrieb von staatlicher Stelle genehmigt werden. In Deutschland obliegt die Verwaltung des Glücksspiels und der Sportwetten allgemein den Bundesländern.

Andere Länder, andere Sitten: Online Casinos im Ausland werden oft zentral über Glückspielbehörden – wie die MAG (Malta Gaming Authority) – lizenziert. Um diese Lizenz zu erhalten, muss der Betreiber bestimmte Regeln erfüllen. Hierzu gehört beispielsweise das Ergreifen von Maßnahmen zur Suchtprävention.

Lizenzierte Casinos umfassen in der Regel spezielle Informationsangebote bzw. ermöglichen dem Spieler einen Selbstausschluss, wenn dieser pathologisches Spielverhalten erkennt. Die Bedingungen zur Lizenzierung können aber noch weiter gehen – und sich zum Beispiel auf die Verwahrung der Kundengelder sowie die Legitimation der Neukunden beziehen.

Was macht ein gutes Online-Casino aus?

Über die Jahre ist die Zahl der Online Casinos sehr stark gewachsen. Teilweise stehen hinter verschiedenen Marken identische Betreiber – die Auswahl wird hierdurch nicht einfach. Beginner verlieren bei der Suche nach zuverlässigen Casinos schnell den Überblick. Gibt es Punkte, an denen sich die Qualität der virtuellen Spielbanken bewerten lässt?

  • Spielangebot: Dieses Kriterium sollte wichtig sein, wenn Vielfalt gefragt ist. Einige Online Casinos haben sich in den letzten Jahren spezialisiert – zum Beispiel auf Slots. Andere Anbieter sind aus Pokerräumen hervorgegangen und pflegen diese Tradition weiterhin. Natürlich hat der Markt auch echte Allrounder zu bieten.
  • Lizenz: Das Thema Lizenz wurde schon angesprochen. Wo sich Spieler besonders gut aufgehoben fühlen wollen, steht die Lizenz eines EU Mitglieds klar im Vordergrund. Zu beachten ist, dass mit der Lizenzierung auch die Legitimation bzw. Anti-Geldwäsche-Regelungen verbunden sind, auf deren Einhaltung die Casinos bestehen.
  • Transparente Geschäftsbedingungen: Online Casinos haben Geschäftsbedingungen, die jeder Neukunde unbedingt kennenlernen muss. Hier geht es unter anderem darum, was bei regelwidrigem Verhalten passiert – oder unter welchen Voraussetzungen Boni gewährt werden.
  • Unkomplizierte Bonusbedingungen: Über Prämien – etwa für Einzahlungen – machen Casinos auf sich aufmerksam. Wer keine Enttäuschung erleben will, muss einfach einen Blick auf die Bonusbedingungen. Im Idealfall sollten diese einfach und transparent sein. Gerade das Thema Umsatzanforderung (Rollover), der Aktivitätszeitraum und die Berechnungsfaktoren einzelner Spiele stehen hier ganz klar im Vordergrund.
  • Banking: Dieser Aspekt wird zu selten wahrgenommen. Einerseits geht es hier natürlich um die Möglichkeiten der Einzahlung. Interessant ist aber auch, ob einzelne Zahlungswege beim Cash-Out kostenfrei sind – oder sich Gebühren bemerkbar machen.

Wer sich für Online-Casinos interessiert, sollte sich die einzelnen Anbieter vorher ganz genau anschauen. Auf diese Weise lassen sich seriöse Anbieter schnell aussortieren. Eine Lizenzierung ist dabei sehr wichtig.

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Fazit: Situation in Deutschland weiter undurchsichtig

Online Casinos sind in Deutschland auf den ersten Blick illegal. Allerdings hat sich in den letzten Jahren – seit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag – der eine oder andere Sachverhalt verändert. Gerade die Rechtsprechung des EuGH und verschiedener Verwaltungsgerichte sorgt für eine Verschärfung der Unsicherheit. Hinzu kommt, dass auf den ersten Blick klare Regeln im StGB deutlich an Schärfe verlieren. Gerade der Passus zur behördlichen Genehmigung scheint in den Augen einiger Rechtswissenschaftler inzwischen sehr dehnbar geworden zu sein. In jedem Fall ist die Situation für Casinofans nicht wirklich einfacher geworden. Bleibt abzuwarten, wie sich die Situation mit dem nächsten Glücksspielstaatsvertrag erneut ändern wird.

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